Hilden Lebhafte Etat-Debatte im Netz
Hilden · Seit Mitte Oktober konnten die Hildener im Internet die Vorschläge zum Spargutachten erörtern. 114 Bürger beteiligten sich und verfassten 177 Beiträge. Top-Themen waren Musikschule, Seniorentreffs und Bücherei.
Das von Rat und Verwaltung in Auftrag gegebene Gutachten beinhaltet 43 Vorschläge, bis 2014 rund 7,5 Millionen Euro im städtischen Haushalt einzusparen. Was sie davon halten, konnten die Bürger auf der Internetplattform www.buergerhaushalt.hilden.de kundtun. 114 ließen sich registrieren (das war auch mit Synonym möglich) und schrieben fast 180 Beiträge zu 73 Themen, bilanziert Heinrich Klausgrete. Mehr als 13 000 Themenaufrufe registrierte der Betreiber. "Früher wurde das Thema Haushalt kaum beachtet", freut sich der Kämmerer: "Die Diskussion im Netz war stellenweise sehr emotional und vom Ergebnis her auch sehr interessant." Niemand habe gegen die Spielregeln verstoßen, betonte Klausgrete. Kein Nutzer musste ausgeschlossen, kein Beitrag aus der Datenbank genommen werden.
Alle Beiträge und Vorschläge werden in den nächsten Tagen ausgedruckt. Knapp 190 Seiten werden jedem Ratsmitglied für die Haushaltsplanberatungen zur Verfügung gestellt. Jeder Bürgervorschlag wird als Empfehlung in den jeweiligen Fachausschüssen mitberaten. Der Etat soll am 14. März im Haupt- und Finanzausschuss und am 21. März im Rat verabschiedet werden.
Mehr als 3200 Zugriffe
Die meisten Zugriffe (über 3200) wurden bei der Gutachter-Empfehlung registriert, ab 2013 rund 123 000 Euro oder 50 Prozent bei den Zuschüssen für die Seniorenarbeit einzusparen. Das sei nicht sinnvoll, wo doch die Zahl der Älteren in Hilden zunehme, waren sich alle Diskutierenden einig. Senior "Bernhard" bezweifelte, ob die Stadt für weniger als fünf Euro pro Einwohner ein so gutes Ergebnis für die Seniorenarbeit erreichen könne wie die freien Träger dies schafften. "Joe21" forderte, dass die Stadt ihre freiwilligen in verbindliche Zuschüsse umwandeln müsse, damit die Träger der Seniorenarbeit vernünftig planen könnten.
Die höchste Bewertung (fünf Sterne, knapp 3200 Zugriffe) gaben die Nutzer dem Thema Musikschule. Der Gutachter hatte vorgeschlagen, die Stellen von mindestens zehn fest angestellte Lehrer zu streichen, durch Honorarkräfte zu ersetzen und so von 2014 an 275 000 Euro im Jahr zu sparen.
Das lehnten alle Autoren ab. Mit Honorarkräften könne man höchstens eine Agentur, aber keine Schule betreiben, schrieb "Karolus". Eine Mutter schilderte, ihr Sohn sei bei Jeki (Jedem Kind ein Instrument) mit Feuereifer dabei. Das Musizieren mache ihn fröhlich und ausgeglichen. Sein Lehrer aus der Musikschule sei hoch motiviert und hoch qualifiziert. Deshalb müsse er angemessen bezahlt werden. Er werde nur für die gehaltene Unterrichtsstunde bezahlt, erhalte kein Gehalt in den Ferien, an Feiertagen oder bei Krankheit, berichtete eine Honorarkraft. Bei einem besseren Angebot für ihn persönlich müsse er die Musikschule verlassen.
Wichtig war den Usern auch das Thema Stadtbücherei (über 560 Zugriffe). Der Gutachter schlägt vor, die Gebühren zu erhöhen und Sachkosten einzusparen. Während dies insbesondere Eltern im Interesse ihrer Kinder kategorisch ablehnten, hielten dies andere für vertretbar. Angeregt wurde auch, wie von der Verwaltung vorgeschlagen, die Öffnungszeiten der Bücherei einzuschränken.