Hilden Kampf gegen die Leiharbeit

Düsseldorf · Bei der Mai-Kundgebung am Sonntag in Hilden thematisieren die Gewerkschaften ihre Sorge um die Bildung einer "Drei-Klassen-Gesellschaft". Den Tag der Arbeit wollen sie auch zur Mitgliederwerbung nutzen.

Der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE ) in Hilden kommen die Mitglieder abhanden. 2007 waren es noch 600, aktuell sind es 430. Ein herber Verlust sei das, sagen Daniel Ubber, Vorsitzender der IG BCE-Ortsgruppe Hilden, und Josef Marcinkowski, Schriftführer des DGB-Ortsverbandes Hilden.

Beratungen

Die Mai-Kundgebung am nächsten Sonntag wollen die Gewerkschaften deshalb auch zur Mitgliederwerbung nutzen. Für Marcinkowski gibt es einen entscheidenden Grund für den Mitgliederschwund: "Die Leute wissen nicht, was wir ihnen alles bieten." Zum Beispiel Beratungen in Arbeits- und Rentenrecht, im Bereich Sozialversicherungen und Krankenversicherungen. "Bei schwierigen Fällen stellen wir sogar einen Rechtsanwalt", betont der DGBler.

Zwei Problemgruppen haben die beiden Hildener Funktionäre ausgemacht: Rentner, die nach Beendigung ihrer Berufstätigkeit glauben, die Gewerkschaft könne nichts mehr für sie tun: "Dabei ist gerade die Beratung über die Sozialversicherungssysteme für diese Gruppe besonders wichtig", betont Marcinkowski. Die zweite Gruppe sind die Jugendlichen, bei denen es laut Ubber wichtig ist, "sie von Anfang an von einem Gewerkschaftsbeitritt zu überzeugen". In vielen Betrieben sei aber "leider" niemand, der sich um den Nachwuchs kümmere, bedauert er.

Gerne wirbt Ubber mit den Erfolgen bei Tarifverhandlungen: Jüngst habe die IG BCE dabei 4,1 Prozent mehr Lohn herausgeholt. "Das kann sich doch sehen lassen", meint er. Ein entscheidendes Argument ist für den Hildener die Solidarität, "dass man gemeinsam füreinander einsteht", sagt er — meldet aber im selben Atemzug Zweifel an, "ob die Gesellschaft das heute überhaupt noch versteht".

Dass Gewerkschaftsmitglieder im Streikfall ihren Lohn von der Gewerkschaft bekommen, sei als Argument ein wenig in den Hintergrund getreten. "Große Streiks gibt es nicht mehr oft. Die großen Gewerkschaften gehen heute anders mit den Arbeitgebern um. Wir werden nie freundschaftlich miteinander, aber man wird immer auf einen Nenner kommen", ist er überzeugt.

Motto: "Das ist das Mindeste"

Leiharbeit zu verhindern haben sich die Gewerkschaften auf die Fahnen geschrieben. "Wir haben die große Befürchtung, dass sich durch den Ausbau der Leiharbeit eine Drei-Klassen-Gesellschaft bildet: die Beschäftigten mit festem Arbeitsverhältnis, die mit Zeitvertrag und die Leiharbeiter", erläutert Ubber. Letztere könnten von dem Geld, das sie bekommen, oft nicht leben" bemängelt er. "Das ist das Mindeste" lautet deshalb auch das Motto der Maikundgebung, bei der Sabine Graf, stellvertretende Vorsitzende des DGB NRW, die Hauptrede halten wird. Eine Hildenerin, "eine von uns", sagen Ubber und Marcinkowski mit Stolz.

(RP)
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