Hilden Hygiene statt längerer Ferien
Düsseldorf / Hilden / Haan · Die Überlegungen des NRW-Gesundheitsministeriums, die Sommerferien zu verlängern, um die Schweinegrippe einzudämmen, stoßen bei den meisten Eltern auf Skepsis. Auch Lehrer und Verwaltung verweisen auf Probleme.

Was man zur Schweinegrippe wissen muss
Am kommenden Dienstag möchte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann kundtun, ob der Verlauf der Schweinegrippe aus Sicht des Landes eine Verlängerung der Sommerferien erforderlich macht. Schon jetzt sind sich die Schulleiter in Hilden und Haan weitestgehend einig, dass es dazu aus ihrer Sicht keinen Handlungsbedarf gibt.
Die Haaner Beigeordnete Dagmar Formella hat sich dieser Tage mit den Schulleitern ins Benehmen gesetzt und steht einer pauschalen Schul-Schließung eher skeptisch gegenüber: "Das Land muss bei seinen Plänen auch berücksichtigen, dass Gymnasiasten eher ins Ausland reisen als Hauptschüler."
Auch die Hildener Jugendamtsleiterin Noosha Aubel glaubt nicht, dass eine nur landesweite Schulschließung das geeignete Mittel zur Eindämmung einer Pandemie sei. "Es kann auch nicht sein, dass wir als Kommune bei geschlossenen Schulen eine Notbetreuung für die Kinder zwingend Berufstätiger anbieten", verweist Aubel auf einen neuralgischen Punkt. "Da kämen ja automatisch wieder viele Kinder zusammen, die dann doch besser in die Schule gehen könnten."
"Für mich wäre es überhaupt nicht machbar, noch länger Urlaub zu nehmen", bestätigt die alleinerziehende Mutter eines 13-jährigen Sohnes auf RP-Anfrage. "Gerade in diesem Alter kann man die Kinder nicht einfach sich selbst überlassen", findet die Haanerin, die Laumanns Vorstoß als "politischen Schnellschuss, der nur Verwirrung stiftet", kritisiert. "Ich glaube nicht, dass man das Virus durch die bloße Schließung von Schulen aufhalten kann. Dann müsste man auch so konsequent sein und Kindergärten, Supermärkte und Fußballplätze sperren", so die Haanerin.
Markus Pfeiler ist bei einer RP-Umfrage in der Fußgängerzone anderer Meinung. Der 39-jährige Hildener findet es "bestimmt sicherer, wenn die Schule später anfängt. So kann man einem hohen Risiko aus dem Weg gehen", glaubt der Vater von zwei Töchtern (sieben und zwölf). Sandra Knobel wägt das Für und Wider ab. "Viele nehmen das Thema Schweinegrippe auf die leichte Schulter", glaubt die 38-jährige Hildenerin. "Meiner Meinung nach müssten Erkrankte und deren Umfeld strenger unter Quarantäne gestellt werden. Dann wäre eine Ferienverlängerung gar nicht nötig." Die zweifache Mutter bemängelt überdies fehlende Informationen, um die Infektionsgefahr richtig einschätzen zu können.
Lisa Wouters glaubt dagegen kaum, dass die Ausbreitung des Virus durch die Schulschließung verhindert werden kann: "Dann dürfte man ja auch nicht mehr in die Stadt gehen, weil dort ebenfalls die Gefahr besteht, sich anzustecken." Lachend fügt die 40-jährige Hildenerin hinzu: "Außerdem bin ich ganz froh, wenn meine drei Jungs nach sechseinhalb Wochen wieder in die Schule müssen." Kerstin Arnold (44) ist gleicher Meinung. Die Innenarchitektin hält die Verkürzung der Schulzeit ohnehin für problematisch. "Wenn nun auch noch die Ferien verlängert werden, geht das auf Kosten der Kinder", befürchtet die Hildenerin. "Sie haben dann noch weniger Zeit, sich auf anstehende Arbeiten vorzubereiten."
Dagmar Formella will nun "erst einmal abwarten, was das Land sagt, und dann entsprechend reagieren". Einen konkreten Plan hat die Haaner Dezernentin aber doch schon: "Wir werden im Sanitärbereich und auch in den Klassen wohl verstärkt Desinfektionsmittel installieren." Das plant auch die für Hilden zuständige Gesamtschulrektorin Anne Ackers-Weiß — "und das wird einiges kosten". Bei der Lehrerkonferenz am 14. August werde sie das Thema "Händewaschen im Schulalltag" auf jeden Fall