Hilden Neu: „Grünfutter“ auf der Mittelstraße

Hilden · An der Mittelstraße in Hilden hat Atilla Aksu ein Fachgeschäft für Obst und Gemüse eröffnet. Er setzt auf regionale Angebote und bemüht sich, die Ware mit möglichst wenig Verpackung zu verkaufen.

 Grünfutter in Hilden: Atilla Aksu hat ein feines Geschäft in der City eröffnet, in dem er hochwertiges Grünzeug anbietet.

Grünfutter in Hilden: Atilla Aksu hat ein feines Geschäft in der City eröffnet, in dem er hochwertiges Grünzeug anbietet.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Der erste Eindruck: Atilla Aksu bedient eine auf einen Rollstuhl angewiesene Kundin vor dem Laden, springt rein und raus, trägt zusammen, was gewünscht wird, hilft beim Einpacken und kassiert auch draußen. Der zweite Eindruck: Es gibt nur wenig eingeschweißte Ware, vieles wird lose verkauft, entweder in Papiertüten oder in kompostierbaren Beuteln. „Die kosten zwar ein Vielfaches der Plastiktüten, aber das ist es mir wert“, sagt Aksu. Dazu passt auch, dass er möglichst viel Ware aus der Region anbietet: Mirabellen und Zwetschgen; Kartoffeln und Eier (Freiland) aus Willich von Bauern, die er persönlich kennt. „Regional ist für mich auch Holland“, sagt er, „oder europäische Nachbarländer wie Frankreich.“

Er hält sich nicht sklavisch an diese Vorgabe, betont, keinen Bioladen zu betreiben: Bananen, Feigen, Zitronengras und Passionsfrüchte wachsen nun mal nicht in Deutschland, aber er hat sie im Sortiment. Da es deutsche Äpfel (noch) nicht gibt, vertreibt er französische. Neben den Modeäpfeln Pink Lady (China) und Jazz (USA) führt er auch den allergikerfreundlichen „Wellant“, eine alte deutsche Sorte, dem Boskop nicht unähnlich, aber süßer. „Den kaufen hier viele, der ist gerade der Renner“ sagt Aksu.
Drinnen, in gemütlicher Hofladen–Atmosphäre, gibt es eine kleine Sitzecke für die Kundschaft. „Wir bieten gratis Kaffee an und gelegentlich auch mal Kuchen aus Resten, also aus nicht mehr verkäuflichem Obst“ verbessert sich seine schwangere Frau hastig. „Das klingt jetzt so negativ, aber wir wollen Obst mit kleinen Flecken nicht einfach wegwerfen.“

Atilla Aksu ist gelernter Einzelhandelskaufmann. Über zwölf Jahre lang hat er Obst und Gemüse verkauft – als Abteilungsleiter in einem Hildener Supermarkt. Jetzt hat er sich selbstständig gemacht mit seinem Laden „Grünfutter“, Mittelstraße 70, direkt an der eiligen Einkäuferin. „Damit habe ich mir einen Traum erfüllt“, sagt der Existenzgründer. Er wollte sich schon lange unabhängig von der Massenware machen. Sein Ziel ist es, „das qualitativ beste Obst und Gemüse anzubieten, und das so umweltfreundlich wie möglich. Und: „Ich bin Hildener und wollte unbedingt in der Innenstadt ein schönes Geschäft betreiben, um sie damit zu bereichern.“

Aksu kennt sich aus in seinem Fachgebiet: Doziert etwa über die Qualität von Tomaten aus Holland – „Die sind viel besser als ihr Ruf, zumindest, wenn man die richtigen Händler kennt.“ Ein älterer Kunde probiert eine Sorte und freut sich: „Die schmecken ja so aromatisch wie früher.“ Einer Frau „erklärt“ er die schwarzen Tomaten: „Sie haben eine etwas dickere Schale, sind also gut für Salat geeignet, weil sie beim Schneiden nicht matschen.“

Eine weitere Besonderheit sind die kleinen Dienstleistungen, die „Grünfutter“ nebenbei anbietet: Da werden auf Wunsch Präsentkörbe zu fairen Preisen zusammengestellt oder auch mal Gemüseplatten mit oder ohne Dips für private Partys. „Ich will demnächst auch noch Wein aus Rheinhessen anbieten“, sagt er. Exklusive Obstsäfte vertreibt er bereits: Sortenreine Apfelsäfte und Frucht-Seccos (ohne Alkohol) von einer kleinen feinen Obstkelterei am Niederrhein.

Cornelia Roth hat gerade ihre Einkäufe bezahlt. „Toll“ findet sie den neuen Laden: „Das Angebot ist reichhaltig, alles sieht gut aus, die Preise sind fair – ich komme bestimmt wieder“, sagt sie. Und Dieter Englich und Frau erinnern sich begeistert an alte Zeiten: „Wissen Sie, dass hier vor etwa 40 Jahren auch schon mal ein Gemüseladen war?“, fragt er Aksu. Der hat das bereits mehrfach gehört. „Ein schöner Laden, hoffentlich hält er sich“, sagt Englich beim Hinausgehen zu seiner Frau.

Die erste Woche ist jedenfalls für Aksu sehr gut gelaufen.

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