Logistik-Profis Sie machen die Nacht zum Tage

Hilden · Nox-Nachtexpress stellt Pakete nachts zu, damit die Kunden sie zu Arbeitsbeginn haben. Besuch in der Hildener Filiale.

 Andreas Brüggemann arbeitet als Nachtabfertigungsleiter bei der Firma Nox-Nachtexpress im Hildener Westen.

Andreas Brüggemann arbeitet als Nachtabfertigungsleiter bei der Firma Nox-Nachtexpress im Hildener Westen.

Foto: "Köhlen, Stephan (teph)"/Köhlen, Stephan (teph)

Der Dreiklang „Online-Handel – Paketflut – Verkehrsprobleme“ ist allgegenwärtig. Einer der lokalen Akteure ist die an der Johann-Vaillant-Straße ansässige Firma Nox-Nachtexpress (siehe Info). Der Firmenname verrät die besondere Kompetenz des deutschlandweit tätigen Unternehmens, nämlich „die letzte Meile“ in die Nacht zu verlagern.

Die spezielle Herausforderung erklärt Niederlassungsleiter Natmir Alii: „Zwar sind die Straßen leerer, es geht zügiger voran, Parken in der zweiten Reihe entfällt, aber die Ablageorte sind im Dunkeln nicht immer gut zu erkennen.“ Ablageorte können überall sein: Büroräume, zu denen der Zusteller einen Schlüssel hat, Kundendienstfahrzeuge von Handwerkern, die zum morgendlichen Schichtbeginn am Vorabend bestellte Ersatzteile vorfinden müssen, Firmen, in denen Produktionspausen zur Materialauffüllung genutzt werden.

„Bis zu 85 Prozent der Waren werden zwischen 2 und 6 Uhr zugestellt. Zu dieser Zeit möchte niemand die Sendungen persönlich entgegen nehmen“, ergänzt Nachtabfertigungsleiter Andreas Brüggemann. Das setzt voraus, dass vor der ersten Zustellung mit jedem Empfänger ein individueller und verschließbarer Abstellplatz vereinbart wird, zu denen die Fahrer von nox NachtExpress Schlüssel oder Zugangscodes erhalten und verwalten.

Vor einigen Tagen lud Nox-Nachtexpress gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Logistik (BVL) zur dritten Veranstaltung der Veranstaltungsreihe „Die Zukunft der Logistik liegt in der Nacht“ nach Hilden ein. Dabei konnten sich hochkarätige Gäste der Logistik, lokale Unternehmen und auch studierende Nachwuchskräfte vor Ort von der „Königsdisziplin“ der Logistik einen lebendigen Eindruck verschaffen. Thematisiert wurde unter anderem, wie sich das Konzept der „Letzten Meile“ entwickeln muss, um – trotz zunehmenden Verkehrs – Urbanisierung und E-Commerce die Versorgung in den Städten zukünftig sicherzustellen. Der Versand des Onlinehandels boomt und auch das Thema Retouren stellt sowohl Politik wie die Branche vor Herausforderungen. Aktuell ist das Geschäft auf B2B ausgerichtet (unmittelbare Geschäftsbeziehung zwischen Unternehmen). Getestet werden zunehmend Pilotprojekte, zum Beispiel eine schlüssellose Zustellung in Paketstationen oder Fahrzeuge, womit auch der Einstieg in den B2C-Sektor ermöglicht würde, um so den drohenden Verkehrskollaps in den Ballungsräumen verhindern zu können.

Die Nutzen für die Kunden sind erheblich: Zeit- und Wettbewerbsvorteile durch Zustellung vor Arbeitsbeginn, signifikante Senkung der Kapitalbindungskosten durch Einsparung der Bevorratung von Ersatzteilen an regionalen Lagerstandorten, Steigerung des Umsatzes durch Erhöhung der Produktivität. Nicht zu vergessen, die höhere Flexibilität durch Versand ohne Maß- und Gewichtsbeschränkungen und ein durchdachtes Retouren-Management.

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