Hilden Kompetenz im Doppelpack

Düsseldorf · Der Schulausschuss beschloss gestern, Paul-Maar- und Ferdinand-Lieven-Schule gemeinsam mit der Entwicklung eines Kompetenzzentrums für sonderpädagogische Förderung zu betrauen. Schulrat wehrt sich gegen Vorwürfe.

So erregt die Wortbeiträge der Fraktionssprecher in der gestrigen Sitzung des Schulausschusses waren, so salomonisch war der dann gemeinsam erarbeitete Änderungsantrag: "Die Verwaltung wird beauftragt, gemeinsam mit dem Kreis Mettmann eine Kooperationslösung zu konzipieren, die vorsieht, dass die Paul-Maar- und die Ferdinand-Lieven-Schule gemeinsam ein neues Kompetenzzentrum bilden. Die konkreten Zuständigkeiten sollen in einem Kompetenzteam, das aus den Schulleitungen und der Schulaufsicht besteht, diskutiert werden und dann nach Abstimmung mit den beiden Schulleitungen im Konsens mit der Schulaufsicht erfolgen." Lediglich Alfred Will von der Bürgeraktion mochte sich dem Antrag nicht anschließen – vergrätzt durch die "schlechte Informationspolitik" und die "Probleme, die wir derzeit ohnehin an den Grundschulen haben".

"Sehr irritiert über den Zeitplan" war auch Dr. Heimo Haupt (FDP), der den anwesenden Schulrat Michael Fischer bezichtigte, die Kommunalpolitiker mit der bereits vom Kreisschulausschuss getroffenen Entscheidung für die Paul-Maar-Schule in Zugzwang gebracht zu haben. Er plädierte – wie auch Claudia Schlottmann von der CDU – dafür, dass Lieven- und Maar-Schule als gemeinsames Kompetenzzentrum die Zuständigkeit für Primar- und Sekundarstufe unter sich aufteilen sollten.

Dieser Passus fand sich im modifizierten Änderungsantrag freilich nicht mehr – wohl ein Zugeständnis an Fischer, der diesen Vorschlag bereits im Fachausschuss des Kreises als "sinnlos" bezeichnet hatte. Auch Christoph Bosbach (SPD) kritisierte den "Schweinsgalopp", mit dem der Kreis das Thema vorangetrieben habe. Doch dem läuft die Zeit davon: Spätestens im April muss das Gesamtkonzept des Kreises der Bezirksregierung vorliegen, das als "Erweiterung" zu den beiden bereits bestehenden Pilot-Zentren in Erkrath und Velbert dann – nach Ansicht von Fischer – "mit hoher Wahrscheinlichkeit genehmigt" werden dürfte.

Der neue Schulrat musste bereits in der Bürgerfragestunde Kritik einstecken. Martin Rawe vom Verein "Gemeinsam leben lernen" unterstrich seinen Vorwurf, dass die "Netzplanung Förderschulen für den Kreis Mettmann" vier Gruppen behinderter Kinder massiv ausgrenze, nämlich jene mit den Förderschwerpunkten Hören, Sehen, geistige und motorische Entwicklung. Auch noch diese Schüler an den Regelschulen individuell zu fördern, sei ein "hoher Organisationsaufwand", hielt Fischer dagegen, der sich selbst als "Verfechter der Inklusion" bezeichnete.

Rückendeckung erhielt Rawe von der SPD: "Wenn Förderschwerpunkte herausfallen, wird die UN-Konvention mit Füßen getreten." Deren Artikel 24 bildet die Grundlage für das Recht behinderter Kinder auf inklusive Beschulung in Regelklassen, wie sie bereits in vielen europäischen Ländern Usus ist.

Hintergrund www.rp-online.de/hilden

(RP)
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