Hilden Muslime möchten eigenen Friedhof

Hilden · Die Politik hat die Verwaltung zunächst beauftragt, mit allen muslimischen Vereinen in Hilden den Bedarf und die Kosten zu ermitteln. Die Entscheidung, ob ein muslimisches Gräberfeld eingerichtet wird, trifft der Stadtrat.

  Muslimische Gräberfelder gibt es beispielsweise in Mettmann und Velbert.

 Muslimische Gräberfelder gibt es beispielsweise in Mettmann und Velbert.

Foto: dpa/dpa, Christian Reimann

Häufig werden gläubige Muslime in ihrem oder dem Heimatland ihrer Eltern beigesetzt. Eine Überführung  ist teuer und in Zeiten der Corona-Pandemie nahezu unmöglich geworden. Viele Flugverbindungen wurden eingestellt.  Das mache vielen älteren Muslimen in Hilden Angst, schreibt Mohamed Amkhatriou, Zweiter Vorsitzender des Islamisch-Marokkanischen Kulturvereins an Bürgermeisterin Birgit Alkenings und beantragt für das Netzwerk Hildener Moscheevereine die Gründung eines muslimischen Friedhofes in Hilden: „Wir sehen uns in der Verantwortung, gemeinsam mit Ihnen Grabstätten für die Totenruhe unserer muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürger bereitzustellen.“

Die Vereinsmitglieder seien bereit, dafür auch ein Grundstück (etwa einen nicht genutzten Teil des städtischen Nordfriedhofes) zu kaufen, sofern die Stadt ein Grundstück nicht unentgeltlich bereitstellen könne. Wegen der Corona-Pandemie bittet Amkhatriou, seinen Antrag mit besonderer Dringlichkeit zu behandeln.

Das hat die Bürgermeisterin getan und den Antrag nicht dem Fachausschuss, sondern unmittelbar dem Haupt- und Finanzausschuss vorgelegt. Er tagte am 20. Mai. Ergebnis: Über den Antrag selbst wurde noch nicht entschieden. Alle Fraktionen möchten, dass die Verwaltung mit allen muslimischen Vereinen in Hilden spricht und eine Lösung findet, mit der alle leben können. Die CDU tut sich schwer damit, dass ein muslimischer Friedhof ewigen Bestand haben muss. Das sei der entscheidende Knackpunkt, sagte Bürgermeisterin Birgit Alkenings. Zwischen deutscher und islamischer Bestattungskultur gibt es zahlreiche Unterschiede. Ein islamischer Friedhof muss ewig Bestand haben. Dort dürfen nur Muslime, keine „Ungläubigen“, bestattet werden – in einem Leinentuch (ohne Sarg). Der Leichnam muss auf der rechten Seite mit dem Gesicht in Richtung der Kaaba in Mekka liegen. Nach deutschem Recht können Friedhöfe „entwidmet“ werden. Verstorbene müssen dort vielerorts – wie auch in Hilden  – zwingend in Särgen oder Urnen beigesetzt werden. In Hilden sei die Nachfrage für die Bestattung nach muslimischem Ritus bislang „äußerst gering“ gewesen, berichtet die Verwaltung. In Nachbarstädten seien vereinzelt muslimische Gräberfelder angelegt worden. In Mettmann etwa können seit 2003 muslimische Bestattungen vorgenommen werden – in den vergangenen 16 Jahren waren es insgesamt zehn. In Velbert würden im Gegensatz zu Mettmann auch Auswärtige nach muslimischem Ritus bestattet, im Schnitt einmal pro Monat. In Wuppertal planten zehn Wuppertaler Moscheevereine einen Muslimischen Friedhof. Er soll auf der Fläche eines ehemaligen evangelischen Friedhofs entstehen. Verwaltung, Finanzierung und die Organisation der Bestattungen übernimmt ein Trägerverein.

Die Zeit zwischen  Antragseingang und Erstellung der Sitzungsvorlage sei zu kurz für ein grobes Konzept mit Kostenabschätzung gewesen, so die Verwaltung. Das wird jetzt nachgeholt und im Umweltausschuss (er kümmert sich um die Friedhöfe) dann erneut beraten.

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