Haan Mülltonnen werden verheiratet

Haan · Damit künftig die Abfallbehälter für Restmüll und Bioabfälle klar den Grundstücken zugeordnet werden können, erhalten die braunen und schwarzen Rolltonnen und Container nach dem Transponderchip nun einen Balkencode.

 Stephan Vogt (links) und André Jörgens vom Unternehmen c-trace erläuterten gestern das Projekt. Die Tonnen werden gechipt und mit Aufkleber versehen, der in ein Computerprogramm eingelesen wird.

Stephan Vogt (links) und André Jörgens vom Unternehmen c-trace erläuterten gestern das Projekt. Die Tonnen werden gechipt und mit Aufkleber versehen, der in ein Computerprogramm eingelesen wird.

Foto: Anja Tinter

Zu einer Hochzeit gehören immer zwei. Der eine Teil — ein Transponder-Chip — klemmt schon seit zwei Jahren unterm Rand der allermeisten schwarzen und braunen Abfallbehälter in Haan. Jetzt folgt — als zweiter Teil — noch ein Aufkleber mit Balkencode. Damit werden die Tonnen oder Container demnächst zweifelsfrei dem jeweiligen Grundstück zugeordnet, Das Vernüpfen des 16stelligen Transpondercodes mit dem Balkencode nennen Fachleute "Verheiratung".

In der kommenden Woche schreiben die Stadt Haan und das mit der Massen-Heirat beauftragte Bielefelder Unternehmen c-trace alle Haus- und Grundstückseigentümer an. In dem Brief wird das Projekt erläutert, das schließlich vom 11. bis 23. Juni umgesetzt werden soll. Im Umschlag finden die Gebührenzahler auch einen Adressaufkleber. Der muss auf die Tonne geklebt werden. In der 24. und 25. Kalenderwoche werden dann vier Teams im Stadtgebiet unterwegs sein und die an die Grundstücksgrenzen gestellten Mülltonnen verheiraten. Die Behälter erhalten dann einen Balkencode-Aufkleber, der die Adresse, die Behältergröße und den Leerungsrhythmus enthält. Dieser wird wiederum in ein Computerprogramm eingelesen. Das verhindert dann während der Abfuhrroute den Missbrauch. Keine unangemeldete Tonne wird mehr geleert und zusätzlicher Müll kann auch nicht durch eine zweite Füllung und erneutes Herausstellen in einer Nebenstraße entsorgt werden.

Beim Tonnenkauf Geld gespart

Früher verschickte die Stadt alle zwei Jahre Gebührenmarken für die Restmülltonnen. Diesen Aufwand kann sich das Steueramt künftig sparen. Denn die Transpondertechnik — inzwischen Standard — garantiert eine richtige Zuordnung und stellt sicher, dass nur Tonnen geleert werden, für die Gebühren bezahlt werden. Entdeckt das Lesegerät des Müllfahrzeugs anderes, verweigert die Hydraulik ihren Dienst und die Tonne bleibt stehen.

"Der frühere Haaner Entsorger Awista hatte seine braunen und schwarzen Tonnen mit Transpondern ausgestattet", berichtete Bauverwaltungsamtsleiter Bernd Duske. Als dann die Neuausschreibung des Entsorgungsauftrages anstand, entschied sich die Stadt dafür, selbst Tonnen anzuschaffen, um allen Anbietern gleiche Chancen zu geben. Womit niemand gerechnet hatte: Awista war bereit, die vorhandenen Tonnen gebraucht zu verkaufen. Damit sparte die Stadt Geld für den Kauf neuer Tonnen und hatte zugleich bereits die Transponder, die neu etwa einen Euro pro Stück kosten. Somit entstünden unter dem Strich keine Mehrkosten, wenn die jetzige Aufkleber- und Registrierungsaktion mit 40 000 Euro zu Buche schlägt.

Die neue Tonnen-Identifizierung hat auch einen ganz praktischen Vorteil: Wenn künftig aus Versehen eine Tonne im Müllfahrzeug landet, steht sofort fest, welche Tonne es wo war. Bisher musste Abfallberaterin Carmen Viehmann immer auf telefonische Reklamationen warten und konnte sich erst dann um die Lieferung eines Ersatzbehälters kümmern. Als im Frühjahr 2011 die Firma Drekopf die Leerung der Tonnen übernahm, verschwanden pro Monat bis zu 50 Tonnen im Müllfahrzeug. Diese Quote ging seither auf rund zehn zurück.

(RP/url)
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