Hilden Insolvenzverwalter verärgert: Wielpütz gründet Betriebsrat

Die Vorbereitungen für die Wahl der Arbeitnehmer-Vertreter beim Autozulieferer laufen. Insolvenzverwalter: „Abschreckende Nachricht“ für Investoren.

 Wielpütz beschäftigt in Hilden (Foto) und Haan rund 850 Mitarbeiter.

Wielpütz beschäftigt in Hilden (Foto) und Haan rund 850 Mitarbeiter.

Foto: Tobias Dupke

Es steht zwar noch kein Termin fest, aber die Vorbereitungen zu den Betriebsratswahlen beim angeschlagenen Automobilzulieferer Wielpütz laufen offenbar auf Hochtouren – bislang hatte es keine Arbeitnehmervertretung gegeben. Wie die für Hilden und Haan zuständige IG Metall Remscheid-Solingen bestätigt, gibt es einen Wahlvorstand, der die erforderlichen Schulungen bereits absolviert hat. Was für Marko Röhrig, den Ersten Bevollmächtigten der IG Metall Remscheid-Solingen, einfach nur die Einforderung des gesetzlich festgelegten Rechtes ist, gefährdet für Insolvenzverwalter Nikolaos Antoniadis die Suche nach einem Investor: „So eine Nachricht schreckt ab.“

 Im Dezember 2018 hatten die 850 Mitarbeiter in Hilden und Haan die Nachricht erhalten, dass Wielpütz finanzielle Probleme hat. Als Grund nannten die damaligen Geschäftsführer den Umbruch am Automarkt und die generelle Kritik am Verbrennungsmotor. Das seit 2017 geltende, strengere Testverfahren WLTP habe „zu Veränderungen im Markt geführt, die sich auch auf Automobilzulieferer wie Wielpütz auswirken“, hieß es. „Die verzögerte Marktzulassung von neuen Motoren verursachte erhebliche kurzfristige Umsatzverschiebungen.“

Zunächst hatte die Firma einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Doch kurz darauf hat Insolvenzverwalter Nikolaos Antoniadis komplett die Zügel übernommen. Wielpütz stellt unter anderem Ölleitungen, Ölmessstäbe, Rohre und Pedale her. Zu den Kunden zählt nahezu die gesamte Autoindustrie, von VW über Ford, General Motors bis zu BMW, Porsche und Daimler. Wielpütz blickt auf fast 120 Jahre Firmengeschichte zurück.

Während Insolvenzverwalter Antoniadis zuversichtlich über „vielversprechende Gespräche“ mit potentiellen Investoren spricht, scheint in Teilen der Belegschaft der Wunsch nach einer eigenen Stimme größer zu werden. „Wir werden nicht von uns aus tätig, sondern sind aus der Belegschaft angesprochen worden“, erklärt Marko Röhrig. Er sieht auch kein Problem daran, dass Wielpütz bald einen Betriebsrat haben wird – im Gegenteil, denn nun könne der Investor auf Augenhöhe mit den Arbeitnehmern sprechen.

Auf einer kürzlich stattgefundenen Betriebsversammlung, auf der Nikolaos Antoniadis über die Betriebsratswahlen informieren wollte, ist es laut dem Insolvenzverwalter zu einem Eklat gekommen. „Einige Mitarbeiter der IG Metall Remscheid-Solingen sind dazugekommen, obwohl wir sie nicht eingeladen haben. Ich habe sie aufgefordert, den Raum zu verlassen, was sie nicht gemacht haben. Es kam zu kleineren Handgreiflichkeiten zwischen der Geschäftsführung, einigen Mitarbeitern und den IG-Metall-Vertretern. Letzten Endes haben sie dann den Raum verlassen.“ Marko Röhrig von der IG Metall bestätigt, dass zwei seiner Mitarbeiter bei der Betriebsversammlung vor Ort waren und es dann zu „inhaltlichen Auseinandersetzungen“ kam. Seine Leute hätten daraufhin den Raum verlassen. Von Handgreiflichkeiten weiß er nichts.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort