Haan Ideen für die Innenstadt gesucht

Haan · Sowohl der Einzelhandel muss neu gedacht werden, als auch die optische Gestaltung des Stadtzentrums.

Die Gartenstadt soll attraktiver werden. Hierzu sind sowohl Einzelhandel als auch Stadtplanung gefragt.

Einzelhandelskonzept Eine Nahversorgung für möglichst alle Bürger sicherstellen, gleichzeitig die Wünsche der Anbieter und Investoren berücksichtigen, um sie in der Stadt zu halten oder neue anzulocken — die Stadtverwaltung muss oft einen Spagat meistern, um die Interessen der verschiedenen Seiten unter einen Hut zu bekommen. Damit sie nicht jedes Mal das Rad neu erfinden muss, soll nun ein neues Einzelhandelskonzept verabschiedet werden, das für alle Planungen die Grundlage liefern soll.

"Es gibt massive Veränderungen im Einzelhandel", berichtete Marc Föhrer, Geschäftsführer des Planungsbüros "Stadt und Handel" bei der Vorstellung des Konzepts in der Gymnasiumsaula an der Adlerstraße. Rund 50 Gäste hörten ihm zu. "Die Ausgaben im Einzelhandel stagnieren seit etwa 20 Jahren. Zehn Prozent wird mittlerweile online gekauft, künftig gehen Prognosen von 20 Prozent aus, die dem Einzelhandel vor Ort dann fehlen. Und die Drogeriemärkte brechen weg." Die Kunden wünschten sich stärker ein altersgerechtes Einkaufen, Parkplätze am Geschäft, möglichst billig solle das Angebot sein — aber bei hoher Qualität. Darauf müsse der Einzelhandel reagieren. "Und das betrifft alle Haaner", sagte Föhrer.

Bislang schafften es die vorhandenen Geschäfte nicht, die überdurchschnittlich hohe Kaufkraft (190 Millionen Euro, das sind 15 Prozent mehr als der Bundesdurchschnitt) in der Gartenstadt zu halten. "In der Region gibt es einen starken Wettbewerb", schilderte der Planer. "Vor allem Bekleidung, Schuhe, Spielwaren und Unterhaltungselektronik kaufen die Haaner in anderen Städten." Die Vielfalt des Warenangebotes hätten befragte Bürger daher nur mit der Note "ausreichend" bewertet. Insbesondere im Stadtzentrum halten es die Gutachter deshalb für erforderlich, dass ein attraktives Sortiment angeboten wird, dass sich auch nur in einer (Hand-) Tasche transportieren lässt. Dadurch würden mehr Besucher in die Innenstadt gelockt. Die bestehenden Nahversorgungszentren an der Düsseldorfer Straße und in Gruiten an der Bahnstraße müssten gestärkt werden, bei Geschäften in Sonderlagen — wie Möbel- und Baumärkten — sei eine Konzentration an wenigen Standorten empfehlenswert.

Discounter erweitern Die Mitglieder des Planungsausschusses haben den Erweiterungsplänen von Aldi und Lidl an der Landstraße zugestimmt. Beide Geschäfte wollen sich um die Hälfte vergrößern — nach eigenen Angaben, um vor allem breitere Gänge schaffen zu können und so ein bequemeres Einkaufen zu ermöglichen. Während Lidl an das bestehende Haus anbauen will, plant Aldi einen Abriss und Neubau mit einem Flachdach und anthrazitfarbenen Klinkern. Durch die Erweiterung ist einem Gutachter zufolge bei beiden Discountern mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen von jeweils 70 zusätzlichen Kraftfahrzeugen in der Spitzenstunde (also 210 statt bisher 140) am Nachmittag zu rechnen. Die bestehenden Kreuzungen könnten dies aber verkraften. Negative Auswirkungen auf den Einzelhandel in der Innenstadt seien nicht zu erwarten.

Innenstadtkonzept Ein Einzelhandelskonzept alleine reicht nach Meinung der Gutachter aber nicht, um die "in die Jahre gekommene Innenstadt" attraktiver zu machen. Sie muss auch selbst modernisiert werden, zum Beispiel mit einem neuen Straßenpflaster oder weiteren Elementen im öffentlichen Raum. Dies wünschten sich auch mehrere Teilnehmer der Bürgerversammlung. Die Planungspolitiker haben deshalb die Verwaltung damit beauftragt, ein Gesamtkonzept erarbeiten zu lassen — nach Hildener Vorbild mit öffentlichen Stadtkonferenzen, in denen Bürger ihre Anregungen und Wünsche äußern können, sowie mit mehreren Bürger-Workshops. Erste Ergebnisse könnten dem Planungsausschuss bereits im Frühjahr vorgestellt werden. Bis zum Beschluss könnte jedoch ein Jahr vergehen.

(RP)
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