Geschichte Hofstraße 6 – das Haus für Hildener Künstler
Um die Jahrhundertwende erbaut wurde das Kutscherhaus an der Hofstraße 6. An diesem Samstag feiert der Verein „Haus Hildener Künstler H6“ seinen 40. Geburtstag. Ein Grund, einmal die Geschichte des Gebäudes näher zu beleuchten.
Das Schwein ist eines Tages verschwunden. Gestohlen, während im Land der Zweite Weltkrieg tobt – doch eine Anzeige bei der Polizei können die Eltern von Irmgrad Müller, die im Haus an der Hofstraße 6 leben, nicht stellen – Schweinehaltung ist damals verboten. Diese Erinnerung teilt Irmgard Müller im Jubiläumsheft des Vereins Haus Hildener Künstler H6 anlässlich des 25. Geburtstags. An diesem Samstag feiert H6 seinen 40. Geburtstag. Ein passender Anlass, um einen Blick in die Geschichte des Gebäudes am Rande des Stadtparks zu werfen.
Um die Jahrhundertwende herum entschließt sich der Hildener Textilfabrikant Fritz Gressard, einen Fuhpark anzulegen. Dafür lässt er ein Stallgebäude mit Remise und Kutscherwohnung bauen. 1901 begann der Bau des Kutscherhauses. Gerhard Brings war der erste Kutscher Fritz Gressards. Mit seiner Frau und seinen fünf Kindern bezog er das Haus an der heutigen Hofstraße 6 im Jahr 1902. „Fritz Gressard, als sparsamer Mensch bekannt, hielt allerdings nie mehr als ein Pferd im Kutscherhaus. Infolge des Ersten Weltkriegs wurde sein Pferd eingezogen, somit stand der Stall leer“, schreibt Rainer B. Klinge im H6-Jubiläumsheft von 2004. Brings betätigte sich fortan als Nachtwächter und Portier. Nach dem Ersten Weltkrieg nutzten die Engländer das Haus als Pferdestall.
Später zogen unter anderem eine Drahtbiegerei, Malerwerkstätten, Klempner sowie ein Lack- und Farbengroßhandel in das Haus und seine Nebengebäude. Lange Zeit gab es weder Strom noch eine Heizung in den Gebäude. Petroleumlampen erhellten die Zimmer, Kohleöfen erwärmten das Gemäuser. Bis 1981 war das Plumpsklo in Betrieb.
1976 kaufte die Stadt das Haus an der Hofstraße 6. Im Zuge des Ausbaus des Stadtparks 1977 sollte das Haus abgerissen werden. Es glich mehr einer Ruine, schreibt Rainer B. Klinge im H6-Jubiläumsheft. Allerdings setzte sich die Politik und allen voran der spätere Vorsitzende des H6-Vereins Klaus Kirschbaum für den Erhalt des Gebäudes ein.
Da die Stadt nicht für die Sanierung, die zwischen 350.000 und 450.000 Mark kosten sollte, aufkommen konnte, gründete sich am 10. Februar 1979 der „Verein Haus Hofstraße 6 Hildener Künstler“. „Mit eigenen Mitteln, mit der Hilfe vieler bereitwilliger Hildener Bürger, selbstständiger Hildener Handwerksbetriebe und nicht zuletzt durch die tätige Mithilfe der Gründungsmitglieder konnte dieses historische Gebäude vor dem Abriss bewahrt und für spätere Generationen erhalten werden“, schreibt Rainer B. Klinge weiter. Am 30. Oktober 1982 konnte der Verein sieben Ateliers und den Ausstellungsraum öffnen.
Der Verein H6 besteht aber eigentlich aus zwei Vereinen. Denn am 6. August 1979 gründete sich der „Malkreis Hilden-Haan“. Den Künstler ging es um den Austausch untereinander, gemeinsame Erlebnisse beim Malen und um eine gemeinschaftliche Weiterbildung in Kunstgeschichte. Die Ziele legten die Gründungsmitglieder damals so fest: a) gemeinsam Ausstellungen besuchen. b) Bildereinrahmungen sinnvoll gestalten. c) Ausstellungen unserer Werke in der Offentlichkeit zu arrangieren.
Beim Künstlermarkt am 18. und 19. August hatten sie ihren ersten großen gemeinsamen Auftritt – und der wurde ein Erfolg. Der Verein beteiligte sich an immer mehr Aktionen, half dem „Verein Haus Hofstraße 6 Hildener Künstler“ dabei, den Müll zu beseitigen, Tapeten abzureißen, Unkraut zu jäten und bei allen anderen Arbeiten. Beide Vereine näherten sich immer weiter an – bis H6 den kleineren Malkreis mit seinen 20 Mitgliedern schluckte. Was folgt ist eine Erfolgsgeschichte, die bis heute anhält.
An diesem Samstag feiert der Verein H6 seinen 40. Geburtstag mit einem kleinen Fest für geladene Gäste. Am Sonntag wird die Jubiläumsausstellung eröffnet (siehe Kasten). Weitere Informationen gibt es im Netz unter www.hofstrasse6.de
Tobias Dupke