Hilden Als Hilden unter Wasser stand
Die meiste Zeit im Jahr ist die Itter nur ein harmloser Bach. Nach heftigen Regenfälle kann ihr Wasserstand allerdings rasant steigen – manchmal bis zur Oberkante ihres gemauerten Betts. Dann werden vor allem bei Älteren Erinnerungen wach, etwa an 1957. Damals überflutete die Itter die ganze Unterstadt. Es war die größte Überschwemmung im letzten Jahrhundert.
Am 20. September 1957 begann es in Hilden und in Solingen heftig zu regnen. Und es hörte und hörte nicht auf. Binnen drei Tagen fielen mehr als 88 Millimeter Niederschlag. Das sind 88 Liter pro Quadratmeter. Eine Menge, die sonst innerhalb eines Monats fällt.
Das große Rückhaltebecken in Trotzhilden lief voll. Dann setzte die Flut die Innenstadt unter Wasser. 180 Feuerwehrmänner aus dem ganzen Kreis wurden nach Hilden beordert. Mit über 1000 Sandsäcken verstärkten sie den Damm im Hildener Osten. Erst als am 23. September spät nachmittags der Regen nachließ, sank auch der Wasserstand der Itter.
Damals gründeten jene, die es am schlimmsten getroffen hatte, eine Notgemeinschaft. Sie strengten einen Prozess gegen den damaligen Itterverband (Vorläufer des Bergisch-Rheinischen Wasserverbandes) an und forderten Schadenersatz. Der Rechtsstreit dauerte sage und schreibe 14 Jahre und endete schließlich mit einem Vergleich. 1961 traf das letzte große Hochwasser Hilden. 125 Einwohner waren betroffen. Die Schäden beliefen sich auf 350.000 Mark.
Nach der größten Itterflut 1957 wurde einiges getan. 1966 begradigte man die alte „Itterschlinge“ zwischen Bismarck- und Schwanenstraße. 1975 wurde das Regenrückhaltebecken Kalstert von 45.700 auf mehr als 100.000 Kubikmeter vergrößert. Am Oberlauf der Itter wurden zusätzliche Rückhaltebecken angelegt, um die Wassermengen schon vor Hilden zu regulieren
Der BRW hat die Itter in Hilden in ein gemauertes Korsett gesteckt. Es ist für ein Hochwasser ausgelegt, das statistisch nur alle 100 Jahre vorkommt. Das ist auch der Wert, der für die ausgewiesenen Überschwemmungsgebiete auf den Gefahrenkarten gilt. Die Landesregierung hat sie anfertigen lassen, um Anlieger zu warnen. In Solingen seien auch einzeln stehende Gebäude an der Itter nach wie vor hochwassergefährdet, so der BRW.
Auch in Hilden könne es theoretisch an einigen Stellen zu Überschwemmungen kommen. Aber dort stünden keinen Häuser.
Auf Höhe des 3M-Werks Hilden befindet sich der Horster Flutgraben. Dort hat der BRW eine Verzweigung der Itter angelegt – zum Schutz von Benrath. Ab einer bestimmten Wassermenge kann Wasser nach links aus der Itter abfließen in Richtung Garather Mühlenbach.
Auch unterhalb des Klärwerks Hilden kann die Itter aus ihrem Bett steigen, so dass bei Extremereignissen nur Wassermengen von weniger als 18 Kubikmeter pro Sekunde abfließen können. Wasser, was darüber hinausgeht, kann sich in Grünflächen und dem Wald relativ gefahrlos ausbreiten.
Christoph Schmidt