Hilden Kinderschutz von Geburt an

Düsseldorf · Seit 2008 begrüßt die Stadt Hilden mit einem Geschenk und Informationen für die Eltern die neuen Erdenbürger. Mit der Teilnahme am Modellprojekt "KinderZukunft NRW" werden die frühen Hilfen jetzt weiter ausgebaut.

Frauen, die im St.-Josefs-Krankenhaus entbinden, erhalten ab März zusätzlichen Besuch: Die Hebammen Astrid Leckenbusch und Angela Janorschke werden nicht nur nach dem Wohlbefinden von Mutter und Kind fragen, sondern auch nach den Gegebenheiten zu Hause, möglichem Beratungs- und Betreuungsbedarf. Das (freiwillige) Gespräch mit den beiden Fachfrauen ist ein weiterer Baustein der frühen Hilfen für Familien, mit dem die Stadt Hilden ihre Präventionsmaßnahmen nicht nur ausbaut, sondern auch wissenschaftlich evaluieren lässt.

Rund 45 Kinder pro Jahr im Fokus

Das in Hilden ansässige Institut zur Modernisierung von Wirtschafts- und Beschäftigungsstrukturen (IMO) habe die Stadt zur Teilnahme an dem zweijährigen Modellprojekt eingeladen, berichtet Noosha Aubel. Die Jugendamtsleiterin ist von der "KinderZukunft NRW" so überzeugt, dass sich die Stadt Hilden die anfallenden Kosten in Höhe von 12 000 Euro nun mit dem Kplus-Verbund teilt, nachdem das Land die bereits avisierten Fördermittel wieder streichen musste. Hilden ist eine von sechs Städten, in denen jetzt neue Wege der Zusammenarbeit von Sozial-, Jugend- und Gesundheitsamt zu Gunsten des kindlichen Wohlergehens erprobt werden — obwohl der entsprechende Arbeitskreis "Frühe Kindheit" in der Itterstadt bereits sein fünfjähriges Bestehen feiert.

"Auf etwa zehn Prozent der pro Jahr in Hilden geborenen rund 450 Kinder haben wir schon jetzt ein Auge", berichtet Dr. Rudolf Lange vom Kreisgesundheitsamt — sei es auf Grund einer notwendigen Frühförderung oder psychosozialen Risikofaktoren. Dass die Jugendamts-Mitarbeiter nicht als Kontrollinstanz, sondern als hilfsbereite Ratgeber zu den Eltern kommen, ist den Beteiligten am Multicenterprojekt "KinderZukunft NRW" ganz wichtig. "Junge Mütter gestehen sich selten und noch weniger anderen ein, dass sie überfordert sind", hat Kinderärztin Gudrun Rothenberger beobachtet.

Um so wichtiger ist es Prof. Dr. Klaus Meinen, dass "nicht erst die Nachbarn melden, wenn Hilfe Not tut". Deshalb will der Chefarzt der Gynäkologie noch im St.-Josefs-Krankenhaus das "in Hilden bereits sehr gut vernetzte Hilfsangebot" den jungen Eltern unterbreiten. Zur Unterstützung soll Leckenbuschs Hebammenpraxis Floh, Fips & Co. im Juli mit einer Elternschule ins "Mediplus" an der Walder Straße umziehen. "Für das IMO-Institut und die Stiftung Deutsches Forum Kinderzukunft ist es wichtig, Unterstützungsbedarf frühestmöglich zu erkennen", unterstreicht Dr. Martina Wegge für den Projektträger. Ihr Kollege Ingolf Rascher ist zuversichtlich, dass sich die Hildener Mütter dem freiwilligen "Screening" nicht verschließen: "In anderen Städten liegt die Akzeptanz bei etwa 95 Prozent."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort