Hilden Hildens umstrittenstes Bauvorhaben

Hilden · Am 17. Dezember entscheidet der Rat, ob auf dem Gelände der Albert-Schweitzer-Schule gebaut werden kann.

 Gerd Wimmershoff (l.) vom Seniorenbeirat und setzt sich für den Bau von bezahlbaren Wohnungen ein. Dieter Donner kämpft mit der Initiative "Grüne Lunge" für mehr Bäume und Freiflächen und weniger Wohneinheiten.

Gerd Wimmershoff (l.) vom Seniorenbeirat und setzt sich für den Bau von bezahlbaren Wohnungen ein. Dieter Donner kämpft mit der Initiative "Grüne Lunge" für mehr Bäume und Freiflächen und weniger Wohneinheiten.

Foto: Staschik

Im dicht besiedelten Hilden wird über Bauvorhaben gerne und lang gestritten. Die Pläne für das Gelände der ehemaligen Albert-Schweitzer-Schule sind zweifellos das umstrittenste Bauvorhaben in der Stadt. Kein anderes Projekt bewegt die Einwohner derzeit mehr. 384 Bürger haben bei der ersten Offenlage 2013 Einwände vorgebracht, 151 bei der zweiten 2014. Die Initiative "Grüne Lunge für Hilden-Süd" hat 1530 Unterschriften gegen eine Bebauung mit bis zu 145 Wohneinheiten gesammelt.

Ebenso zahlreich sind die Befürworter: Der Senioren- und Behindertenbeirat haben im vergangenen Jahr 304 und in diesem Jahr 1379 Unterschriften für den Bau von bezahlbaren und barrierefreien Wohnungen für junge Familien und alte Menschen auf dem Schweitzer-Areal zusammengebracht. 168 Interessenten haben sich auf eine vorläufige Liste aufnehmen lassen. 18 Firmen/Bauträger, 147 private Bauherren/Käufer (davon 44 aus Hilden), drei private Projektgruppen für Mehrgenerationen-Senioren-, Behindertenwohnen. 123 Familien wollen ein Grundstück für ein Einfamilienhaus, 50 würden auch eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus nehmen.

In der kommenden Woche fällt eine wichtige Vorentscheidung. Der Stadtentwicklungsausschuss berät am 19. November über den Satzungsbeschluss - das ist der letzte Schritt bei der Aufstellung eines Bebauungsplans. Ohne Bebauungsplan kein Baurecht. Zuvor müssen die Stadtverordneten die zahlreichen Einwendungen und Bedenken gegen das Vorhaben abwägen. Die Verwaltung hat aufgrund der Anregungen einige Punkte überarbeitet. Grundsätzliche Bedenken gab und gibt es aber nicht. Jetzt ist die Politik am Zug. SPD, CDU, Grüne und FDP haben noch vor der Kommunalwahl im April die Aufstellung des Bebauungsplans beschlossen. Allianz und Bürgeraktion waren dagegen. Der Urnengang hat die politischen Kräfteverhältnisse im Rat geändert. Vor der Kommunalwahl war die Allianz mit zwölf Mandaten die zweitstärkste Fraktion im Rat, danach waren es nur noch drei. Nach dem Austritt von Ralf Bommermann ist die Allianz auf zwei Sitze geschrumpft. Auch die Bürgeraktion gehört zu den Verlierern der Kommunalwahl. Sie büßte eines ihrer vier Mandate ein.

Die Befürworter einer Bebauung des Schweitzer-Areals verfügen also über eine sichere Mehrheit im Rat. Ihre Zustimmung im Rat am 17. Dezember darf als sicher gelten. Nach der Genehmigung der ebenfalls nötigen Flächennutzungsplan-Änderung könnte der Bebauungsplan voraussichtlich im Frühjahr 2015 rechtskräftig werden, hofft Bürgermeisterin Birgit Alkenings.

Offen ist allerdings, wie die Ratsfraktionen auf das von der Bürgermeisterin vorgeschlagene Vermarktungskonzept reagieren. Denn dort wird nicht nur festgelegt, welche Mischung von Einfamilienhäuser, Eigentums- und Sozialwohnungen gebaut wird, sondern auch, wie viele Wohneinheiten am Ende tatsächlich entstehen. CDU, Allianz, FDP und Bürgeraktion wollen nach eigenen Angaben in bestimmten Sachfragen zusammenarbeiten. Rein rechnerisch verfügen sie über 22 von 44 Sitzen. SPD und Grüne verfügen über 20 Stimmen. Offen ist, wie sich Ralf Bommermann (fraktionslos nach seinem Austritt aus der Allianz) und Bernd Hoppe (AfD) verhalten. Bürgermeisterin Birgit Alkenings (SPD) ist auch stimmberechtigt. Auf dem Schweitzer-Areal sollen vor allem "bezahlbare" Wohnungen entstehen, fordern Senioren- und Behindertenbeirat. Dies kann aber nur gelingen, wenn eine möglichst hohe Zahl von Wohneinheiten entsteht - weil dann die Infrastrukturkosten auf möglichst viele Schultern verteilt werden können. Bürgermeisterin Birgit Alkenings ist besonders wichtig, dass die Stadt ihr Gelände selbst vermarktet: "Nur so können wir bestimmen, wer die Grundstücke und Wohnungen bekommt." In Hilden sei es kein Problem, Grundstücke teuer zu verkaufen und sehr teuer zu bebauen: "Dafür findet man auch Abnehmer." Bezahlbare Wohnungen für Familien zu schaffen sei eine "langfristige Investition für die Stadt": "Wenn Familien aus Hilden wegziehen, beschleunigt das den demografischen Wandel." Wenn die Stadt - wie vorgeschlagen - das Schweitzer-Areal selbst vermarktet, bedeutet das erhebliche Mehrarbeit für die Mitarbeiter im Rathaus, räumt Baudezernentin Rita Hoff ein: "Das ist der 'Preis', den die Verwaltung bereit ist zu 'zahlen', um die Mehrgenerationen-Siedlung für die Hildener Bürger so preisgünstig wie möglich zu machen."

(RP)
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