Hilden Kanu-Club: Altbau teurer Klotz am Bein

Hilden · Die Sportler hatten sich vor 40 Jahren zum Abriss ihres Heims am Menzelsee verpflichtet. Kosten: 30 000 Euro.

 Der Kanu-Club Hilden muss zwei früher genutzte Objekte am Menzelsee abreißen. Die Baracke (im Bild) wollen sie selber übernehmen. Kopfzerbrechen macht ihnen der Turm der ehemaligen Kiesbaggerei.

Der Kanu-Club Hilden muss zwei früher genutzte Objekte am Menzelsee abreißen. Die Baracke (im Bild) wollen sie selber übernehmen. Kopfzerbrechen macht ihnen der Turm der ehemaligen Kiesbaggerei.

Foto: Olaf Staschik

Sportlich läuft es beim Kanu-Club Hilden zurzeit bestens. Gleich drei junge Athleten — Mira Louen (Europameisterin im Einer-Canadier), Florian Beste (16) und Sören Loos (16) — wurden in den Nationalkader berufen und vertreten Deutschland auf internationaler Ebene. Einen solchen Erfolg hat es seit neun Jahren nicht mehr gegeben. Zweiter Vorsitzender Johannes Brück hat dennoch Sorgen. Zwei lange vom Verein genutzte Gebäude am Menzelsee — Überreste der ehemaligen Kiesbaggerei — sollen abgerissen werden. Vor 14 Tagen fand ein Ortstermin mit Vertretern der Eigentümer, der Stadt Düsseldorf statt. Brücks Problem: "Wir haben uns vertraglich zum Abbruch verpflichtet, können aber die Kosten von geschätzt 30 000 Euro nicht aufbringen."

 Zweiter Vorsitzender Johannes Brück (2.v.r.) mit Bürgermeister Horst Thiele (3.v.r.) und Gästen auf der Terrasse des neuen Wassersportzentrums.

Zweiter Vorsitzender Johannes Brück (2.v.r.) mit Bürgermeister Horst Thiele (3.v.r.) und Gästen auf der Terrasse des neuen Wassersportzentrums.

Foto: ola

Seit dem Umzug der Kanuten 2003 in das neue Wassersportzentrum am Elbsee verfällt das ehemalige Clubhaus am Menzelsee. Klar ist, die Ruinen mitten im Naturschutzgebiet sollen weg, bestätigt Doris Törkel, neue Gartenamtsleiterin der Landeshauptstadt: "Der Menzelsee liegt im Landschaftsschutzgebiet und ist für eine ruhige Nutzung vorgesehen." Wann genau die Gebäude abgerissen werden sollen, sei noch offen.

Hintergrund: Die Stadt Düsseldorf hat ein umfangreiches Gutachten erstellen lassen, wie sich Wassersport, Erholung und Naturschutz am Elbsee, Unterbacher See, Menzelsee und Dreiecksweiher verträglich miteinander vereinbaren lassen. Wassersportler sollen den Menzelsee und den süd-westlichen Elbsee ganzjährig nutzen.

Die Kanuten sind in einer verzwickten Lage. Vor 40 Jahren überließ ihnen die Stadt Düsseldorf den Turm der ehemaligen Kiesbaggerei als Vereinsheim. Der Club habe sich schriftlich verpflichtet, nach dem Auszug das Gebäude "abzubrechen", erläutert Brück: "Das bedeutete 1972 etwas anderes als heute. Damals gab es Bundeswehr-Pioniere in Hilden. Die sollten das bei einer Übung erledigen, war wohl die Idee." Heute schätze die Stadt Hilden die Abbruch-Kosten auf 30 000 Euro. Das könne der Hildener Verein — mit Sitz auf Düsseldorfer Stadtgebiet — "finanziell nicht stemmen". Beide Kommunen hätten versucht zu helfen. Die Tochtergesellschaft der Stadt Düsseldorf, IDR, betrieb damals die Kiesbaggerei und plant heute ein Wellness-Center am Elbsee. Bei dessen Bau sollte das ehemalige Kanuten-Heim am Menzelsee kostenfrei mit beseitigt werden. Das sei eine "Good-Will-Vereinbarung" zwischen dem IDR-Geschäftsführer und dem Leiter des Düsseldorfer Gartenamts gewesen, erzählt Brück. Problem: Beide Herren sind nicht mehr im Amt. Zudem ist zurzeit völlig unklar, ob das Wellness-Center je realisiert wird. Die Stadtverwaltung Düsseldorf will die geplanten Stege mit Hütten im Elbsee nicht genehmigen — zum Ärger des Investors. Begründung: Dafür gebe es kein öffentliches Interesse. Hintergrund: Der Elbsee ist Naturschutzgebiet. Über ein Nutzungskonzept wurde lange diskutiert.

Der Kanu Club Hilden hat inzwischen einen Abbruch-Antrag gestellt, berichtet Brück: "Er wird von der Stadt Düsseldorf bearbeitet und die Kosten werden geschätzt." Zwei Objekte müssen verschwinden, eine Holzbaracke und der ehemalige Turm der Kiesbaggerei. Die Kanuten bieten an, die Baracke selber abzureißen: "Das kriegen wir hin." Kopfzerbrechen macht den Sportlern der massive Turm. Dessen Keller soll übrigens erhalten bleiben — als Fledermaus-Unterkunft.

(RP/ac/EW)
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