Hilden Klirrende Schwerter und Heilkraut

Düsseldorf · Das mittelalterliche Treiben bot an drei Tagen auf dem alten Markt "allerley Kurtzweyl" für große und kleine Gäste. Auf der Bühne vertrieben die Kultur pflegenden Vereine der Stadt Hilden, Instrumental-Ensembles und Chöre am Samstag die Wartezeit bis zum nachmittäglichen Festumzug.

Samstags in die City? — Kein Thema. Aber schon freitags Schlangestehen vor der Reformationskirche? Schon eher, weil da Farfarello spielt und man vorher in lauer Luft auf dem alten Markt einen "Sturzbecher" heben könnte. Das gehört normalerweise nicht zu den alltäglichen Gepflogenheiten der Hildener. Anlässlich des 450. Geburtstages von Wilhelm Fabry, dem städtischen Super-Sohn, war an diesem Wochenende eben alles ein bisschen anders.

Heike und Lothar Stiebert waren aus Urdenbach gekommen: "Wir finden Hilden einfach schöner als Düsseldorf. Und jetzt noch dieses Mittelalter-Flair inmitten historischer Marktstände. Das ist toll." Ursel und Hildegard, zwei "Freysassen aus Grusenar" (Mutter und Tochter aus Gruiten), müssen sich nicht erst als Historien-Fans outen: Ihre Kleidung spricht für sich, von Haube bis Schnabelschuh. Im zeitgemäßen Leinen-Look gesellt sich Sybille Frauenkron dazu: "Ich bin überrascht über diese historische Kulisse. Das ist wirklich gelungen." Dudelsack-Klänge, Märchen für Erwachsene und jede Menge "Met" (den gibt's auch halbtrocken!) stimmten schon Freitagabend auf das Fabry-Festival ein.

Als Mensch von heute hatte man am Samstagvormittag Mühe, sein Motor-Gefährt zu parken. Weil zum Beispiel Christine Fratila mit Mann und den männlichen Mäusen Mathieu (2) und Maxime (3) zum Zug kommen wollten — mit selbst genähten Kostümen im Buggy. "Halt", hieß es dann nur wenige Schritte weiter, weil die engagierte Hildener Arbeitsgemeinschaft der Kita-Leiterinnen ihre tollen Ideen, die sie mit Hilfe der ihnen anvertrauten Kinder umgesetzt hatten, präsentierten. Wann hat man denn schon mal eine filmreife Wunde auf den Arm gemalt bekommen? Martin Dusch, im wirklichen Leben Erzieher, schminkte wie ein Profi. Auch der mittelalterlich-schmuddelige Wundverband von Katarina Wadenpohl war stilecht. Zum Gesunden reichten Heilerde, Lavendelsäckchen und Holzperlen aus Holunder sowie das Riechen an Salzmischungen, die als "Querbeet" oder mediterran gekräutert angeboten wurden. Quarkbrot, Tee und Spiele — der Stopp hat sich gelohnt.

Alternativ zu den aktuellen Plastik-Vuvuzelas gab es echte Rufhörner zu kaufen. Auch "Cacao", aber den nur als Bauerntrunk. Felle, Lederbeutel und Schmuck gehörten ebenfalls ins Repertoire des historischen Marktes. Für Menschen, die sich heutzutage noch trauen, etwas über die Zukunft erfahren zu wollen, war der Besuch bei Cara, der Wahrsagerin bestimmt ein Höhepunkt: So viel Schönheit und Weisheit erlebt man im Zelt auf der Straße nur selten. Im wahren Leben ist Cara Kommunikationswirtin. Das Handlesen hat sie in Indien studiert: "Das ist kein Hokuspokus, sondern hat viel mit der Hand-Muskulatur, der Biegsamkeit der Finger und der Zeichnung der Handinnenflächen zu tun."

(RP/top)
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