Hilden/Haan KiBiz hat viel Arbeit gebracht

Düsseldorf · In der aktuellen Tarifrunde geht es auch um die Arbeitsbedingungen für Erzieherinnen in Kindertageseinrichtungen. Eine Umfrage in Hilden und Haan ergab, dass viele Mitarbeiterinnen an Grenzen stoßen.

Birgit Klinge (57) und ihre Kolleginnen im städtischen Familienzentrum Kunterbunt waren alle sehr motiviert, auch Zweijährige in der Einrichtung am Lortzingweg aufzunehmen. Doch rund ein dreiviertel Jahr nach der Einführung des Kinderbildungsgesetzes (Kibiz) stoßen viele Kollegen trotz Personalanpassung an die Grenze ihrer Belastbarkeit. "Zweijährige müssen viel intensiver begleitet werden als Dreijährige", erklärt Birgit Klinge. Sie brauchten andere Spielangebote, häufig noch Hilfe beim Essen und mehrmals am Tag eine neue Windel. In den vergangenen Monaten meldeten sich mehr Erzieherinnen krank als zuvor, sagt die Leiterin.

Ähnlich sieht es im Hildener Kindergarten im Park e.V. aus: Durch die hohe Belastung seien die Betreuer anfälliger für Infekte. "Das haben wir im vergangenen Winter schwer zu spüren bekommen", sagt Leiterin Adrienne Schultze (53). Ist eine Kraft im Urlaub, eine zweite erkrankt, könne das in den Tagesstätten nur bedingt aufgefangen werden. Manchmal fehle den verbleibenden Kolleginnen dann einfach die Zeit für ihre Mittagspause, betont Ursula Ebelt, die die katholische Kita an St. Konrad leitet.

Zwar ist die Lärmbelastung nicht neu und auch die Entwicklung der Mädchen und Jungen wurde vor Kibiz schon regelmäßig dokumentiert, doch weil 93 der 116 Kinder in der Kita Kunterbunt 35 oder 45 Stunden betreut werden, sind die Kinder einfach länger da, auch über Mittag. Früher wurden die meisten um zwölf Uhr abgeholt und um 14 Uhr wieder gebracht. Dadurch hatten die Erzieher mehr Zeit, sich beispielsweise auszutauschen oder in dieser Phase Elterngespräche vorzubereiten. Außerdem hätten immer mehr Väter und Mütter Beratungsbedarf in Erziehungfragen, betont Hildegard Duncker, Personalratsvorsitzende in der Stadtverwaltung Haan.

Gestreikt hat in den städtischen Einrichtungen zwar niemand, aber die Erzieherinnen, auch in den Einrichrungen kirchlicher und freier Träger befürworten, dass die Problematik endlich öffentlich diskutiert wird. "Wir haben vor KiBiz genau auf diese Situation hingewiesen", sagt Adrienne Schultze, die seit 34 Jahren ihren Job macht. "Die Arbeitsbedingungen haben sich definitiv verschlechtert." Damit die Kinder nicht zu kurz kommen, würden inzwischen viele Dinge außerhalb der Dienstzeit erledigt, wie etwa die Organisation von Festen oder Veranstaltungen mit den Eltern.

Auch Ursula Ebelt, die mit ihrem Team St. Konrad zum Familienzentrum ausbaut, hat zum Wohle der Kinder "schon ganz viel Freizeit investiert". Fortbildungen der Erzieherinnen in der städtischen Kita Haan finden grundsätzlich an den Wochenenden statt. Damit sich die Situation verbessert, tauschen sich die Leiterinnen der Familienzentren im Kreis Mettmann bereits regelmäßig aus.

(RP)
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