Hilden Lehrlinge schwer zu finden

Hilden · Kurz vor Beginn des neuen Ausbildungsjahrs suchen noch viele Betriebe nach Bewerbern und haben umgekehrt viele junge Leute noch keinen Ausbildungsplatz. Lehrstellenbörsen der Kammern führen beide Seiten zueinander.

 Der Gruitener Metzgermeister Manfred Valbert mit seinem Auszubildenden Karsten Jäger, der gerade Ochsenkoteletts zuschneidet.

Der Gruitener Metzgermeister Manfred Valbert mit seinem Auszubildenden Karsten Jäger, der gerade Ochsenkoteletts zuschneidet.

Foto: Olaf Staschik

Haan/Hilden Wer Metzger werden will, muss mehr vorweisen können als starke Arme und den gekonnten Umgang mit dem Messer. "Die Anforderungen sind hoch", sagt der Gruitener Fleischer Manfred Valbert. Er ist stellvertretender Obermeister der Fleischer-Innung des Kreises Mettmann. "Wir arbeiten mit Maschinen und Computern und organisieren außerdem einen Partyservice."

 Dr. Christian Henke

Dr. Christian Henke

Foto: Meyer

Und so werde es immer schwerer, geeignete Auszubildende zu finden. Ein Realschulabschluss sei Voraussetzung. "Es passiert auch bei uns, dass Praktikanten von einem auf den nächsten Tag nicht mehr kommen." Für das demnächst beginnende neue Lehrjahr sei man aber guter Dinge, einen geeigneten Auszubildenden gefunden zu haben: "Er hat bei uns jetzt schon seit längerem ein Praktikum gemacht." Nicht alle Metzger hätten jedoch dieses Glück. "Ich weiß von zwei Betrieben aus unserer Innung, dass sie noch Lehrstellen frei haben."

Vielfältiges Angebot

So geht es auch anderen Handwerkern: Kurz vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres strecken noch rund 40 Handwerksbetriebe aus dem Kreis Mettmann über die Lehrstellen-Börse der Handwerkskammer ihre Fühler nach einem Azubi oder einer Azubine aus — und weitere Meldungen sind in den nächsten Tagen und Wochen zu erwarten. Die Bandbreite der Anbieter reicht von A wie Augenoptiker bis Z wie Zweiradmechaniker.

Noch größer ist die Auswahl auf der ebenfalls im Internet einsehbaren Lehrstellenbörse der Industrie- und Handelskammer (siehe Infokasten), die auch kaufmännische und Büro-Ausbildungsplätze auflistet; und die allein für Hilden und Haan noch 16 freie Lehrstellen für das demnächst beginnende Ausbildungsjahr nennt.

"So viele unbesetzte Lehrstellen zu diesem Zeitpunkt — das gab es seit dem Start dieser Vermittlungsbörse vor einigen Jahren noch nie", meinte Dr. Christian Henke im Gespräch mit der RP. Für den Leiter der Hauptabteilung Berufliche Bildung bei der Handwerkskammer Düsseldorf ist dies "ein Indiz dafür, dass junge Leute im Moment noch gute Chancen haben, einen Ausbildungsplatz zu bekommen".

Im vergangenen Jahr waren laut Henke insgesamt 627 Ausbildungsverträge bei Handwerksbetrieben im Kreisgebiet neu abgeschlossen worden. Über alle Lehrjahre hinweg seien 2011 insgesamt 1720 Azubis tätig gewesen, entnahm der Kammer-Geschäftsführer den statistischen Aufzeichnungen. Diese Zahlen sind in etwa auch die Richtschnur für das im August startende neue Ausbildungsjahr. Detaillierte Aussagen mochte Henke noch nicht treffen.

Zwar liege die Zahl der bis zum 31. Mai abgeschlossenen 133 Lehrverträge über der des gleichen Zeitpunkts im Vorjahr (123), doch würden diese der Kammer eben erst gemeldet, wenn sie tatsächlich abgeschlossen sind. "Bis jetzt haben wir nur eine Momentaufnahme." Viele Jugendliche würden erst mit den nunmehr vorliegenden Schulabschlüssen aktiv.

"Auch mal neben Trampelpfaden"

Denjenigen Jugendlichen, die noch auf der Suche sind, empfiehlt Henke, "auch mal neben den Trampelpfaden auf weniger gängige Berufsfelder zu blicken". Abseits der seit Jahrzehnten begehrten Lehrstellen in Kfz-Werkstätten oder Friseursalons sei eine Ausbildung etwa zum Landmaschinentechniker oder Anlagenbauer eine gute Alternative. Zudem sollten die Bewerber, empfiehlt Henke, potenziellen Ausbildern gegenüber Initiative zeigen. "Sei es durch eine persönliche Kontaktaufnahme direkt im Betrieb oder sei es durch das Angebot, mal eine Woche zum gegenseitigen Kennenlernen als Praktikant mitzuarbeiten: Beides kommt gut an!"

Und wer eine Stelle gefunden hat, hat meist gute Karten für die berufliche Zukunft. "Um unseren Bedarf an Fachkräften zu decken, übernehmen wir in der Regel alle unsere Gesellen", sagt der Gruitener Manfred Valbert.

(RP/rl)
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