Hilden Jede zweite Woche frisches Blut

Hilden · Claudia Piefer ist Dauergast im Benrather Krankenhaus. Die 62-jährige Hildenerin leidet an einer seltenen Blutkrankheit. Deshalb bekommt sie alle zwei Wochen eine Transfusion: "Dafür brauche ich jedes Mal zwei Spender."

Beim DRK ist in der kommenden Woche wieder Gelegenheit dazu. Vor rund drei Monaten hat sich das Leben für Claudia Piefer grundlegend geändert. Es war ein Routinecheck bei ihrem Hausarzt.

Danach merkte er an, dass ihre Blutwerte nicht in Ordnung seien. "Ich wurde dann einmal komplett auf den Kopf gestellt", sagt die vitale 62-Jährige, aber es gab kein plausibles Ergebnis. Inzwischen weiß die Hildenerin: Sie leidet an einer primären Myelofibrose, kurz PMF genannt. "Eine ganz seltene Krankheit", wie sie sagt und wie es auch ihre behandelnde Ärztin im Benrather Krankenhaus, Barbara Günther, bestätigt.

Doch auf dieses Ergebnis musste die ehemalige Zahnarzthelferin fast drei Wochen nach dem ersten Befund warten. Denn Aufschluss gab erst eine Biopsie. Dabei wurden der 62-Jährigen Proben aus dem Knochenmark genommen.

"Aus dem Hüftknochen", sagt sie und ergänzt: "Mit Betäubung. Denn so mutig bin ich nicht", und es habe noch lange weh getan. Das Ergebnis der Biopsie: Claudia Piefer kann keine roten Blutkörperchen produzieren. "Normale Werte liegen bei elf bis 18; ich habe höchstens einen Wert von 7,2", erklärt sie. Und deshalb benötigt sie regelmäßig frisches Blut. Alle zwei Wochen.

Seit der Diagnose ist Claudia Piefer Stammgast im Benrather Krankenhaus. Barbara Günther, Chefärztin der onkologischen Abteilung, behandelt die 62-Jährige. Ihre Patientin kommt jede Woche — einmal zur Blutkontrolle, in der darauf folgenden zur Transfusion.

Claudia Piefer bekommt dann zwei Beutel Spenderblut à 400 Milliliter. "Ein Spender gibt einen Beutel Blut. Also brauche ich jedesmal zwei Spender", sagt sie mit einem dankbaren Lächeln — und betont, wie wichtig es sei, Blut zu spenden. Das sei ihr jetzt erst — nach ihrer Diagnose — richtig bewusst geworden.

Rund 20 Patienten, die neues Blut benötigen, betreut Barbara Günther. Alles chronisch Kranke. Die meisten mit Bluterkrankungen, aber auch Krebspatienten, die durch die Therapie kein eigenes Blut aufbauen können. "Es gibt Patienten, die sind fünf Jahre und länger bei mir in Behandlung", sagt die Medizinerin — manche kommen jede Woche, andere alle zwei. Manche benötigen nur eine Blutkonserve, andere wiederum zwei wie Claudia Piefer.

Die ist sich inzwischen darüber im Klaren, dass sie ein Leben lang auf Spenderblut angewiesen ist. Wenn sie frisches Blut benötigt, dann fühle sie sich vorher komplett schlapp, müde und anfangs habe sie auch an Appetitlosigkeit gelitten.

Die erste Woche nach der Transfusion sei sie fit, könne Treppen leicht hinaufsteigen, und auch das Fahrradfahren — ihre Leidenschaft — klappe dann gut. Doch während der Woche baut die 62-Jährige ab. Alles geht langsamer, sie benötigt immer mehr Pausen, beim Treppensteigen ginge ihr die Luft weg und ihr sei dann auch oft duselig. "Dann sehne ich mich nach neuem Blut", sagt sie.

Gut drei Stunden verbringt sie bei der Transfusion. Und sie hat ihr Leben umstellen müssen — auch das der Familie. "Im Moment kommen wir gut zurecht. Wir versuchen, normal zu leben", sagt sie. Und: Einen Urlaub hat sie mit ihrem Mann schon geplant — wenn auch nur für eine Woche.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort