Hilden Hommage an Hildens berühmten Sohn

Hilden · Am 17. September 1989 wurde das Wilhelm-Fabry-Museum eröffnet. Zum 25. Jubiläum ehrt das Museum den großen Wundarzt in einer facettenreichen Ausstellung. Wilhelm Fabry - Persönlichkeit, Wirken, Weltbild, Netzwerk, Patienten.

 Museumsleiter Wolfgang Antweiler in der Ausstellung. Ein Skelett bewacht die Tür, die einst den Schrank verschloss, in dem Wilhelm Fabry ein Skelett aufbewahrte. Im Jahre 1601 sezierte der Medicus öffentlich einen vom Schwert Hingerichteten.

Museumsleiter Wolfgang Antweiler in der Ausstellung. Ein Skelett bewacht die Tür, die einst den Schrank verschloss, in dem Wilhelm Fabry ein Skelett aufbewahrte. Im Jahre 1601 sezierte der Medicus öffentlich einen vom Schwert Hingerichteten.

Foto: Olaf Staschik

Was für ein bedeutender Arzt und Wissenschaftler, ja ein Revolutionär und Vorbereiter moderner ärztlicher Kunst war Guilelmus Fabricius Hildanus. 1560 in Hilden geboren, wird Wilhelm Fabry durch Klugheit, Forscherdrang und sein chirurgisches Wissen zum größten deutschen Wundarzt seiner Zeit. Zum 25. Geburtstag des Wilhelm-Fabry-Museums ehrt Hilden den berühmten Sohn mit einer Ausstellung - einem Kaleidoskop von Lebens- und Arbeitswegen im spannenden Rückblick ins 16. Jahrhundert.

Zu den Themen Arzt, Patienten, Diagnose, Therapie, Krankheit und Heilung begibt der Besucher sich auf Fabrys Spuren. Der leidende und der helfende Mensch stehen im Mittelpunkt. Stationen aus seinem Leben mit Weggefährten und Zeitgenossen und dem Reigen Kupferstiche (seine vielen Korrespondenz- Partner), illustrieren das. In Glasvitrinen entdeckt man erste historische Buch-Schätze, wie die "Observationen". Fabry beschreibt in ihnen akribisch medizinisches Vorgehen und Heilungsverläufe für Kollegen und die Nachwelt.

Über welch stattliches Netzwerk er verfügte! Auf einer Landkarte verfolgt man seine Reisen nach Frankreich, in die Schweiz oder nach Holland. Auch die Familie lag ihm sehr am Herzen. Sein Testament bekundet, dass die Ehefrau seinen Besitz erbt und Sohn Johannes Bücher und Instrumente. Marie Colinet war für Fabry nicht nur Ehefrau und Mutter, auch Gehilfin. Zum Schmunzeln jene Episode, als sie recht clever mit einem Magneten einen Stahlsplitter aus dem Auge eines Patienten entfernte.

Der nächste Raum gehört der Anatomie, die für Fabry der Schlüssel zur chirurgischen Fähigkeit war. Nur durch das Sezieren von Leichen gewann er Einblicke in den menschlichen Körper, konnte so seine OP-Methoden und auch die Instrumente anpassen. Neben einer anatomisch völlig falschen "Totentanz" Lithografie hängt eine Reihe Holzschnitte. Nur 50 Jahre später sind diese anatomisch korrekt gezeichneten Körper aus Dürer-Werkstätten datiert.

Ein Hingucker ist die faszinierende Bild-Reproduktion "Prospetto dell' Anatomie delle citta de Leyen." Ein Anatomie-Theater, gebaut wie ein Hörsaal mit Skeletten von Mensch und Tier. Fabry beschrieb es später als das "Fürtreffliche der Anatomie". Ein natürlich echtes Skelett bewacht eine besondere Tür. Die mal zu einem Schrank gehörte, in dem Fabry ein Skelett aufbewahrte. 1601 sezierte er öffentlich einen, vom Schwert Hingerichteten.

Der größte Museumsraum ist chirurgischer Kunst gewidmet. Fabry tauschte sich mit Kollegen auch über andere Leiden aus - zum Beispiel über das "wundersame Fasten", von Menschen, die angeblich Jahre lang hungerten. In einer Vitrine dreht sich alles um Verstopfung und Einläufe. Danach leises Schaudern beim Anblick des, von einem Augentumor entstellten Menschen. Den Fabry erfolgreich operierte. Vielleicht benutzte er solche Instrumente, wie das handgefertigte zierliche silberne Besteck.

Nach der Augenheilkunde folgt die, von den Zähnen, mit fein gearbeiteten Kratz-Instrumenten, Zahnschlüssel und Zangen. Auch im urologischen Bereich war Fabry tätig und beschrieb und illustrierte das Entfernen von Harnsteinen. Mit dem prachtvollen Instrumentarium für Schädeloperationen geht es weiter - fein gedrechselte Knäufe an Schädelbolzen, ein Trepanationsbesteckkasten in rotem Samt, diverse Kugelbohrer... Fabry erfand ein Instrument zum Öffnen des Schädels, um eine eingedrückte Hirnschale wieder anzuheben. In einer Nische gemahnt ein Ratten-Trio an die Pest, durch die Fabry zwei Töchter verlor. Mit einem gewissen Schaudern und dem beruhigenden Gedanken, im Heute zu leben, nähert man sich dem Amputations-Bereich. Es gab wenig Keimfreiheit und keine Narkose. Doch lenkte gute anatomische Genauigkeit bestimmt Fabrys Hand. Zwei riesige Abbildungen von einer Bein-Amputation rahmen eine Vitrine mit Amputations-, Knochensägen und Brenneisen ein. Werkzeuge, die Schmerz bedeuteten, aber auch oft die einzige Rettung eines Lebens. In seinem Büchlein vom heißen und kalten Brand beschreibt Fabry, was zu beachten sei. "Alles muss schnell, sicher und genau verrichtet werden.

(nea)
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