Hilden Hildens Seniorenarbeit ist vorbildlich

Hilden · Gesundheitsministerin Barbara Steffens sieht die Stadt für kommende Aufgaben in einer alternden Gesellschaft gut gerüstet. Die Aufgaben sind dennoch gewaltig.

Wie geht "Alt werden in NRW" jetzt und in Zukunft? Gut, wenn man das Hildener Modell zugrunde legt, das auf viel Engagement, Vernetzung und Quartier setzt. Das ist ein Ergebnis des ausführlichen Gesprächs, zu dem NRW-Ministerin Barbara Steffens gestern im Nachbarschaftszentrum St. Jacobus an der Mühlenstraße war. Gleichzeitig machte sie deutlich, dass die Städte in ihren Anstrengungen nicht nachlassen dürfen: "Bis 2050 werden wir doppelt so viele demente Menschen haben als heute. Ein gewaltiges Problem."

Problematisch sei die Lage auch deshalb, weil es noch immer keinen Diskurs darüber gibt, ob und wie Demente im Alter selbstbestimmt leben können. "Müssen sie auf der Bank sitzen oder dürfen sie im Sandkasten spielen, wenn sie das wollen?", fragte Steffens— und sah in nachdenkliche Gesichter: Bürgermeister Horst Thiele, Sozialdezernent Reinhard Gatzke, Hausherr Monsignore Ulrich Hennes, Rainer Krause von der Kreisverwaltung und Ingrid Benecke von der Nachbarschaftshilfe gehörten zur Runde. Benecke hatte zuvor die Aufgaben der Nachbarschaftshilfe vorgestellt und ihre wachsende Bedeutung betont: "Wir erledigen nicht nur Gänge zum Amt, wir entrümpeln auch mal einen Keller und hängen Gardinen auf."

Der Verein gehört zu den Elementen, aus denen die städtische Seniorenarbeit besteht; die Ministerin hatte sich eigens Hilden zum Besuch ausgesucht, weil diese Arbeit für andere Kommunen als vorbildlich gelten kann. "Wir haben bereits 2001 mit den Planungen dafür begonnen", sagte Gatzke, "als noch niemand von demografischem Wandel sprach. Das war früh, das war gut." Seitdem sind aus den einstigen Altentagesstätten "Nachbarschaftszentren" geworden, die nicht nur Kaffeekränzchen anbieten, sondern mit ihren Angeboten zu unterschiedlichen Treffpunkten geworden sind. Während die Ministerin und die Hildener Gastgeber im großen Saal zusammensaßen, waren die Damen des Maltreffs im Zimmer nebenan. Ja, sie kämen jeden Donnerstag und freuten sich auf ihre gemeinsame Runde. Montags sei sie zudem beim Gedächtnistraining, berichtete eine Teilnehmerin, zwei andere Damen schätzen zudem das Angebot im Hildener Norden, das sie immer freitags wahrnehmen. "Wir fühlen uns wohl."

Dafür sorgen zum einen hauptamtliche Kräfte in den Zentren und bei den Wohlfahrtsverbänden. Zum anderen ist es in Hilden gelungen, ein professionelles ehrenamtliches Netzwerk aufzubauen. "Mit 69 ausgebildeten Seniortrainern haben wir landesweit die höchste Dichte auf diesem Gebiet", sagte Marie Luise Barkhoff vom Nachbarschaftszentrum Josef-Kremer-Haus, bei dem die Ausbildung angesiedelt ist — das "Efi"-Programm. Hilden bietet darüber hinaus denjenigen, die "Efi" bereits durchlaufen haben, Seminare und Coaching an, das bei Bedarf angefragt werde. Entstanden sind aus dem Programm beispielsweise der "Markt der Möglichkeiten" für Menschen über 50 und die "Lernpaten", die sich um Schüler kümmern. "Wir werden die gesellschaftlichen Aufgaben ohne Ehrenamtler nicht schaffen können", betonte die Ministerin: "Wir werden bald auch zahlenmäßig gar nicht mehr genug sein, um alles hauptamtlich bewältigen zu können." Auch deswegen habe die Landesregierung den Masterplan Quartier aufgelegt, der vorsieht, Stadtviertel so umzubauen und auszurüsten, dass die Menschen in ihnen alt werden können. "Manchmal scheitert das an einer Kleinigkeit wie der Ampelkreuzung, die nicht auf den langsam gehenden Senior eingestellt ist — sondern auf den jungen Fitten."

Gatzkes Zuruf an die Ministerin: "Sollte es ein Modellprojekt zu den Quartieren geben, wäre Hilden sehr gern dabei."

(RP)
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