Hilden Muslime für Bildungsimpulse

Düsseldorf · Ein positives Fazit zog der Integrationsrat vom ersten "Runden Tisch gegen Extremismus". Auch ein gemeinsamer Religionsunterricht könne dagegen immunisieren, greifen Hildener Muslime den Vorstoß des Innenministers auf.

Erstmals in ihrer Geschichte hatten sich die Hildener Muslime verschiedener Vereine im vergangenen Monat gemeinsam an einen "Runden Tisch" gesetzt — mit Vertretern der Verwaltung und gegen Extremismus. Auslöser war die Salafisten-Rede beim marokkanischen Freundeskreis gewesen. Im Integrationsrat zog Tobias Wobisch vom städtischen Integrationsbüro gestern ein positives Fazit: "Wir kamen, um über Extremismus zu beraten und sind nun dabei, der Bildungsarbeit in Hilden wichtige Impulse zu geben."

Beflügelt werden diese von Thomas de Maizière. Der Bundesinnenminister hatte sich in dieser Woche für die rasche Einführung eines flächendeckenden islamischen Religionsunterrichts in Deutschland ausgesprochen — als "wichtigen Beitrag zur Integration und wirksamen Immunisierung gegen Extremismus". Das kann Mohammed Assila nur unterstreichen. Der interkulturelle Berater der Jugendförderung lehrt Arabisch und Islamkunde in den Räumen der Adolf-Reichwein-Schule. Seine 60 bis 70 Schüler sind überwiegend, wie er, Marokkaner und kommen aus allen Klassenstufen; einer steht kurz vor dem Abitur. "Sie haben viele Fragen, wie man als Moslem seinen Glauben in einer säkularisierten Gesellschaft leben kann", weiß Assila, der selbst Vater von drei Kindern ist. Für ihn ist "Religion vor allem Reflexion" — das werde im Unterricht oft ignoriert.

Assila, dessen "Arbeitgeber kein Imam, sondern die Bezirksregierung" ist, fürchtet, dass die flächendeckende Einführung daran scheitern wird, dass bislang nur eine der vielfältigen muslimischen Religionsgemeinschaften Ansprechpartner sein muss. "Das blockiert das Verfahren, weil es zu viele Richtschnuren im Islam gibt", ahnt Assila, der es begrüßen würde, aus den größten Verbänden Vertreter zu entsenden, die gemeinsam das Curriculum gestalten.

"Das wäre Gold wert", findet Wobisch, der den Lehrplan allerdings "auf deutsche Verhältnisse abgestimmt" wissen möchte — zumal schon die Hildener Muslime aus den unterschiedlichsten Herkunftsländern kommen. Um so mehr möchte Güler Ayranci das Verbindende des muslimischen Glaubens betonen. Für die Vorsitzende des Integrationsrates war der "Runde Tisch" auch deshalb ein Erfolg, weil "eine Zusammenarbeit der islamischen Vereine längst überfällig war: Wir wissen viel zu wenig voneinander!"

Die DITIB-Gemeinde, der die Türkin angehört, hat deshalb jetzt auch die Jugendlichen der Islamischen Gemeinde und des Marokkanischen Freundeskreises zum Donnerstags-Treff junger Muslime in die Emir-Sultan-Moschee eingeladen — und die Kinder zum türkischen Kinderfest am 23. April. "Natürlich sind auch christliche Kinder willkommen", betont Ayranci. "Aber die werden an diesem Wochenende wohl lieber Ostereier suchen."

(RP)
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