Hilden Kampf ums Schoko-Ticket

Düsseldorf · Das Schulamt lehnte einen vergünstigten Schüler-Fahrschein ab, weil laut Gesetz 200 Meter Schulweg fehlten. Als sich der Vater beschwerte, prüfte das Amt noch mal nach – und erreichte die Norm.

Das Schulamt lehnte einen vergünstigten Schüler-Fahrschein ab, weil laut Gesetz 200 Meter Schulweg fehlten. Als sich der Vater beschwerte, prüfte das Amt noch mal nach — und erreichte die Norm.

Michelle (13) besucht die siebte Klasse der Albert-Schweitzer-Schule Am Wiedenhof. Nach den Sommerferien muss sie zur Theodor-Heuss-Schule an der Furtwänglerstraße gehen. Hintergrund: Ihre alte Hauptschule wird auf Anweisung der Bezirksregierung geschlossen, weil die Zahl der Schüler nur noch für eine Hauptschule in Hilden reicht. Der Weg zur Heuss-Schule ist doppelt so weit als der zur Schweitzer-Schule, stellte ihr Vater Peter R. fest.

Entfernung überprüft

Ein vergünstigtes Schülerticket könne Michelle aber nicht bekommen, erfuhr er im Schulamt. Begründung: Dafür schreibe das Gesetz einen Schulweg von 3,5 Kilometern vor. Michelles neuer Schulweg nach den Sommerferien sei aber nur 3,3 Kilometer lang. Damit wollte sich der Vater von drei Kindern (fünf, 13 und 17 Jahre alt) nicht zufrieden geben. Dass seine Tochter die Schule wechseln müsse, habe schließlich die Bezirksregierung zu verantworten. Der Vater sorgte sich um Gesundheit seiner Tochter. Michelle sei trotz ihrer 13 Jahre sehr schlank und klein. Demnächst müsse sie den häufig schweren Tornister doppelt so weit schleppen wie bisher. Der Buchhalter wies darauf hin, dass er nach 24 Jahren im Beruf zum ersten Mal arbeitslos sei: "Daher können wir uns leider die zusätzlichen 26 Euro für das Ticket nicht leisten." Peter R. bat um eine "unbürokratische Lösung", wies aber in seinem Schreiben an die Leiterin des Amts für Schule, Jugend und Sport gleichzeitig darauf hin, dass er sich an die Bezirksregierung und die Presse wenden werde.

377.000 Euro Schülerfahrtkosten

Das Amt prüfte den Fall erneut und stellte fest, dass Michelles Schulweg zur Heuss-Schule exakt 3,5 Kilometer beträgt. Sie bekommt jetzt ein vergünstigtes Schoko-Ticket. Nach der gesetzlichen Regelung müssen ihre Eltern einen Eigenanteil von 10,80 Euro im Monat übernehmen. "Wir machen keine Ausnahmen", wollte Schuldezernent Reinhard Gatzke gestern von einem "Einknicken" seiner Mitarbeiter nichts wissen. Die Entfernung von Michelles Elternhaus zur Heuss-Schule sei noch einmal nachgemessen worden. Die Argumentation von Peter R. sei menschlich verständlich: "Es gibt aber gesetzliche Regeln. An die müssen wir uns halten." Die Stadt Hilden zahle pro Jahr 377.000 Euro an Schülerfahrtkosten. Für Empfänger von Hartz IV und Sozialer Grundsicherung werde der Elternanteil übernommen. Das sei eine vorbildliche, freiwillige Leistung der Kommune.

(RP)
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