Hilden Kinder klagen in Theaterstück Eltern an

150 Teilnehmer proben für die Premiere von „Arche 2.0“ im Tanzstudio Opgenoorth. Ende November bringen sie das Stück über Umweltsünden in der Stadthalle auf die Bühne. Wir durften schon einmal bei einer Probe dabei sein.

 Alexander Sleymann klagt sehr emotional die Erwachsenen an, die sich schwere Vorwürfe über den Zustand der Umwelt gefallen lassen müssen.

Alexander Sleymann klagt sehr emotional die Erwachsenen an, die sich schwere Vorwürfe über den Zustand der Umwelt gefallen lassen müssen.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Im Studio Opgenoorth proben seit dem Frühjahr 150 Akteure zwischen acht und 76 Jahren an dem aufrüttelnden Theaterstück „Arche 2.0“. Das Werk aus der Feder von Angelika Opgenoorth bringt Eltern wegen der vielen Umweltsünden auf die Anklagebank. Premiere wird am Samstag, 23. November, in der Stadthalle Hilden gefeiert.

Lange bevor die „Fridays for Future“-Bewegung in Gang kam, verspürte Angelika Opgenoorth das tiefe Bedürfnis, sich künstlerisch mit der akuten Umweltproblematik auf der Welt auseinanderzusetzen, wie sie erzählt. Arche 2.0 sei auch nicht ihr erstes Stück zu diesem Thema, verrät die Studio-Inhaberin: „Vor einigen Jahren hatten wir auch schon ein Stück über Plastikmüll.“ Doch das neue Werk geht weiter, skizziert nicht den Ist-Zustand, sondern katapultiert die Zuschauer in eine unmittelbare Zukunft mit finsterem Szenario: Alle Menschen werden Flüchtlinge.

Dabei beginnt das Stück eher heiter mit einem vermeintlichen Abenteuerurlaub auf einem Schiff. Doch die Reise ist eine Flucht und die Suche nach einer neuen Bleibe auf einem Stück nicht kontaminierter Erde. „In der ersten Szene zeigen wir das Schiffsleben mit Showeinlagen“, erklärt Opgenoorth.

Als die Arche an einer Insel anlegen will, stellen sich ihr Soldaten entgegen, die das kleine unversehrte Eiland beschützen. „Die Inselbewohner machen deutlich, dass sie keine Flüchtlinge aufnehmen. Allerdings sehen sich die Reisende selbst eher als Touristen.“ Der Konflikt spitzt sich im weiteren Verlauf dermaßen zu, dass der Zuschauer Zeuge davon wird, wie die Kinder im Stück ihre Eltern vor ein Tribunal stellen und anklagen. Mittels Tänzen und Videosequenzen wird das Szenario einer irreversiblen Kontaminierung des Planeten gezeigt: Kinder, die mit Atemmasken tanzen. „Die Kinder zeigen den Eltern auf, was alles kaputt ist, was die Erwachsenen zu verantworten haben“, erzählt die Autorin.

Im Studio an der Nordstraße wird derweil fleißig geprobt: Alexander Sleymann (17) steht ernster Miene vor zwei Erwachsenen, die eingeschüchtert auf der Anklagebank sitzen. Sleymann prasselt mit seinen Vorwürfen auf sie ein. Sie seien schuld daran, dass seine Generation zwischen Müllbergen aufwachsen müssten, keine saubere Luft zum Atmen und kein sauberes Wasser mehr zum Leben haben.

Der 17-Jährige spielt sich den Frust von der Brust und atmet tief durch, als die Szene beendet ist. Seit eineinhalb Jahren gehört er zum Schauspielensemble bei Opgenoorth. In zwei Stücken hat er bereits mitgespielt. Dieses aber geht dem 17-Jährigen besonders nah. „Es ist ein sehr aktuelles Thema, mit dem man überall konfrontiert wird. Aber das Stück hat auch mich persönlich stärker zum Nachdenken gebracht. Man erfährt hier nämlich viel mehr Details, die man sonst eher ausblendet.“

Genau das ist auch das Anliegen von Angelika Opgenoorth. Das Original-Stück hat sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt, das große Ensemble hat sich inhaltlich ebenfalls eingebracht, neue Aspekte sind hinzugekommen, verrät die Autorin. „Mir war klar, dass das Thema Insektensterben reinkommen würde, aber die Kinder haben von sich aus auch die Massentierhaltung eingebracht, die dafür sorgt, dass Regenwälder abgeholzt werden, um Soja als Tierfutter anzupflanzen.“ Das Thema sei komplex, aber wichtig und auch deswegen ist das Theaterstück besonders sehenswert.

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