Hilden Keine ungeliebte Pflicht

Düsseldorf · Die VHS-Podiumsdiskussion „Im Dienste der Allgemeinheit – Macht das politisches Ehrenamt auch Spaß?“ war nur schwach besucht. Dennoch wurde engagiert über das Thema diskutiert.

Gleich zu Anfang der Podiumsdiskussion schaffte es Moderator Heiner Fragemann (VHS) zu polarisieren. „Willst Du froh und glücklich leben, lass kein Ehrenamt dir geben. Willst du nicht zu früh ins Grab, lehne jedes Amt gleich ab“, zitierte er herausfordernd die ersten Zeilen des Gedichtes „Nur kein Ehrenamt“, verfasst von einem anonymen Autor. Die Podiumsteilnehmer wollten sich mit dem Inhalt der Verse – trotz allen Sinns für Ironie – nicht identifizieren. „Wir veranstalten heute zum ersten Mal eine Diskussionsrunde zu diesem Thema. Schade, dass nicht mehr gekommen sind“, bedauerte Fragemann mit Blick auf die „übersichtliche“ Zahl der Zuhörer. Dennoch wurde das Thema spannend und durchaus kontrovers diskutiert.

Gesellschaftlicher Beitrag

Dr. Heimo Haupt, einer der Initiatoren des Bürgerbegehrens zum alten Markt, störte sich am Begriff „Spaß“ im Titel der Veranstaltung: „Spaß, das klingt so nach Spaßgesellschaft. Das passt nicht zu einem ernsthaften Anliegen.“ Schließlich konnten sich die Diskutanten auf „Freude“ einigen. „Für mich war und ist es ein Hochgefühl, anderen zu helfen“, erklärt Ingrid Benecke, frühere Ratsfrau und bis heute ehrenamtlich aktiv. Auch Elke Thiele empfindet Freude an ihrem unbezahlten Engagement als stellvertretene sachkundige Bürgerin im Paten- und Partnerschaftsausschuss der Stadt. Ihr weiteres Ehrenamt als Kassiererin der Arbeiterwohlfahrt nimmt sie zwar ebenfalls zeitlich stark in Anspruch, als Arbeit will sie ihren gesellschaftlichen Beitrag jedoch nicht sehen: „Arbeit würde ich es nur nennen, wenn es eine ungeliebte Pflicht wäre. Das ist nicht der Fall.“ Anlass zur Diskussion bot die Frage, ob es gerechtfertigt sei, bei einem politischen Amt überhaupt von einem politischen Ehrenamt zu sprechen. Zuhörer Friedhelm Burchartz, selbst als FDP-Ratsherr und ehrenamtlicher Kinderchorleiter aktiv, merkte kritisch an: „Wer zehn Jahre im Rat sitzt, bekommt die Fabricius-Medaille. Wer sich zehn Jahre für behinderte Menschen einsetzt, in der Regel nicht.“ Einen Sitz im Stadtrat möchte Burchartz vielmehr als Mandat verstanden wissen. Gegeneinander aufrechnen wolle er bürgerschaftliches Engagement und politische Tätigkeit jedoch nicht.

Nachwuchs gefragt

Einig waren sich die Anwesenden, dass viel getan werden müsse, um die Jugend für das Ehrenamt zu motivieren. „Die Jugendlichen haben heute doch ein Überangebot an Freizeitmöglichkeiten“, meinte Zuhörer Peter Koll. Politischen Nachwuchs zu finden, der bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, sei da besonders schwer.

(RP)
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