Hildenerin arbeitet bei Lanxess im Männerberuf Girls‘ Day: Leidenschaft für Technik wecken

Hilden/Leverkusen · Die Hildenerin Larissa Rongen arbeitet bei Lanxess in Leverkusen in einem Beruf mit 99 Prozent männlichen Kollegen. Beim Girls‘ Day will sie Mädchen motivieren.

 Larissa Rongens Herz schlägt für die Technik. Das will sie auch den Mädchen beim Girls‘ Day vermitteln.

Larissa Rongens Herz schlägt für die Technik. Das will sie auch den Mädchen beim Girls‘ Day vermitteln.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Die Hildenerin Larissa Rongen hat ein feines Gehör. Klingt da was sandig? Oder kratzig? Oder sonstwie nicht so, wie es in einer Industrieanlage klingen sollte? Dann wird Rongen hellhörig. Muss sie auch, denn sie ist als Industriemeisterin Metall bei Lanxess in einem Betrieb in Leverkusen tätig und hat in den zehn Jahren, in denen sie in dem Beruf arbeitet, die Erfahrung gemacht: „Anlagen reden irgendwie mit einem.“

Technik überhaupt spricht die 29-Jährige seit ihrer Kindheit an. Wenn ein Fahrrad der Familie kaputt war, hat Larissa Rongen den Vater, gelernter Kaufmann, aber später als Feinmechaniker tätig, gelöchert, wie der Drahtesel zu reparieren sei, hat viel mit den Augen aufgenommen. Aus dem Fahrrad wurde das Motorrad des Vaters, dann das Auto, an dem geschraubt wurde. Der Wunsch, Kaputtes zu reparieren, hat sich im Beruf manifestiert. Die Hildenerin, die eine Mädchenschule besuchte, erzählt: „Es kommt der Industriemechaniker ins Spiel, wenn eine Anlage nicht mehr läuft, wenn etwa eine Pumpe nicht mehr funktioniert oder ein Rührwerk nicht rund läuft.“ Rohre müssen kontrolliert oder Pläne für neue Rohrleitungen erstellt werden. „Ja, das ist schon ziemlich technisch“, gesteht sie.

Larissa Rongen hat sich zum Ende der Schulzeit auch für Luft- und Raumfahrttechnik interessiert. „Aber ich bin nicht so geduldig, als dass ich auf den Studienplatz warten wollte.“ Sie entschied sich für die Ausbildung. Die absolvierte sie bei Lanxess. Erstmal mit einem mulmigen Gefühl in der Magengrube. „In dem Beruf arbeiten zu 99 Prozent männliche Kollegen.“

Körperlich sei der Job insgesamt nicht mehr so anstrengend wie vielleicht noch in den 1960ern. „Obwohl“, schränkt die 29-Jährige ein, „manchmal muss man schon an seine körperlichen Grenzen gehen, wenn man zum Beispiel in einem Reinraum mit einem Klima wie in der Sauna mit einem 50er-Schraubenschlüssel arbeiten muss“, erzählt sie lachend. Nachsatz: „Aber das ist dann doch eher die Ausnahme.“ Und: Natürlich habe sie sich schon früh für Technik interessiert, war aktiv, mag diese „Klimmzüge am Schraubenschlüssel. Aber auch wenn man frisch von der Schulbank in einen Betrieb kommt, darf man sich etwas trauen und zutrauen. Auch als junge Frau.“

Sie hat es auch getan. Als sie als Gesellin übernommen wurde und in der Zentralwerkstatt anfing, „hat mein Meister erkannt, dass ich sehr neugierig bin. Er hat mich in Richtung Meister gefördert.“ Nach einem Jahr, in dem sie ab und an den Meister vertrat, hat Larissa Rongen mit der Meisterschule begonnen. 2019 wechselte sie in ihren jetzigen Arbeitsbereich – oder wie die 29-Jährige sagt: von einer Dienstleisterstelle, also der Werkstatt, auf die Produktionsebene. „Ich wollte mich weiterentwickeln.“ Larissa Rongen ist aktuell Betriebstechnikerin und stellvertretende Meisterin in einem Betrieb, der unter anderem Vorprodukte für die kunststoffverarbeitende Industrie herstellt.

Und weitergebildet hat sich die Hildenerin nebenbei auch noch in einer ganz gegensätzlichen Branche: Die 29-Jährige ist Visagistin, absolvierte die Ausbildung in Wochenendkursen. In den sozialen Medien hatte sie einen Aufruf gelesen, man könne sich professionell schminken lassen. Als sie dem Aufruf folgte, stellte sie fest. „Super, das will ich auch können.“ Nun richtet sie nebenberuflich unter anderem Bräute fürs große Ereignis oder das dazugehörige Foto-Shooting her, arbeitet mit einem Fotografen zusammen, findet überdies auch noch Zeit für Hobbys wie Klettern, Malen, Motorradfahren und ihre Familie.

Zeit nimmt sich Larissa Rongen auch am Girls‘ Day an diesem Donnerstag. Bei einem virtuellen Frühstück will die Lanxess-Mitarbeiterin den Teilnehmerinnen des bereits vollbesetzen Angebots von ihrem Werdegang erzählen, ihren anfänglichen Ängsten, aber auch von den Gründen, warum der Beruf, gleich, ob Mann oder Frau, Freude machen kann. Und: Jede Teilnehmerin hat ein kleines Paket nach Hause bekommen. Inhalt: ein Bausatz. Damit die Schülerinnen auch ganz praktisch die Leidenschaft für Technik entdecken könne, die Larissa Rongen schon seit Jahren in sich trägt.

Girls‘ Day An diesem Donnerstag, 28. April, können Mädchen ab der fünften Klasse in Männerberufe reinschnuppern. Informationen und Berichte gibt es unter www.girls-day.de im Internet.

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