Haan Krankentransporte belasten Feuerwehr

Haan · Die Zahl der Transporte steigt seit drei Jahren immer weiter an. Die Verwaltung schlägt deshalb den Einsatz eines dritten Fahrzeugs und die befristete Einstellung von zwei Sanitätern vor.

Wer in Haan einen Rettungswagen für den Krankentransport über die Kreisleitstelle anfordert, braucht mitunter Geduld. Zum Teil müssen die Patienten — vielfach handelt es sich um Senioren — in Spitzenzeiten, wenn viel zu tun ist, schon einmal bis zu mehrere Stunden auf den Transport warten. Grund: Die Zahl der Krankentransporte ist in den vergangenen Jahren von Jahr zu Jahr gestiegen: von 2900 (im Jahr 2009) über 3500 (2011) auf 4027 im vergangenen Jahr. Dieser Trend gehe auch im ersten Quartal 2013 weiter. Die Zahlen legte die Verwaltung gestern Abend im Haupt- und Finanzausschuss vor.

Hintergrund: Die Zahl der Älteren in der Bevölkerung ist in den vergangenen Jahren gestiegen und mit ihr die Zahl der Plätze in Senioren- und Pflegeheimen. Die Haaner Feuerwehr ist bei den Krankentransporten offenbar an der Grenze der Belastbarkeit angekommen. "Die Versuche, Krankentransporte in Spitzenzeiten an andere Wehren im Kreis abzugeben, führen regelmäßig nicht zum Erfolg, weil diese ebenfalls stark ausgelastet sind", fasst das Haupt- und Personalamt die Situation zusammen.

"Der Bedarf an der sogenannten qualitativen Verlegung hat zugenommen", bestätigt Simon Rusch, Sprecher des Kplus-Verbundes, für das Haaner Krankenhaus — weil es mehr Ältere in der Bevölkerung und damit auch als Patienten im Krankenhaus gebe.

Das Rote Kreuz und die Malteser können die Haaner Feuerwehr nur am Wochenende unterstützen, weil die Hilfsdienste mit Freiwilligen arbeiten, die nur in ihrer Freizeit einspringen können. Folge: Patienten, Krankenhäuser, Altenheime und Ärzte beschwerten sich zunehmend über zu lange Wartezeiten — sagt die Verwaltung.

Die Mitarbeiter der Feuerwehr wiederum könnten Pausenzeiten regelmäßig nicht einhalten. Das führe zu Problemen bei der Einhaltung der Lenkzeiten. Krankentransporte müssen bis in den späten Abend verschoben werden.

Als Ausweg schlägt die Stadtverwaltung dem Rat vor, statt heute zwei künftig drei Krankentransportfahrzeuge einzusetzen. Dafür könne vorübergehend ein Reserve-Krankentransporter der Feuerwehr eingesetzt werden. Als Besatzung sind zwei Rettungssanitäter notwendig. Sie sollen zunächst nur befristet für ein Jahr eingestellt werden. "Mehr Fahrten sind nur mit mehr Personal möglich", erläutert Michael Rennert, zuständiger Amtsleiter für die Feuerwehr.

Ganz wichtig bei dem Vorschlag der Verwaltung angesichts der Deckungslücke im Haushalt: Die Kosten für die beiden zusätzlichen Rettungssanitäter tragen die Krankenkassen und Patienten über die Gebühren für den Krankentransport. Stimmt der Stadtrat zu (gestern Abend wurde eine Entscheidung im Hauptausschuss vertagt), müssen die Stadtverordneten im nächsten Jahr entscheiden, ob ein weiteres Fahrzeug für den Krankentransport angeschafft und ob die beiden Rettungssanitäter eingestellt werden. Private Dienstleister könnten die Krankentransporte der Feuerwehr nur zu einem geringen Teil übernehmen, weil es sich um qualifizierte Krankentransporte handelt.

Die Patienten werden dabei medizinisch betreut. Auf die Feuerwehr kommt Ende des Jahres noch ein weiteres Problem zu. Die Feuerwehrleute (im Krankentransport werden keine Feuerwehrleute, sondern Rettungssanitäter eingesetzt) arbeiten zurzeit sechs Stunden länger als die europäische Arbeitszeitrichtlinie erlaubt. Die Ausnahmegenehmigung läuft am 31. Dezember dieses Jahres aus. Die Mehrarbeit wird extra vergütet. Gegen die Vergütung haben Feuerwehrleute in Berlin geklagt — und Recht bekommen, berichtet Michael Rennert. Ob dieses Urteil Auswirkungen auch auf Haan hat, kann der Amtsleiter der Feuerwehr nicht sagen: "Das Urteil liegt uns noch nicht vor."

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort