Haan Netzwerk bessert Versorgung Sterbender

Haan · Todkranke Patienten haben einen gesetzlichen Anspruch auf Schmerzmedizin. Qualitätszirkel besteht seit zehn Jahren.

 Palliativmediziner Peter Rensmann glaubt, dass die medizinische Betreuung Sterbender im Kreis besser ist als vor zehn Jahren.

Palliativmediziner Peter Rensmann glaubt, dass die medizinische Betreuung Sterbender im Kreis besser ist als vor zehn Jahren.

Foto: Olaf Staschik

Patienten mit Tumorerkrankungen, Multipler Sklerose, Aids oder anderen tödlich verlaufenden Krankheiten wollen nur eins: in Würde sterben. Um dies zu ermöglichen, bedarf es einer umfassenden Behandlung. Hier setzt die Palliativmedizin ein. Ihr Ziel ist es, den Betroffenen Schmerzen zu nehmen und das Sterben zu erleichtern. Dazu ist eine gute Kooperation aller am Behandlungsprozess Beteiligten notwendig.

Kaum bekannt ist, dass gesetzlich versicherte Patienten bereits seit 2007 durch eine Änderung des fünften Sozialgesetzbuches einen Rechtsanspruch auf Palliativ- und Schmerztherapie haben: "Das Palliativnetzwerk eignet sich als Rahmen für den Auf- und Ausbau der "spezialisierten ambulanten Palliativversorgung", so Christoph Drolshagen. Das Palliativnetzwerk im Kreis Mettmann ist ein Zusammenschluss von Hospizen, palliativ tätiger Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens, verschiedener Dienste und Praxen, die sich für die Begleitung und Betreuung schwerkranker Menschen und deren Angehörigen einsetzen.

Der "hospizlich-palliative Qualitätszirkel" ist ein Teil des Netzwerkes. Er besteht aus Ärzten, Pflegenden, Sozialarbeitern und Seelsorgern aus dem ganzen Kreis Mettmann. Sie treffen sich regelmäßig im Haaner Josef Krankenhaus, um ihre Arbeit an schwerkranken Menschen zu reflektieren und sich miteinander fortzubilden.

Vor jetzt zehn Jahren haben Dr. Peter Rensmann vom St.-Josef- Krankenhaus in Haan und die damalige Pflegedienstleiterin des Franziskus-Hospiz Hochdahl , Edeltraud Antonczyjk, diesen Qualitätszirkel gegründet. Christoph Drolshagen, der Geschäftsführer des Hospizes, glaubt, dass die beiden damals "Pionierarbeit" geleistet haben. "Zu der Zeit war die Palliativ-Versorgung ein rein ärztliches Thema. Erstmals wurden auch Pfleger, Sozialarbeiter und Seelsorger mit einbezogen." AnästhesieChefarzt Rensmann, Facharzt für Schmerztherapie und Palliativmedizin, engagiert sich Qualitätszirkel in erster Linie in der Fort- und Weiterbildung all derer, die mit todkranken Patienten zu tun haben: Ärzte und Pflegepersonal, Seelsorger, Apotheker und ehrenamtliche Patientenbetreuer. "Ziel ist es, die Palliativversorgung im Kreis Mettmann zu verbessern", sagt Drolshagen.

Rensmann findet, dass sie sich auch tatsächlich verbessert habe: "Wir haben jetzt zwei SAPV-Gruppen im Kreis Mettmann, wobei SAPV für spezialisierte ambulante Palliativversorgung steht", sagt Rensmann. Diese Gruppen verfügen im Nordkreis über zwölf Palliativmediziner und im Südkreis über sechs." Das sei, so hätten Hochrechnungen ergeben, ausreichend für die 500 000 Einwohner im Kreisgebiet und etwa 500 betroffenen Todkranken jährlich. Patienten hätten die Wahl zwischen einer Hospizbetreuung oder aber einer 24-Stunden- Betreuung in den eigenen vier Wänden.

Die Versorgung sei noch nicht flächendeckend, aber schon deutlich besser, als noch vor zehn Jahren, glaubt auch Robert Bosch, der Leiter des Franziskus-Hospiz. Mittlerweile kennen sich die Akteure untereinander und greifen eher mal zum Telefon, um Kollegen heranzuziehen.

In den Krankenhäusern, etwa im Hildener St. Josefs, sind Ehrenamtliche unterwegs, erzählt Ulrike Herwald, Koordinatorin bei der Hildener Hospizbewegung: "Eine Kollegin geht regelmäßig da durch, fragt, welche Patienten oder Angehörigen Rat brauchen und erklärt ihnen, was es an Hilfen gibt und wie sie sie bekommen können." Das ganze funktioniere aber auch umgekehrt: Erst am Montag habe das Krankenhaus uns angerufen und mitgeteilt, dass ein Ehepaar Hilfe braucht. "Wir setzen uns dann mit denen zusammen und reden zu dritt darüber, was ansteht und was gebraucht wird." Die Hospizbewegung Hilden existiert übrigens schon seit 15 Jahren.

(RP)
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