Bundesweite Vorreiterin Waldkaserne: Zu Besuch bei Frau Major

Hilden · Diana Klotz war der erste weibliche Major bei den Feldjägern und versieht ihren Dienst seit April in Hilden

 Diana Klotz ist in Hilden für rund 900 Soldaten verantwortlich.	  Foto: Stephan Köhlen

Diana Klotz ist in Hilden für rund 900 Soldaten verantwortlich. Foto: Stephan Köhlen

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Schon als kleines Mädchen wollte Diana Klotz etwas machen, was nicht jeder macht. Sie begann früh mit Boxen und Karate. In Potsdam in der damaligen DDR ist sie geboren und in Werder an der Havel aufgewachsen. „Ich hab zwar auch mit Reiten angefangen, aber das schnell auch wieder aufgegeben“, erzählt die heute 37-Jährige. Sie hat tatsächlich einen ungewöhnlichen Job: Diana Klotz war der erste weibliche Major bei den Feldjägern und versieht ihren Dienst nun seit April in der Hildener Waldkaserne.

Nach der Schule war ihr längst klar, dass nur die Polizei oder die Bundeswehr für sie als Arbeitgeber in Frage kommen. Auf keinen Fall wollte sie einen klassischen Bürojob haben. „Bei der Polizei wäre ich auch genommen worden“, erinnert sie sich, „doch nur die Bundeswehr konnte mir die Möglichkeit bieten, daneben auch noch ein Studium der Politikwissenschaften zu absolvieren.“

Also trat sie 2001 in die Truppe ein und gehörte damals zu den ersten 227 jungen Frauen, die eine Offizierslaufbahn auch abseits des Sanitätsdienstes einschlagen durften. Ein Jahr zuvor hatte die Bundesrepublik auf Druck der Europäischen Union das für die Truppe geltende Frauenverbot aus dem Grundgesetz gestrichen und das Soldatengesetz entsprechend modifiziert.

Immer schon war es Diana Klotz’ Wunsch, möglichst viel von der Welt zu sehen, respektive von Deutschland. Das ist ihr gelungen. Für die Bundeswehr-Bewerbung musste sie nach Köln, zu ihren weiteren Stationen gehörten Baden-Württemberg, Berlin, zum Studium nach Hamburg und zum Offizierslehrgang nach Dresden. Weiter ging es über das niedersächsische Munster nach Geilenkirchen zur internationalen Militärpolizei. In Eckernförde fühlte sie sich besonders wohl. Dort konnte sie ihren Schreibtischdienst mit dem praktischen Feldjägerdienst kombinieren.

In Hilden ist sie als Personalstabsoffizier mit ihrer Abteilung aus acht untergebenen Soldaten und demnächst zwei Zivilisten zuständig für 900 Kameraden. Bei ihr landen Eingaben mit der Bitte um Versetzung oder mit Karrierewünschen.

Eine stressige Aufgabe. „Ich kann eigentlich keinen Fall bearbeiten, ohne dass dazwischen mehrmals das Telefon klingelt oder jemand in der Tür steht“, sagt sie. Eine klassische Behördenarbeit, wo die Fälle seriell abgearbeitet werden, funktioniere in ihrer Abteilung nicht, ist sie überzeugt: „Man muss hier unglaublich flexibel sein und manchmal kann die Arbeitsfülle einen schon erdrücken“. Doch die Möglichkeit zu haben, sich für die beruflichen Ziele ihrer Kameraden einzusetzen, gibt ihr Energie. „Der Dank und die Anerkennung des mir unterstellten Bereichs lässt mich jeden Tag mit einem Lächeln in den Spiegel schauen“, beschreibt sie es.

Dass für Major Klotz „genderbezogene Thematiken“ stets eine eher untergeordnete Rolle spielten, auch wenn sie eine der ersten weiblichen Offiziere der Feldjägertruppe ist, bestätigt auch ihr Vorgesetzter Spiegelkommandeur, Oberstleutnant Goetz-Ulf Jungmichel: „Sie sah und sieht sich als Soldat, wie alle anderen auch. Das zeichnet sie meiner Meinung nach auch aus.“ Jungmichel kennt Klotz bereits seit acht Jahren: „Ich hatte damals das Vergnügen, ihre Beförderung zum Hauptmann ausführen zu können. Seitdem verfolge ich ihren engagierten Werdegang und bin sicher, dass sie ihren Weg weiterhin erfolgreich gehen wird.“

Ihr eigenes berufliches Ziel hat Diana Klotz auch klar vor Augen: Sie will irgendwann Regimentskommandeur werden und die Führung eines Feldjäger-Standortes wie Hilden übernehmen. Weitere gibt es in München und Berlin. Doch bis es so weit sein kann, werden sicher noch einige Jahre vergehen. Privat ließ ihr der Dienst für die Truppe nicht viel Zeit, um einen Lebenspartner zu finden. Zudem sei es ziemlich schwierig, einen Mann zu finden, der bereit ist, alle paar Jahre wegen des Jobs seiner Partnerin umzuziehen, sagt sie. Etwas, das umgekehrt viele Männer mit vergleichbar standortflexiblen Jobs von ihren Frauen ganz selbstverständlich erwarten. So ganz ist die Gleichberechtigung – was diesen Aspekt angeht – wohl doch noch nicht angekommen.

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