Hilden Moschee freut sich über Besucher

Hilden · Die türkische Gemeinde lädt Vertreter des öffentlichen Lebens zum Fastenbrechen ein.

 Vorsitzender Erhan Akyol (3.v.l.) hatte Dezernent Sönke Eichner (2.v.l.) und stellvertretende Bürgermeisterin Marianne Münnich (r.) an seiner Seite.

Vorsitzender Erhan Akyol (3.v.l.) hatte Dezernent Sönke Eichner (2.v.l.) und stellvertretende Bürgermeisterin Marianne Münnich (r.) an seiner Seite.

Foto: Köhlen

Die türkische Ditib Emir-Sultan-Moschee ist unverkennbar mit ihren orientalischen Wölbungen und dem kleinen Minarett im Industriegebiet der Stadt. Auf dem Vorhof sammeln sich die Muslime und unterhalten sich, ein paar nicken fröhlich, obwohl seit der letzten Mahlzeit und dem letzten Schluck Wasser gut 18 Stunden vergangen sind - bei 27 Grad in der prallen Sonne. Im Gemeindesaal unterhalb der Moschee sind die Tische reich gedeckt, mit Linsensuppe, Fleisch, Baklava und Salat. Neben Wasser und Apfeltee, gibt es für jeden Gast auch eine Dose Cola. Es gibt Frauentische und Männertische. Das Fastenbrechen um 21.45 Uhr findet gemeinsam im Raum, aber an getrennten Tischen statt. Vorne sitzt der Vorsitzende der türkisch-islamischen Gemeinde, Erhan Akyol. Er wird alle drei Jahre von der Gemeinde gewählt. Neben dem Vorsitzenden hat die stellvertretende Bürgermeisterin Marianne Münnich (Grüne) Platz genommen. Sie betont die erfolgreiche Integration und die offene Kultur der Muslime in Hilden. An der Wand hängt ein Porträt des türkischen Staatsoberhaupts Erdogan, daneben ein Bild von Staatsgründer Atatürk. Die dritte Fotografie überrascht: Bundespräsident a.D. Joachim Gauck.

Der sunnitische Imam Osman Birtek begrüßt die Gemeinde mit einemt Eröffnungsgebet. Mir gegenüber sitzt Bahittin Akyazi, er ist zufällig einer der Organisatoren des christlich-islamischen Dialogkreises in Hilden. Er lächelt und erklärt, die Zeremonie sei ein Bittgebet gewesen, das schicke man mit seinen geöffneten Händen gen Allah und hoffe auf seine Güte. Die größte Herausforderung beim Fasten sei der Schlafentzug, weil nur nach Sonnenuntergang und bis Sonnenaufgang gegessen und getrunken werden darf, fehle diese Zeit entsprechend zum Schlafen. Für Bahittin ist Religion keine politische Sache, Staat und Religion sollten getrennt sein. Dass neben Atatürk und Erdogan auch Gauck als Foto an der Wand hängt, ist für ihn eine Selbstverständlichkeit. Auch für den 17-Jährigen Hakan Özdemir und seinem älteren Bruder Hamit, Jugendvorstand der Gemeinde, ist Politik keine große Angelegenheit. "Wir richten unser Leben nach dem Islam aus", sagt Hamit, der Wirtschaft in Wuppertal studiert. Gauck sei nun mal der deutsche Bundespräsident gewesen, demnächst soll sein Bild gegen das von Steinmeier ausgetauscht werden. "Wir sind Deutsche, das ist unser Staatspräsident". Der IS spiele keine Rolle "Wir verurteilen den Terrorismus." Hamit erklärt, wer als gläubiger Muslim einen Menschen töte, werde von Allah bestraft, als habe er die gesamte Menschheit getötet. Die Gemeinde habe auch die AfD zum Fastenbrechen eingeladen - gekommen ist niemand. Das Fastenbrechen ist eine ausgelassene Angelegenheit. Hakan Özdemir gesteht, als er vor drei Jahren zum ersten Mal gefastet habe, damals schaffte er es nur jeden zweiten Tag. Mittlerweile falle es ihm nicht mehr so schwer. Um 23 Uhr werden die Gläubigen zum Abschlussgebet aufgerufen. Es dauert eine Stunde. Auch die Gäste dürfen dabei sein. "Wir sind eine offene Moschee. Jeder darf vorbeikommen und zuschauen und mit uns gemeinsam feiern", erzählt Hamit. Es sei schade, dass bislang nur wenige Nicht-Muslime die Moschee besuchten.

(RP)
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