Haan Mit einem Euro im Spielzeugladen

Düsseldorf · Reportage In einer Unterrichtsreihe der Caritas-Schuldnerberatung beschäftigten sich die Vorschulkinder der Kindertagesstätte Nachbarsberg mit Fragen "Rund ums Geld". Ihre neuen Kenntnisse probierten die Mädchen und Jungen im Geschäft von Iris Blum praktisch aus.

Advica und Kristina legen ihre beiden Ein-Euro-Münzen sowie das Tütchen mit zwei Radiergummis in Form von Flip-Flops auf die Verkaufstheke. Dann schauen die beiden Sechsjährigen Iris Blum unsicher an. "Ja, das könnt ihr machen. Statt jeder ein Teil für einen Euro zu kaufen, nehmt ihr zusammen eines für zwei Euro", sagt die Inhaberin des Spielmobils an der Dieker Straße.

Von dieser kreativen Lösung ist auch Nicole Hafner beeindruckt. Sie ist Präventionsfachkraft der Schuldnerberatung des Caritasverbandes und schult derzeit Kinder aus Haaner Kindertagesstätten im Umgang mit Geld und Konsum. Sie erklärt: "In unserer praktischen Übung sollen die Kinder lernen, welche ihrer Wünsche sie sich mit ihrem Taschengeld erfüllen können und was mit dem Geld nach dem Bezahlen passiert."

Zwei Gruppen mit je acht Kindern der evangelischen Kindertagesstätte Nachbarsberg besuchen nacheinander das Geschäft von Iris Blum – und erliegen sogleich den Verlockungen der Spielwarenwelt. Mit großen Augen steht zum Beispiel der fünfjährige Finn vor einem Regal mit Lesezeichen mit Dinosaurier-Motiven. Doch ebenso wie für David (5), der ein Auge auf ein Pfeil-und-Bogen-Set geworfen hat, und Mia (6), der es eine Plüschkatze angetan hat, lautet die Antwort der Ladeninhaberin: "Das kostet viel mehr als einen Euro, das kannst du leider nicht kaufen." Nicole Hafner versucht, die Kunden von morgen für das Thema Geld zu sensibilisieren, spricht in den Tagesstätten über Bedürfnisse und Wünsche, die Geschichte und den Kreislauf des Geldes. Sie beobachtet seit dem Beginn des Projektes vor einem Jahr, dass die Kinder auch lernen, "Nein" zu sagen sowie wichtige und unwichtige Bedürfnisse voneinander zu unterscheiden. "Das ist Teil der Sozialerziehung. Wir versuchen, die Kinder zu stärken und aufzuklären", erläutert Hafner. "Im besten Falle haben wir künftig bei der Schuldnerberatung weniger junge Klienten." In einer Ecke des Geschäfts sitzen die Kinder zum Abschluss ihres Besuches im Kreis und zeigen sich ihre neuen Spielsachen.

"Was machst du denn jetzt mit dem Geld?", möchte Ole (6) von Iris Blum wissen. "Vor allem kaufe ich davon neue Ware, bezahle Rechnungen, und von einem Teil lebe ich", berichtet die Inhaberin. Advica stellt ihre Frage offenbar mit einem Hintergedanken und plant wohl schon die nächsten großen Anschaffungen: "Kannst du mir auch Angebote machen und Rabatt geben?" Da muss Iris Blum lachen und stellt fest: "Wenn du genug kaufst, können wir über einen Preisnachlass sprechen."

(RP)
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