Hilden "Kick off" für die neue Kinderpsychiatrie

Hilden · Im Mediplus geht eine Tagesklinik des LVR-Klinikums in Betrieb. Sie ist Anlaufstelle für den ganzen Kreis Mettmann.

 Im Zusammenspiel erprobt (v.li.): Leitende Ärztin Gudrun Strauer, Pflegeleiter Norbert Nowak, Uwe Brakemeier (Stadt Hilden), Oberärztin Sabine Leschhorn, Pflegedirektor Klemens Maas und Jugendamtsleiterin Noosha Aubel am Kicker des Gemeinschaftsraums der Klinik.

Im Zusammenspiel erprobt (v.li.): Leitende Ärztin Gudrun Strauer, Pflegeleiter Norbert Nowak, Uwe Brakemeier (Stadt Hilden), Oberärztin Sabine Leschhorn, Pflegedirektor Klemens Maas und Jugendamtsleiterin Noosha Aubel am Kicker des Gemeinschaftsraums der Klinik.

Foto: Staschik

Hilden hat eine Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Sie sitzt im Mediplus und nimmt zum 1. Oktober ihre Arbeit auf. Die zwölf Plätze, die dort eingerichtet sind, können von Kindern und Jugendlichen aus dem Kreis Mettmann belegt werden: Die neue Einrichtung gehört zum LVR-Klinikum Düsseldorf und ist eine Außenstelle der dortigen Kinder- und Jugendpsychiatrie. "Damit verkürzen sich die Wege für Patienten aus dem Kreis Mettmann und aus dem Düsseldorfer Süden erheblich", sagte die Leitende Ärztin Dr. Gudrun Strauer gestern bei einer Besichtigung der neuen Räume, an der auch die Jugendamtsleiter aus Hilden und Haan teilnahmen. "Das ist gerade bei Familien mit kleineren Kindern wertvoll."

Die Tagesklinik, die die gesamte zweite Etage des medizinischen Zentrums Mediplus an der Walder Straße 38 einnimmt, eignet sich dann , wenn ein junger Patient mehr als nur ambulante Therapie braucht, aber nicht stationär versorgt werden muss. Behandelt werden Schulangst und -verweigerung, Depressionen, Zwangs- und Essstörungen, selbstverletzendes Verhalten, Autismus und Traumatisierung. Gerade der letzte Punkt hat in der Jugendpsychiatrie zu stetig steigenden Fallzahlen geführt: "Die Zahl der Flüchtlingskinder, die hier ankommen und die traumatisiert sind, ist in den letzten 20 Jahren rasant gestiegen", sagt Strauer. Damals habe die Jugendpsychiatrie 100 Patienten in dem selben Zeitraum versorgt, in dem es nun 500 Patienten seien. Was aber auch an besseren Angeboten und Diagnosemöglichkeiten liege, wie Pflegedirektor Klemens Maas ergänzt.

Die Angebote sind in Hilden nun gebündelt: Sie gehen von einer ausführlichen Diagnose bis hin zu verschiedenen Heilungsmethoden, wobei ausdrücklich auch die Psychopharmatherapie eingeschlossen ist. Der Tag auf der Station beginnt um 8 Uhr, er endet um 16.30 Uhr, freitags schon um 14 Uhr. "Das hat den großen Vorteil, dass die Familienbande und die Freundschaften bestehen bleiben und abends sowie an den Wochenenden gepflegt werden können", sagt Sabine Leschborn, Oberärztin der Tagesklinik. Ihr zur Seite stehen drei Ärzte, weitere Psychologen sowie vier Pflegekräfte. Aufgeteilt ist die Station in zwei Hälften für Kinder und Jugendliche. Ihnen stehen Gruppen- und Einzelzimmer zur Verfügung, jede Hälfte hat zudem eine Küche, in der mittags gemeinsam gekocht und gegessen wird. "Das ist enorm wichtig und gehört unbedingt in den Alltag", sagt Pflegedienstleiter Norbert Nowak. "Viele Kinder kennen es gar nicht, gemeinsam zu essen."

Zwischen vier und zwölf Wochen dauert der Aufenthalt in der Tagesklinik, sechs der Plätze sind schon belegt. "Patienten und ihre Eltern haben immer die Möglichkeit, die Abteilung zunächst zu testen, bevor sie sich für uns entschließen", erklärt Leschborn, "das senkt die Abbrecherquote erheblich." Noch im Aufbau befindet sich hingegen die Schule, die im Untergeschoss Platz finden könnte.

"Wir sind wirklich froh, dass wir die Ärzte jetzt so nahe bei haben", sagt die Hildener Jugendamtsleiterin Noosha Aubel, und ihre Haaner Kollegin Elke Fischer pflichtet ihr bei: "Unsere Zusammenarbeit war schon gut und wird sicher noch besser." Das heißt, dass sich die Ärzte und die Fachleute aus der Jugendhilfe über ihre Klienten austauschen - und sie auch gegenseitig vermitteln. Aubel: "Nicht jedes Kind, das sich in unseren Augen auffällig verhält, ist ein Fall für die Psychiatrie." Umgekehrt könne es auch vorkommen, dass die Hilfen des Jugendamts in einer Familie nicht ausreichten.

(RP)
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