Karneval Kreative Kostüme auf dem jecken Laufsteg

Toll verkleidete Frauen, Superstimmung und ein Spitzenprogramm. – Das nennt man Damensitzung.

 Sonja und Freundinnen sind als Sesamstraßen-Bibos kostümiert.

Sonja und Freundinnen sind als Sesamstraßen-Bibos kostümiert.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

  „Wie der Name schon sagt, ist die Damensitzung eine besondere Karnevalssitzung ausschließlich für Frauen. In der Regel hat die Damensitzung ein spezielles Programm, das den „weiblichen Geschmack“ besonders gut treffen soll. Das Männerverbot gilt allerdings nur für das Publikum. Als Darsteller auf der Bühne sind männliche Karnevalisten durchaus zugelassen.“ – Soweit die Erklärung des Narrenlexikons zum Thema.

Damit so eine Damensitzung aber richtig in Schwung kommt – so wie Sonntag in der Hildener Stadthalle – gilt es wie immer und nicht nur für jecke Frauen zunächst die wichtige Frage zu klären: „Was ziehe ich an?“ Im Karneval wird diese Fragestellung gerne noch ergänzt durch: „Als was gehen wir?“ Frauenpower kommt in Frohsinns-Zeiten gerne mal gebündelt rüber: Ob als Zwergen-Ensemble oder Garten-Blümchen-Duo. Mit mehreren wird Schunkeln einfach schöner. Knallharte Polizistinnen haken sich bei dieser Gelegenheit gerne bei Unschulds-Engeln ein. Weibliche Hippies mit langen Mähnen und Fransenblusen teilen Schnäpschen mit rosa Fantasie-Wesen aus Marzahn. Klassische Clowns sind sowieso immer dabei – und alterslos.

Die Frage ist nun: Warum wollen alle diese toll verkleideten weiblichen Wesen unter sich sein? Auf der Bühne steigt ein Spitzenprogramm. Mit Musik und Männern und entsprechenden Witzen. An den Tischen gibt es Sekt und Sprudel an Salzletten, Bierfässchen und Buletten vom Büffet – je nach Geschmack. Die weiblichen Gäste sind toll geschminkt und kreativ verkleidet. Schließlich ist Karneval –  und da dürfen sie mal so richtig in die Lidschatten-Palette und die Klamottenkiste greifen.

Die Perücke sitzt, das Kostüm passt – und Frau will Spaß. Warum dann unter Ausschluss von Männlichkeit? Die RP hat mal nachgefragt. Bekanntlich ist die Vorfreude am schönsten, und deshalb treffen sich Närrinnen schon ab 11.11 Uhr auf dem Vorplatz der Stadthalle. Ulrike und ihre Tochter Anna tragen rote Zipfelmützen mit Blümchengarnitur auf dem Kopf. Dazu blaue T-Shirts, die sie als „Feierzwerge“ ausweisen. Später wird sich diese Gruppe noch auf über zehn erweitern, wobei auch Anreisen aus Frankfurt  und Mecklenburg-Vorpommern in Kauf genommen wurden.

Damensitzung in Hilden – da muss frau dabei sein, zumal: „In Richrath ist immer alles so schnell ausverkauft“. Das kann natürlich echte Teufel nicht vergraulen, denn Rosi, Henni, Helena und Hanna haben sich mit weiteren Ex-Kolleginnen (die übrigens alle mal Erzieherinnen waren) schon zum „Warm-Up“ im unteren Foyer der Stadthalle verabredet. Perücken, rote Hörner auf dem Kopf und schwarze Garderoben können nicht darüber hinweg täuschen, dass auch Damen aus Unterbach, Solingen und Garath gerne ohne Männer feiern. Statt Kaffee und Kuchen gibt es erst einmal ein „Piccolöschen“ aus dem Plastikbecher: „So eine Damensitzung am Nachmittag ist toll. Da sind wir Frauen unter uns und die Stimmung ist ganz anders, als wenn Männer dabei sind.“ Frauen wären irgendwie lockerer, weil nichts falsch ausgelegt wird. Außerdem käme man noch im Hellen nach Hause. Wenn dann noch ein tolles Bühnenprogramm geboten wird, bräuchten die Damen eigentlich auch keinen Alkohol.

Den schenken die Kniebachschiffer, traditionelle Gastgeber der großen Damen-Party, gerne schon vor dem Start der Sitzung aus. Hoppedine Stephanie Pook, bei dieser Gelegenheit im dunkelblauen Schiffer-Blazer, bringt es auf den Punkt: „Die Mädels aus Hilden und Umgebung sollen einen ausgelassenen Nachmittag haben. Generationsübergreifend und mit Niveau.“

Ob sich die Damenwelt mehr auf die besonders sehenswerten „Fauth Dance Gentlemen“ oder Frau Kühne in der Bütt freut, ist in diesem Stadium noch nicht klar. Aber: Die nicht zu übersehende Gruppe von „Bibos“ ist auf die „Höhner“ abonniert. So sonnengelb und flauschig kann Karneval sein, wenn sich Frauen wie Tatjana aus Hilden und Sonja aus Richrath zusammen tun, um später als 25 Frauen starke Hühnchen-Gemeinschaft auf Jück zu gehen.

Davor wurde wochenlang an den Kostümen gearbeitet: Es wurde Material wie Haar-Reifen und Stoff gekauft. Dann mussten Schnäbel genäht und Federboas verarbeitet werden. Dottergelbe Kleider (manche maßgeschneidert) und Plüsch-Umhängetasche ergänzen das Outfit, das außer Kosten von rund 50 Euro auch jede Menge gemeinsamen Spaß gebracht hat. Aber auch strengere und etwas preiswertere Kostüme wie die von den „Hübschen Pantomimen“ rund um Alexandra sind angesagt. In schwarz-weißen Ringel-Hemden und mit ganz kreativem Make-Up schunkeln Schwiegermutter, Schwester und  Schwägerin mit: „Opa holt uns nach der Sitzung ab“, freut sich die tolle Truppe.

 Die Gruppe um Rosi ist in Teufelskostüme geschlüpft.

Die Gruppe um Rosi ist in Teufelskostüme geschlüpft.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)
 Ohne Worte: Alexandra ist eine von vielen Pantomimen.

Ohne Worte: Alexandra ist eine von vielen Pantomimen.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Zufällig trifft man dann noch in der Damentoilette drei Damen aus Hilden, die dem „Steampunk“ huldigen. Sie sind in Sachen Kostüme ein echter Hingucker. Eine Mischung aus Mittelalter und Gothic, mit Ledertaschen, Korsagen und Spitzenstrümpfen. „Kann man alles im Internet lernen.“ Helau!

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