Hilden Ideen für Hildener ab 50

Hilden · In den so genannten "Zwar-Netzwerken" kommen Menschen ab 50 Jahren zusammen, die in einem Viertel wohnen. Jetzt hat die Stadt 1500 Bürger angeschrieben. Sie sind eingeladen, zum Treff zu kommen. Nicht alle sind begeistert.

 Das ist die Idee hinter den Netzwerken: Jeder macht etwas für sich, für andere – und umgekehrt.

Das ist die Idee hinter den Netzwerken: Jeder macht etwas für sich, für andere – und umgekehrt.

Foto: zwar

Es ist ein Erfolgsmodell: 13 000 Hildener treffen sich alle 14 Tage in Gruppen, um zu besprechen, was sie gemeinsam unternehmen wollen. Das kann Kegeln sein, Düsseldorf besuchen oder ein Museum — festgelegt ist das nicht. Die einzige Vorgabe besteht darin, dass sich alle in einer bestimmten Lebensphase befinden: zwischen Arbeit und Ruhestand, kurz "zwar".

Die "Zwar"-Netzwerke gibt es seit mehreren Jahren, und das nicht nur in Hilden. "150 Gruppen gibt es in 53 nordrhein-westfälischen Kommunen", erklärte Ute Schünemann-Flake gestern vor Journalisten. Sie ist die landesweite Koordinatorin des Projekts, und das soll wachsen (siehe Info).

Die Stadt Hilden hat jetzt weitere 1500 Bürger zwischen 50 und 65 Jahren angeschrieben. Inhalt des Briefs: Am Montag, 12. November, um 19 Uhr ist das Gründungstreffen weiterer Zwar-Gruppen im Nachbarschaftszentrum St. Jacobus. "Wer will, ist eingeladen, teilzunehmen", sagte Sozialamtsleiterin Monika Klemz. Mindestens einer will jedenfalls nicht: Er hat sich umgehend bei der Stadt gemeldet und sich jede Einmischung in seine Freizeitgestaltung vehement verbeten. Tenor: "So weit kommt das noch, dass ich mir von der Stadt sagen lasse, was ich in meiner Freizeit zu tun habe." Das sei allerdings nicht die Absicht dahinter gewesen, versichert Klemz: "Die Teilnahme an einer Gruppe ist absolut freiwillig."

Mehr noch. Die Basisgruppen haben keine Hierarchie, es entstehen keine Verpflichtungen und keine Kosten, es gibt keinen Träger oder Verein im Hintergrund. Dennoch — oder genau deswegen — bestehen die einmal gebildeten Gruppen als Verbünde fürs Leben.

Die ersten Zusammenschlüsse sind vor 30 Jahren entstanden. "Einfach wunderbar", nennt etwa Wolfgang Becker, 69 Jahre, die Basisgruppe Mitte-West. "Bei uns sind echte Freundschaften entstanden, wir helfen uns gegenseitig, machen alle zwei Wochen etwas Neues." Viele seien dazugestoßen, um in einer neuen Lebensphase neu Fuß zu fassen — oder auch einfach ihre Heimatstadt Hilden kennenzulernen.

Das bestätigen Rita Kohl (69) und Rolf Pohlmann (68), die beide noch während ihrer Berufstätigkeit in eine Gruppe gegangen sind — und weiterhin aktiv darin mitwirken. "Mich hat der Ansatz überzeugt", sagt Pohlmann. "Zunächst macht man etwas für sich, auch mit anderen. Es geht nicht in der Hauptsache darum, etwas für andere zu tun." Er macht es dennoch: Gemeinsam mit einer Reihe weiterer Hildener hat er den "Markt der Möglichkeiten" gegründet, der sich regelmäßig im Bürgerhaus trifft, ein Treff 50 plus für ehrenamtliches Engagement.

Andrea Schober, Leiterin des Nachbarschaftszentrums St. Jacobus, wo die nächste Gruppe angesiedelt werden soll, versteht sich als Begleiterin: Ihre Aufgabe sei es, die Infrastruktur und den Raum — und somit die Möglichkeit — zur Verfügung zu stellen. "Ich freue mich darauf, dass ich an diesem Prozess teilnehmen darf."

(RP/rl)
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