Landluft und Leselust - Vorlesen im Haaner Kälberstall
Hilden · Normalerweise gehen die rund 18 Haaner Lesepaten in Kindergärten und Grundschulen, um Kindern aus Büchern vorzulesen. Manchmal aber suchen sie einen anderen Ort auf, an dem sie dem jungen Publikum spannende Geschichten nahebringen. Rund 50 Kinder in zwei Gruppen besuchten gestern Gut Ellscheid und lauschten im Kälbchenstall der Geschichte rund um eine Prinzessin und eine Kuh. Das schwarz weiße Kälbchen mit der Ohrmarkernummer 71525 streckt neugierig sein kleines Köpfchen durch die Eisenstäbe, die Ohren wackeln aufmerksam hin und her.
Genauso wie die Kindergartengruppe der Kindertagesstätte "Am Park" scheint es aufmerksam den Worten von Lesepatin Luise Brockmann zu lauschen. Die knapp zwanzig Kinder und ihre vier Erzieherinnen haben es sich auf Strohballen gemütlich gemacht, folgen gespannt der Geschichte "Die Prinzessin, die Kuh und der Gartenheini". Es ist warm im offenen Kuhstall. "Du dumme Kuh", zitiert Luise Brockmann die Worte der Prinzessin betont wütend und macht dann ein entsetztes Gesicht.
"Findet Ihr, dass eine Prinzessin so sprechen darf?", fragt sie die fünf- bis sechsjährigen Zuhörer. "Nein", schreien einige Kinder direkt los, andere heben artig den Finger. Die Lesepatin geht mit dem Bilderbuch durch die Strohreihen. "Die Kuh im Buch sieht ja aus wie die Kuh da vorne", ruft Luis aufgeregt und zeigt auf eine Jungkuh, die unbeeindruckt vor sich hinkaut. "Das war toll", schwärmt Hanna (5) begeistert, "vor allem die Kälbchen find ich so süß".
Luis ist stolz: "Ich habe sogar gesehen, wie eine Kuh Pipi gemacht hat.". Dann hält er sich die Nase zu. "Die Luft ist bah, aber ist nicht so schlimm." Auch der Lesepatin hat die ungewöhnliche Kulisse Freude gemacht. "Was mir gut gefällt ist, wie natürlich die Kinder mit den Tieren umgehen", schwärmt Brockmann, die seit acht Jahren Kindern vorliest. Bei der Hofführung mit Bauer Gerhard Rosendahl haben die Vorschulkinder viele Fragen.
"Wie viel Liter Milch gibt eine Kuh?", interessiert sich Hanna im Melkstands. Landwirt Gerhard Rosendahl hebt die Fünfjährige kurz an. "Ich schätze du wiegst 25 Kilo. Soviel Milch trägt eine Kuh in ihrem Euter jedes Mal mit sich rum, bevor sie gemolken wird." Die Besuche der Kindergruppen sind auch für den Bauern immer wieder eine willkommene und vor allem sinnvolle Abwechslung. "Ich finde es gut, den Stadtkindern zu zeigen, dass die Landwirtschaft direkt vor der Tür existiert.
