Natur im Kreis Mettmann Wisent-Weibchen mit starken Charakteren

Hilden/Haan · Das Trio im Eiszeitlichen Wildgehege im Neandertal wächst noch. Mit Kuhglocken werden die Tiere trainiert, zum Stall zu kommen, erklärt Hegemeisterin Hanna Walter.

 Das Wisent-Damen-Trio Eggi, Ella und Destiny probieren immer mal wieder, wie weit es gehen kann. Insgesamt haben sich die Tiere im Neandertal gut eingelebt.

Das Wisent-Damen-Trio Eggi, Ella und Destiny probieren immer mal wieder, wie weit es gehen kann. Insgesamt haben sich die Tiere im Neandertal gut eingelebt.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Hegemeisterin Hanna Walter kennt sie inzwischen gut, die Eigenarten der drei Wisent-Jungkühe, die seit September im neu konzipierten Wisent-Gehege mit Stallungen im Neandertal leben: Die „Chefin“ Eggi, die gemeinsam mit ihrer Schwester Ella aus dem Wisentgehege Hardehausen bei Warburg stammt und Destiny, die aus dem Tierpark Springe bei Hannover ins Neandertal kam. „Die Rangfolge hatten die drei sehr schnell ausgemacht. Das hat sich seit dem Einzug nicht groß geändert“, so Walter, die täglich mit den der Kühen trainiert, mit einer klassischen Kuh-Glocke.

Wenn die erklingt, setzen sich die drei Damen in Richtung Stallung in Bewegung, bedeutet es doch meist, dass es dort etwas Leckeres außer der Reihe gibt. „Erst wenn alle drei vor dem Tor stehen, öffnen es ihre Betreuer. So trainieren sie die drei Wisentkühe, deren Fell voller Erdklumpen hängt, haben sie sich doch gerade auf den eigens aufgeschütteten Sandhügeln ausgiebig gewälzt. Eggi, die Chefin des Trios, halte so gar nichts vom Warten, erzählt Hanna Walter schmunzelnd. „Sie ist eine echte Krawall-Biene und auch launisch. Sie besteht auch immer auf derselben Box, während es den anderen egal, in welcher sie ihre Leckerlis bekommen“.

Auf die Frage, wie Wisente denn ihren „Unmut“ äußerten, lautet Walters Antwort: „Anders als bei den Auerochsen, die über ein ganzes Repertoire von Muh-Lauten verfügen, um sich untereinander oder auch mit uns zu verständigen, gibt es bei Wisenten fasst keine Lautäußerung. Wenn ihnen etwas nicht passt, dann rempeln sie und drohen, indem sie den Kopf senken und mit den Hörner voraus auf einen zugehen“, so Walter.

Bei einem Gewicht von im Moment etwa 360 bis 380 Kilogramm sind die drei sehr beeindruckende Erscheinungen. Als sie im Neandertal ankamen, wogen sie knapp unter 300 Kilo, Auch wenn sie mit ihren großen braunen Augen und dem weichen Fell durchaus eine hohen Niedlichkeitsfaktor haben, sind und bleiben sie Wildtiere. „Ausgewachsen sind Wisenten mit rund drei Jahren. Die Drei sind jetzt knapp 22 Monate, zu uns gekommen sind sie mit 16 Monaten, und haben in der Zeit zwischen 80 und 100 Kilo zugelegt. Ausgewachsen werden sie um die 500 Kilogramm wiegen“, so Walter, die ihre „drei Mädels“ an der Fellfarbe, am dunkelsten ist Eggi, die hellste Fellfarbe hat Destiny, und auch an der Form der Hörner unterscheiden kann. „Ella hat eine Verkrümmung an der Spitze des linken Horns, Eggi eine an der des rechten. Destiny Hörner weisen keine sichtbaren Besonderheiten auf.“

Als die drei Damen im September letzten Jahres ankamen, waren sie bis Silvester nur um Stall oder in dem kleinen Auslauf direkt davor, um sie an ihre neue Umgebung zu gewöhnen. „Außerdem wollten wir erreichen, dass der Stall für sie ein Rückzugs- und Sicherheitsraum ist. Nachts sind sie nur hier drin, wenn das Wetter zu schlecht ist.“ Aus dem Stall zurück auf die Weide geht es für die Wisent-Kühe immer durch einen schmalen Gang, der an beiden Seiten halbhoch mit dicken Sperrholzplatten verkleidet ist. Hier werden die Tiere später auch tierärztlich untersucht werden und, wenn es nötig ist, auch die eine oder andere Spritze bekommen.

Am Donnerstagnachmittag zeigt Eggi wieder einmal, dass sie ihren eigenen Kopf hat. Schon draußen auf dem Vorplatz, überlegte sie es sich plötzlich anders und betrat den Gang wieder, um zurück in den Stall zu gelangen. Energisch griff Hanna Walter zum Besen und mit lauten Kommandos komplimentierte sie die eigensinnige Wisent-Dame rückwärts den Gang hinaus. „Wie Kinder probieren sie immer mal wieder aus, wie weit sie gehen können. Das muss man sofort unterbinden“, so Walter, die ihre drei Damen gut im Griff hat. Die Einschätzung scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Ab und zu darf sie die Wisente an der Schnauze kraulen.

Zurzeit genießen die Tiere es, sich auf den aufgeschütteten Sandhügeln zu wälzen und das frische Gras zu äsen. Sehr zur Freude der Spaziergänger kommen sie dabei auch schon einmal nah an den hohen, doppelten Zaun heran. Durch den inneren Zaun fließt Strom. Mit diesem Schutz um das weitläufige Gehege bleiben Mensch und Tier auf Abstand.

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