Hilden "Ich sehe kaum noch Spatzen bei uns"

Hilden · Die Zahl der Haussperlinge ist stark zurückgegangen. Die Vögel finden immer weniger Nistplätze.

 Ein Haussperling

Ein Haussperling

Foto: dpa

In einem Gedicht des verstorbenen deutschen Schauspielers und Komikers Heinz Erhardt heißt es: "Es war einmal ein grauer Spatz, der saß ganz oben auf dem Dache, und unten hielt die Mietzekatz schon seit geraumer Weile Wache".

Heute ist dieses Gedicht ein Stück Zeit- und Naturgeschichte. Als es entstand - es muss irgendwann Mitte des vergangenen Jahrhunderts gewesen sein -, ging es dem Spatzen ganz offensichtlich noch gut, zumindest, wenn es ihm gelang, sich irgendwie vor der listigen Miezekatze zu retten. Heute hat der Spatz ganz andere Probleme.

Der Singvogel steht auf der sogenannten Vorwarnliste der Roten Liste für gefährdete Arten. Die Population ist in den zurückliegenden Jahren nach Angaben der Deutschen Wildtierstiftung um 20 bis 50 Prozent zurückgegangen. In einigen Städten, so wie in Hamburg, sogar um 80 Prozent.

Experten haben Ähnliches auch im Rheinland beobachtet. "Dass die Population flächendeckend zurückgegangen ist, steht fest", sagt Erich Schulz vom Nabu-Stadtverband Leverkusen, der ein Beispiel aus seinem eigenen Garten nennt: "Als ich vor 30 Jahren nach Wiesdorf gezogen bin, habe ich Meisenknödel in den Garten gehängt. Ich musste das immer so machen, dass die Spatzen da nicht herankommen. Seit fünf, sechs Jahren sehe ich so gut wie keine Spatzen mehr."

Dafür gebe es in seinen Augen vor allem zwei Gründe. Erstens: Durch Baumaßnahmen und Gebäudesanierungen finden Spatzen immer weniger Nistplätze. Spatzen nisten gerne unter Dachpfannen, in kleinen Nischen und Höhlen, die von außen zugänglich sind. Die finden sie zum Beispiel an alten Gebäuden oder Bauernhöfen.

"Das aber ist nicht der einzige Grund. Spatzen sind Körnerfresser. Davon finden sie bei uns immer weniger." Für die Landwirtschaft kultivierte Nutzflächen geben nicht genug Nahrung für die Spatzen her. Die findet der Vogel normalerweise in den heimischen Sträuchern und Hecken. Dass der Spatz stirbt, ist für Schulz ein Zeichen dafür, "wie sehr wir Menschen die Umwelt verändert haben". Der Spatz gelte als extrem anpassungsfähig, deswegen nennt man ihn auch einen "Allerweltvogel". Und dennoch hat es der Spatz, der sich schon mit wenig zufriedengibt, schwer.

Wer etwas für die kleinen Vögel tun will, für den gibt die Deutsche Wildtierstiftung einige Tipps: Spatzen brauchen eiweißreiche Nahrung für ihre Nachkommen und lieben es, im Dreck zu baden. Dichte Hecken aus einheimischen Sträuchern wie Weißdorn, Hartriegel, Heckenrosen oder Nutzpflanzen wie die Brombeere helfen dem kleinen Vogel. Hecken liefern nicht nur Nahrung, sondern sind auch gute Verstecke. Blühende Pflanzen machen einen Garten ebenfalls spatzenfreundlich: Sie locken die Insekten an, die der Spatz als Futter für seine Jungen braucht. Die brütet er im besten Fall genau jetzt aus. Am ersten März hat die Vogelschutzzeit begonnen. Übrigens: Mit Bädern im Staub hält der Spatz sein Gefieder frei von Parasiten. Dreck hält nämlich warm.

(RP)
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