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Hilden/Haan Mit der neuen Niere begann ein neues Leben

Hilden/Haan · Heute ist Tag der Organspende. Patienten des nephrologischen Zentrums berichten über ihre Zeit vor und nach der Transplantation.

 Marta Brune erhielt nach vier Jahren Dialyse eine Niere von der Mutter. Im Hintergrund spricht Hans-Jürgen Wessel mit Professor Michael Koch.

Marta Brune erhielt nach vier Jahren Dialyse eine Niere von der Mutter. Im Hintergrund spricht Hans-Jürgen Wessel mit Professor Michael Koch.

Foto: Staschik

Für Marta Brune änderte sich ihr Leben vor vier Jahren grundlegend. Eine Darmerkrankung führte bei der damals 30-Jährigen zu Nierenversagen. Anschließend war die junge Mutter vier Jahre auf die Dialyse angewiesen. Ihren Beruf als Immobilienkauffrau musste sie aufgeben. "Es war schwer, mir das einzugestehen.

Als junger Mensch kennt man es ja nicht, dauerhaft krank zu sein", sagt sie heute. Statt der herkömmlichen Blutwäsche in einer medizinischen Einrichtung, führte Brune eine so genannte Bauchfelldialyse durch. Über einen Schlauch reinigte eine Glukoselösung das Blut der jungen Frau. Alle zwei bis drei Stunden musste sie die Dialyse erneuern. "Auf einer Dialysestation sind viele Betten und viele ältere Menschen. Das zieht einen als junger Mensch sehr runter. Das wollte ich nicht", begründet die 34-Jährige ihren Entschluss.

Schließlich erklärte sich ihre eigene Mutter bereit, der 34-Jährigen eine ihrer Nieren zu überlassen. Seit knapp dreieinhalb Monaten hat die junge Frau daher ein neues Leben. Ihre Erleichterung darüber ist ihr deutlich anzusehen, sie strahlt über das ganze Gesicht. "Die Kraft ist wieder da. Ich fühle mich wieder wie vorher. Man ist motivierter und man kann wieder andere Sachen machen, wie Essen gehen oder ins Kino", sagt sie. Dass sie morgens acht und abends drei Tabletten schlucken muss, nimmt sie gern in Kauf.

Am häufigsten werden Nieren verpflanzt, danach folgen Herz- und Lebertransplantationen, sagt Professor Michael Koch vom nephrologischen Zentrum im Kreis mit Praxen in Hilden, Haan, Mettmann und Velbert. "Don't take your organs to heaven", sagt der Mediziner. Nimm deine Organe nicht mit in den Himmel, appelliert Koch an seine Mitmenschen. Am heutigen Tag der Organspende machen Ärzte wie Betroffene auf die mangelnde Spenderbereitschaft aufmerksam. Da immer noch zu wenige Menschen einen Organspende-Ausweis besitzen, sollen die gesunden Menschen durch diesen Aktionstag darauf hingewiesen werden.

Organe spenden kann jeder gesunde Mensch. "Freiwilligkeit, gesunde Organe und eine Übereinstimmung der Blutgruppe sind Voraussetzung", sagt Professor Koch. Doch selbst Organe von Menschen mit ungleicher Blutgruppe können bereits dank entsprechender Medikamente verpflanzt werden. Wer einen Organspende-Ausweis mitführt, dessen einzelne Organe können etwa im Falle eines Unfalls nach dem festgestellten Hirntod entnommen und in kranke Menschen eingepflanzt werden und so deren Leben verlängern. "Ein Organspende-Ausweis ist hilfreich für den behandelnden Arzt und für Angehörige eine enorme Erleichterung", weiß Michael Koch. Hans-Jürgen Wessel musste nicht zur Dialyse. Der 55-Jährige litt aber seit seiner Kindheit an Diabetes. "Ich war seit meinem zehnten Lebensjahr krank", sagt Wessel. Das ist seit knapp zehn Jahren vorbei. Auf Rat von Michael Koch erhielt Wessel bereits vor Versagen seiner Nieren präventiv eine neue Niere und eine neue Bauchspeicheldrüse. Die Zuckerkrankheit ist bei dem Hildener seither Vergangenheit. Anders als Marta Brune, die ihre neue Niere von ihrer Mutter erhielt, weiß Hans-Jürgen Wessel nicht, wem er sein neu gewonnenes Leben zu verdanken hat. "Ich weiß nur, dass es ein kräftiger, junger Mann war. Mehr wollte ich auch nicht wissen", verrät der 55-Jährige: "Aber er ist ja nicht wegen mir ums Leben gekommen." Ebenso wie Wessel ist Marta Brune ihrer Spenderin sehr dankbar. "Aber irgendwann muss man aufhören, ständig die Dankbarkeit auszudrücken. Ich weiß es aber immer zu schätzen", sagt die 34-Jährige.

Seit seiner gelungenen Organ-Transplantation arbeitet Hans-Jürgen Wessel wieder in einem Hildener Autohaus, seit dreieinhalb Jahren nur noch halbtags. Auf seinem Schreibtisch stehen Organspende-Ausweise und Informationsbroschüren. "Bei mir geht kein Kunde ohne Spender-Ausweis wieder", sagt Wessel mit einem Lachen. "Seit ich krank war, wollten in meinem Freundeskreis auch alle ihre Organe spenden", berichtet Marta Brune. "Eigene Betroffenheit ist der stärkste Motor für Spendebereitschaft", weiß auch Professor Michael Koch.

www.rp-online.de/hilden

(pjj)
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