Hilden Kinderparlament will saubere Schultoiletten

Hilden · Die Jungpolitiker kümmern sich mit viel Elan um "Kinder-Kram": Zebrastreifen und Spielgeräte, Müll, Hundekot und spinnenfreie Klos.

Gut 40 Kinder sitzen im Ratssaal unter dem Dach. Auf den Tischen steht Mineralwasser und Apfelschorle, gereicht werden nicht Schnittchen, sondern Weingummi und Kaubonbons. Die kleinen Parlamentarier beginnen ihre Sitzung mit einem Skype-Anruf bei Max Seuring. Der zehnjährige Hildener Junge leidet unter einer genetisch bedingten Erkrankung, der Fanconi-Anämie (FA), an der bundesweit gerade einmal 200 Menschen erkrankt sind. Sie ist lebensbedrohlich und beeinträchtigt den Jungen sehr. Seit Monaten weilt er in einer Reha-Maßnahme fern der Heimat. Den Kontakt hält er mit einem gespendeten Laptop samt WLAN-Anschluss am Krankenbett. Max' Bild wird überlebensgroß an die Wand projiziert. Der Skype-Kontakt ist kurz und aufschlussreich: "Kannst Du mich sehen?" "Ne, Du musst ,Video' anmachen." Max, dessen Gesicht im Schatten liegt, erzählt, dass er nicht nach draußen darf und den ganzen Tag nur Fernsehen guckt und Tabletten schluckt. "Heute durfte ich das erste Mal wieder Schokolade essen."

Hilden: Kinderparlament will saubere Schultoiletten
Foto: Staschik, Olaf (OLA)

Zu Weihnachten werde er "nicht zu Hause sein, sondern erst Ende Januar." Die Kinder applaudieren Max zum Abschied und widmen sich ihrer umfangreichen Tagesordnung. Sie beginnt mit zahlreichen Anträge aus den vier parlamentarischen Arbeitskreisen. Es sind die Gruppen Spielplätze, Schule, Umwelt/Verkehr und Öffentlichkeit.

Mehrere Amtsleiter, ein Vertreter der Rheinbahn und natürlich Bürgermeister Horst Thiele sind anwesend. Es kommen Wünsche, Anregungen und Fragen die für mehrere Schulen und Spielplätze ähnlich gestellt werden: "Wann werden endlich die Toiletten neu gemacht oder renoviert?" "Wann bekommen wir einen neuen Hausmeister, der die Schulklos sauber hält? Ich möchte, dass da keine Spinnen mehr sind." Jeder Antrag wird von der Politik ernst genommen und beantwortet. "Eure Toiletten sollen zum Tag der offenen Tür im Januar fertig sein", verspricht Thiele einem Fragesteller.

Nicks Frage, warum es noch immer keine Streitschlichter an Grundschulen gebe, beantwortet Susanne Zwiener von der Jugendförderung "Deine Anregung ist gut, aber es gibt noch niemanden, der diese Ausbildung anbietet."

Und es gibt weitere abschlägige Bescheide. Ein Spielplatz wird vorerst keine neuen Spielgeräte bekommen, weil dort ständig Vandalen am Werk seien. Die gewünschte Seilbahn für die Astrid-Lindgren-Schule wird nie kommen, denn, so Thiele: "Das ist zu gefährlich." und auch der Zebrastreifen vor einer anderen Schule ist indiskutabel, da, so Susanne Zwiener "die nächste Ampel nur 40 Meter weiter ist und ein Zebrastreifen rund 12000 Euro kostet."

Die Kinder schlucken diese Infos und erzählen, was die einzelnen Arbeitskreise getan haben. Umwelt und Verkehr war bei der Rheinbahn, die Gruppe Öffentlichkeitsarbeit hat die RP besucht und am Weltkindertag ein "Mecker"-Video auf dem Abenteuerspielplatz gedreht. Das Ergebnis in Kürze: Hilden ist schön grün, tut viel für Kinder, hat einen tollen Abenteuerspielplatz, aber zu viele Hunde, die auf Spielplätzen Gassi geführt werden, zu viel Müll eben dort und zu wenig Hausmeister, die Schultoiletten sauber halten.

Zum Sitzungsende kam dann noch das Kinderprinzenpaar vorbei und verteilte Süßes und Orden.

(RP)
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