Corona-Krise Kliniken warnen: Zu langes Zögern ist gefährlich

Hilden/Haan · Die Krankenhäuser warnen: Immer öfter kommen Patienten aus Angst vor Ansteckung erst, wenn sie die Schmerzen nicht mehr aushalten können. Die Sorge ist unbegründet, so Kplus, ihre Folgen können jedoch verheerend sein.

 Sprechstunde im Hildener St.-Josefs-Krankenhaus mit Dr. Peter Philipp Pohl (l. Chefarzt Allgemein- und Viszeralchirurgie) und Dr. Hans Bayer-Helms (Orthopädie und Unfallchirurgie).

Sprechstunde im Hildener St.-Josefs-Krankenhaus mit Dr. Peter Philipp Pohl (l. Chefarzt Allgemein- und Viszeralchirurgie) und Dr. Hans Bayer-Helms (Orthopädie und Unfallchirurgie).

Foto: Kplus

Eigentlich war es nur ein normaler Abszess – eine Eiteransammlung an einer bestimmten Stelle des Körpers. „So etwas ist in der Regel harmlos“, sagt Cerstin Tschirner. In diesem speziellen Fall jedoch habe der Patient so lange mit einem Besuch im Krankenhaus gewartet, dass bei einer weiteren Verzögerung sogar eine Blutvergiftung gedroht hätte. Eine Verschleppung mit verheerenden Folgen.

Was die Sprecherin des katholischen Krankenhausverbundes Kplus anführt, ist in diesen Tagen immer öfter zu beobachten. Patienten kommen erst in die Klinik, wenn sie die Schmerzen nicht mehr aushalten können. Manchmal spiele überzogene Rücksichtnahme eine Rolle, weil man ja niemandem einen Platz wegnehmen wolle, sagt Tschirner. Meist sei jedoch Angst vor einer Infektion mit dem Coronavirus der Grund.

Verschleppung ist jedoch ein Spiel mit dem Feuer – das finden auch die beiden Ärztlichen Direktoren des St.-Josefs-Krankenhauses Hilden, Dr. Oliver Axmann, und des Krankenhauses St. Josef Haan, Dr. Udo Huberts. Entzündungen könnten sich auf diese Weise immer weiter im Körper ausbreiten. Notwendige Operationen würden deutlich erschwert, die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen erhöht. Am Ende sei sogar intensivmedizinische Betreuung erforderlich.

 Die Gefahr, sich im Krankenhaus das Coronavirus einzufangen, ist dagegen vergleichsweise gering, betont Axmann, der als erfahrener Notfallmediziner die Zentrale Aufnahme-Einheit in Hilden leitet. „Im Grunde haben wir in einem Gebäude zurzeit sogar zwei getrennte Kliniken“, erklärt  er.

Schon vor dem Haupteingang werden Patienten nach Symptomen gefragt und bei Anzeichen einer Grippe über einen separaten Eingang in die neu eingerichtete Infektionsambulanz geleitet. Wartebereiche, Behandlungs- und Patientenzimmer seien streng voneinander getrennt, betont Axmann.

 Das ist auch am Haaner Krankenhaus St. Josef nicht anders. Dort ist das ehemalige Schlaflabor beispielsweise zum Sprechzimmer  umgestaltet worden. In beiden Häusern finden inzwischen wieder normale Sprechstunden statt. Die Kliniken haben Möglichkeiten geschaffen, dass die Untersuchungen in Nebengebäuden oder Nebenbereichen stattfinden, die strikt von den Infektionsbereichen getrennt sind.

 Auch in der Hildener „Capio Klinik im Park“, die auf Venenerkrankungen spezialisiert ist, wird zurzeit beobachtet,  dass Kranke aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus erst spät oder sogar zu spät ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. „Wir haben derzeit viel weniger Patienten, die sich mit akuten Venenproblemen bei uns melden“, sagt Verwaltungsdirektor Olaf Tkotsch. Thrombosen und Entzündungen könnten Venenspezialisten in der Regel gut behandeln. Ohne Therapie könne sich jedoch das Blutgerinnsel lösen und die Lunge wandern. Dort kann es eine potentiell tödliche Lungenembolie auslösen.

In drei Punkten mahnen die Ärzte sowohl in Hilden als auch in Haan indes weiterhin zur Vorsicht: Abstand halten, regelmäßig und gründlich die Hände waschen und soziale Kontakte beschränken. „Wir dürfen jetzt nicht nachlassen“, sagt Udo Huberts, „auch wenn die Beschränkungen gelockert wurden.“

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