Hilden Hildener Sommer bleibt eine Baustelle
Hilden · Kulturamtsleiterin Eva Dämmer hatte ein neues Konzept für den „Hildener Sommer“ versprochen und vieles ausprobiert. Sie und die Politik zogen jetzt Bilanz. Und die fiel durchwachsen aus.
Hohe Erwartungen, Mini-Etat: Kultur ist mitunter der Versuch, Unmögliches irgendwie doch möglich zu machen. Diese Erfahrung haben auch Kulturamtsleiterin Eva Dämmer und ihr Team machen müssen. Ihr Auftrag: Neuausrichtung des Hildener Sommers. Darunter versteht aber offenbar jede Fraktion etwas anderes, machte die Diskussion im Kulturausschuss deutlich. Beschlossen wurde am Ende unter anderem mit Mehrheit, den Etat für 2020 von 3000 auf 12.000 Euro zu vervierfachen. Zu diesem Zeitpunkt wussten die Stadtverordneten aber noch nicht, dass der Stadt bis 2024 knapp 42 (!) Millionen Euro in der Kasse fehlen. Die RP beantwortet die wichtigsten Fragen.
Was war in diesem Jahr bei Hildener Sommer anders? In den Vorjahren fand während der Sommerferien je eine Aktion/Konzert pro Woche (insgesamt sechs) auf dem alten Markt statt; 2019 waren es 18. Wimpel-Nähaktion, junge Musiker on stage, Line Dance, Monster-Musical, Weben mit einer Künstlerin, Mitmach-Zirkus, Vorlesen im Zelt – das Angebot war neu und breit.
Wie kam das bei den Besuchern an? Einige Angebote wie Wimpel nähen, Line Dance oder das Abschlusskonzert kamen gut an, andere so lala (Junge Musiker on stage, Zou-Zou-Straßenkünstler) und wieder andere gar nicht (Mitmach-Zirkus bei brütender Hitze) – sagt das Kulturamt. Es hatte nach Anregungen gefragt und jede Menge Wünsche gesammelt: von Picknick im Stadtpark mit Farbmotto über Open-Air-Kino und Tango auf dem alten Markt bis Wasserspiele für Groß und Klein.
Wie hoch war der Etat? Dem Kulturamt standen 3000 Euro zur Verfügung. Die Rotary-Stiftung hat einmalig 2000 Euro dazu getan.
Hat das Geld gereicht? Nein. Angefallen sind letztlich Kosten von 5430 Euro, davon 700 Euro für Anschaffungen, die auch in den kommenden Jahren genutzt werden können. Eva Dämmer und ihr Team haben zahlreiche Überstunden machen müssen. Das müsse in Zukunft unbedingt vermieden werden, so die Verwaltung.
Was sagt Kulturdezernent Sönke Eichner? „Wenn man eine ansprechende Kultur haben will, kostet das auch.“ Mit dem eingeplanten Budget von 3000 Euro sei der Hildener Sommer nicht zu finanzieren. Eichner hält mindestens 12.000 Euro für erforderlich. Viele der gemachten Vorschläge hätten nichts mit Kultur zu tun: „Volksbelustigung ist nicht Aufgabe des Kulturamtes.“ „Ich habe viel gelernt“, sagt Kulturamtsleiterin Eva Dämmer. Und meint damit auch die Kosten, die Kulturaktionen verursachen. Sie möchte 2020 lieber weniger machen, dafür aber Gutes.
Was sagt die Politik? Nur Konzerte auf dem alten Markt sind der SPD zu wenig. „Wir wollen kein Happening für Daheimgebliebene, sondern mehr Kultur in der ganzen Stadt“, erläutert Torsten Brehmer. Für eine Etat-Erhöhung fehle jedoch das Geld. Ludger Reffgen (BA) möchte das wenige Geld in „gute Angebote“ investieren. Mit mehr Geld tut sich auch die CDU schwer angesichts des Millionen-Lochs im Haushalt. „Wir müssen Sponsoren suchen“, meint Michael Deprez (CDU). Und Partner finden und dann gemeinsam das „Wir-Gefühl“ stärken, sagt sein Parteifreund Peter Groß.
Wie geht es jetzt weiter? Im Haushaltsplan für 2020/21 sind pro Jahr jeweils 3000 Euro für den Hildener Sommer vorgesehen. Damit sei eine Neuausrichtung nicht zu finanzieren, betont die Verwaltung. Dass die Wirte am alten Markt (die seit Jahren vom Hildener Sommer profitieren) sich finanziell beteiligen, hält die Verwaltung für „nicht wahrscheinlich“. Die beiden großen Fraktionen CDU und SPD haben schon anklingen lassen: Eine Erhöhung des Etats für den Hildener Sommer kommt für sie angesichts der dramatischen Schieflage des städtischen Haushalts nicht in Frage. Wie viel Geld für den Hildener Sommern in den nächsten beiden Jahren zur Verfügung steht, beschließt der Stadtrat im Frühjahr 2020 im Rahmen der Haushaltsplanberatungen.