Hilden „Im Galileum ist man Teil des Universums“

Sternwarte und Planetarium: Für das 8,5-Millionen-Euro-Projekt in Solingen hat sich der Diplom-Physiker aus Hilden lange eingesetzt.

 Dr. Frank Lungenstraß vor dem neuen Teleskop.

Dr. Frank Lungenstraß vor dem neuen Teleskop.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

14 Jahre Planung, drei Jahre Bauzeit: Was für ein Marathon... Was ging ihnen bei der Eröffnung des Galileum vor kurzem spontan durch den Kopf?

Lungenstraß Endlich fertig... aber was nun? waren meine Hauptgedanken. Vieles muss auch nach der Eröffnung erledigt und endlich fertig werden. Die Bauphase ist also noch nicht ganz zu Ende. Letztlich freue ich mich aber sehr darauf, wieder Astronomie zu betreiben und endlich wieder mit dem Publikum zu arbeiten. Es bleibt spannend.

„Solingen greift nach den Sternen“, titelte eine Zeitung. Möglich gemacht hat das ein Hildener: Sie. Wie kam das?

 Auch von außen ein spektakulärer Hingucker: Das Galileum ist in einem ehemaligen Gasbehälter untergebracht.

Auch von außen ein spektakulärer Hingucker: Das Galileum ist in einem ehemaligen Gasbehälter untergebracht.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Lungenstraß 1978 hatte ich zum ersten Mal Kontakt mit der damaligen Sternwarte Solingen. Mein Physiklehrer am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium war damals Vereinsvorsitzender und hat mich nach Solingen geholt. Und dann bin ich über die Renovierung und den späteren Neubau der Sternwarte 1992/1993 einfach dort geblieben.

Erst sollte das Galileum fünf Millionen Euro kosten, am Ende waren es 8,5 Millionen. Wie haben Sie so viel Geld für das Projekt zusammengebracht?

Lungenstraß Mit viel Überzeugungsarbeit bei Freunden, Förderern, Sponsoren und natürlich bei öffentlichen Stellen... und sehr viel Beharrlichkeit und Durchhaltevermögen. Wichtig war und ist auch die Stabilität und Kontinuität in unserem Vereinsvorstand über viele Jahre und das hervorragende Team im Verein.

 Ein Blick ins Innere des Galileums beim „Tag der offenen Tür“ .

Ein Blick ins Innere des Galileums beim „Tag der offenen Tür“ .

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Fachleute sagen: Das Galileum ist deutschlandweit unvergleichlich. Können Sie uns erklären, warum das so ist?

Lungenstraß Es ist das vermutlich weltweit erste Planetarium in einem freistehenden Kugelgasbehälter – alle Recherchen haben nichts Vergleichbares finden können. Unvergleichlich ist das Galileum vielleicht auch deshalb, weil wir ein völlig neues, siebenstöckiges Gebäude neben die Kugel bauen konnten, in dem Ausstellungsflächen, ein Seminarraum und Platz für die gesamte Infrastruktur ist und auch die technische Ausstattung für ein Planetarium mit einer 12-Meter-Kuppel im Spitzenbereich angesiedelt. Schließlich ist auch wichtig, dass wir eine große Sternwarte auf dem Dach haben und so auch die „echten“ Sterne zeigen können. Ab Oktober wird auch dies Teil des Programms sein.

Im Fernsehen und im Internet gibt es auch Bilder von Milchstraßen und aus dem Weltall. Kann ein Planetarium das anders und besser zeigen?

Lungenstraß Ein Planetarium kann natürlich genau diese Dinge zeigen – aber interaktiv, mit kompetenter Moderation und das alles in einer 360-Grad-Kuppel. Man ist also im wahren Wortsinn „mittendrin“ – also ein Teil des Universums. Und das ermöglicht ganz ungewohnte und faszinierende Perspektiven, spannende Shows und ganz besondere Angebote wie Musikshows, Konzerte oder Lesungen.

Welche Besucherzahl peilen Sie mit dem Galileum im ersten Jahr in etwa an?

Lungenstraß Wir rechnen mit mehr als 30.000 und die aktuellen Zahlen lassen das auch mehr als realistisch erscheinen.

Wie teuer ist der Unterhalt? Wer kommt dafür auf? Und wie viele Besucher brauchen Sie für einen wirtschaftlichen Betrieb?

Lungenstraß Die Betriebskosten muss der Verein selbst erwirtschaften – übrigens auch die Kosten für ein noch laufendes Darlehen. Öffentliche Zuschüsse sind für den Betrieb nicht zu erwarten, aber durch einen sehr hohen Anteil an ehrenamtlichem Personal halten wir die Betriebskosten niedrig. Mit mehr als 20.000 Besuchern pro Jahr wären wir finanziell auf der sicheren Seite – aber sicher nicht zufrieden!

Wie viele Mitarbeiter/freiwillige Helfer arbeiten im Galileum?

Lungenstraß Im Moment haben wir einen angestellten Mitarbeiter und jede Menge Freunde und Vereinsmitglieder, die ehrenamtlich mitarbeiten. Da aber nicht jeder alles kann und möchte, dürfen das gerne mehr werden. Je nach Bedarf denken wir zum Beispiel auch an Studenten mit einem Minijob. Interessierte sollten sich am Besten vor oder nach einem Programm einmal bei uns melden.

Was muss ich tun, wenn ich das neue Galileum in Solingen erleben will?

Lungenstraß Das Galileum ist jeweils zu den Programmen geöffnet, Tickets gibt es online unter www.galileum-solingen.de und an der Tageskasse. Es hat sich gezeigt, dass online-Tickets wegen der teilweise großen Nachfrage die bessere Variante sind, denn dann ist einem ja der Platz sicher. Gruppen ab etwa 20 Personen können auch Sonderveranstaltungen buchen – soweit es der Kalender zulässt.

Haben schon Schulen aus der Region Interesse gezeigt?

Lungenstraß In den Sommerferien haben verschiedene Feriengruppen gebucht, für nach den Sommerferien gibt es ebenfalls schon etliche Reservierungen. Hier rechnen wir für die Zeit nach den Ferien mit einer großen Nachfrage.

Sie sind stellvertretender Leiter der Volkshochschule Hilden-Haan. Wird auch die VHS einen Besuch anbieten?

Lungenstraß Das ist geplant – wir haben uns aber nicht getraut, dies schon ins Herbstangebot zu übernehmen, weil zum Zeitpunkt der Drucklegung des Programmheftes noch zu Vieles unklar war. Mittlerweile läuft im Galileum aber (fast) der Regelbetrieb und so wird die Volkshochschule Anfang  2020 einen Besuch  ins Programm nehmen.

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