Hilden Modellspielzeug – Tradition zum Fest
Hilden · 37 Händler bieten alles rund um Eisenbahn und Autos – nicht nur für Sammler.
Vier Männer stehen vor einem großen Koffer. Darin sind Gleisstücke in sieben verschiedenen Spurweiten. Einer stellt eine große Dampflok mit Tender auf die Schiene. Jürgen Hörner beobachtet das Display der digitalen Fahrsteuerung. Irgendwann meldet sich die Lok. Doch die Fahrt ist nur ruckartig. Und das Licht ist auch erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Einer der Modellbahnen setzt die Lok mittels Kunststoff-Einfädler neu auf – die Fahrt wird erst flüssiger, dann flüssig. „Die hat wohl lange gestanden und muss sich erst einfahren“, meint Hörner. Die Modellbahnfreunde sind zufrieden. Jürgen Hörner auch. Er ist Ausrichter des Modellspielzeugmarktes, der traditionell am zweiten Weihnachtsfeiertag und am Ostermontag in der Hildener Stadthalle stattfindet.
37 Händler haben diesmal ihre Stände aufgebaut. Rund 400 Besucher werden in der Stadthalle gezählt. Viele suchen gezielt nach Ergänzungen für ihre Modellbahn zu Hause. Ob neue Lokomotiven oder alte Waggons, ob alte Schätzchen oder fabrikneue Modelle, ob Häuser für die Hausanlage oder Dekomaterial – das Angebot ist riesig. „Fast alles ist zu finden, was das Sammlerherz begehrt“, weiß Jürgen Hörner.
Klaus Udo Knoll handelt seit fast vier Jahrzehnten mit altem Blechspielzeug. Vor seinen Verkaufstischen bleiben viele Besucher stehen, entdecken Dinge, die in der eigenen Kindheit Schätze im Spielzimmer waren – etwa der Straßenkreuzer mit der Kabel-Fernsteuerung. Knoll ist zufrieden mit dem Interesse und dem Verkauf. Auch junge Leute zeigen Begeisterung für altes Blechspielzeug: Knolls ältesten Stücke stammen aus dem späten 19. Jahrhundert.
Viele nette Gespräche führt auch Horst Leone an diesem Tag. Er bietet überwiegend Modellbahnbedarf an. Kauft aber auch an. Aber nicht alles. Klaus Weyers zum Beispiel hat zwei Taschen voll mit Waggons und Lokomotiven, hofft auf Interesse an seiner Anlage, deren Ursprung ein Weihnachtsgeschenk der Eltern aus den 1950er Jahren war. Horst Leone winkt ab: „Alte Sammler haben alles und neue gibt es nicht mehr!“ Für nur ganz spezielle Stücke gebe es noch Interesse. Klaus Weyers will nun einen Verkauf übers Internet versuchen. Auch Klaus Udo Knoll erhält immer mal wieder altes Blechspielzeug angeboten. „Viele Preisvorstellungen sind aber überzogen!“
Der Bummel an den Verkaufstischen weckt immer wieder Kindheits-Erinnerungen. Da hat ein Händler einen orangefarbenen Mercedes C111 für die Rennbahn, den der Besucher einst mit dem Onkel zusammen im Stuttgarter Mercedes-Museum im Original bestaunen konnte. Auf einem anderen Tisch steht der bordeaux-metallic-farbene Mercedes 600 Pullmann mit kleinen Scheibenwischern. 17 Euro will die Händlerin für das Spielzeugauto haben. Sammler ergänzen die Kollektion ihrer Postlaster-Sammlung, andere suchen Ersatzteile oder kleine Geschenke. Am frühen Nachmittag lässt der Andrang merklich nach.