Hilden Jazzsängerin von Weltklasse

Hilden · Das Judy Rafat Trio eröffnet gestern die "Jazz um Drei"-Konzertreihe im Kunst- und Kulturzentrum QQTec in Hilden. Das Publikum war begeistert, obwohl die Stimme von Rafat leicht angegriffen war.

 Legende Dizzy Gilespie überzeugte die kanadische Folksängerin Judy Rafat, zum Jazz zu wechseln. Seit 1994 unterrichtet sie an der Duisburger Mercator-Universität.

Legende Dizzy Gilespie überzeugte die kanadische Folksängerin Judy Rafat, zum Jazz zu wechseln. Seit 1994 unterrichtet sie an der Duisburger Mercator-Universität.

Foto: Olaf Staschik

Tee, Honig und Antibiotika musste Judy Rafat einsetzen, damit ihre leicht angegriffene Stimme das Eröffnungskonzert des ersten Konzerthalbjahres von "Jazz um Drei" gestern in den Räumen des Kulturvereins QQTec durchstehen konnte. Eine zu Konzertbeginn zudem sehr niedrig eingepegelte Verstärkeranlage machte es der 1966 in Kanada geborenen Sängerin und seit 1994 an der Duisburger Mercator-Universität tätigen Gesangsdozentin nicht gerade einfacher. Dennoch erlebte das erfreulich zahlreich erschienene Publikum eine Konzertpremiere, die die regelmäßig hochgesteckten Qualitätsstandards der QQJazz-Reihe voll und ganz erfüllte.

In Thomas Rückert (Piano) und Markus Schieferdecker (Kontrabass) hatte Rafat zwei musikalische Begleiter, die sich einerseits spielfreudig in Improvisationen stürzten, die andererseits aber auch die Vokalparts mit reichlich musikalischem Einfühlungsvermögen begleiteten. Bei "A Foggy Day in London Town" irrt sie noch ein wenig orientierungslos durch die George-Gershwin-Komposition. Mit akzentuierter Intonation sowie ausgesprochen rhythmischer Phrasierung lässt sie das Fehlen eines Schlagzeuger aber schlichtweg vergessen und präsentiert sich zudem als versierte Scat-Sängerin, die jede Note ihres drei Oktaven umfassenden Stimmumfangs auf den Punkt trifft. Ihre musikalische Karriere hatte Judy Rafat als Folksängerin begonnen, bis ihr Mentor Dizzy Gillespie sie davon überzeugen konnte, dass sie mit ihrem stimmlichen Potenzial besser im Jazz aufgehoben wäre. Seine Komposition "Brother K.", dem einst charismatischen Bürgerrechtler Martin Luther King gewidmet, schien Rafat auf den Leib geschrieben. Zunächst in besinnlicher Innigkeit als Gospel interpretiert, wechselt die musikalische Atmosphäre in Richtung freudiger Sanftheit, die Schieferdecker mit gestrichenem Bass wunderbar verstärkt.

In eine noch intimere Klangatmosphäre taucht Judy Rafat mit Hoagy Carmichaels Komposition "The Nearness of You" ein, das auch Norah Jones erfolgreich aufgenommen hatte. Da beschwört die Sängerin eine atemberaubende atmosphärische Nähe, dass man fast den Eindruck bekommen könnte, einem Duett zuzuhören. Weitere Titel von Charlie Parker wie etwa "Au Private" runden das abwechslungsreiche Repertoire ab. Zum Finale gibt es großen Applaus eines begeisterten Publikums, das einen Konzertreihen-Auftakt erlebt hat, der zweifellos Appetit auf mehr macht. Der kann am 18. März mit Hotel Bossa Nova und Sängerin Liza da Costa sowie am 6. Mai mit der Blueslegende Lousiana Red gestillt werden.

(RP)
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