Hilden Jugendliche simulieren Rauschzustand

Hilden · Die siebten Klassen der Marie-Colinet-Sekundarschule haben an einem Suchtpräventionsprogramm teilgenommen.

 Mit der Rauschbrille wird selbst das Stapeln von Pappbechern zum Problem, erfahren die Schüler der Marie-Colinet-Sekundarschule.

Mit der Rauschbrille wird selbst das Stapeln von Pappbechern zum Problem, erfahren die Schüler der Marie-Colinet-Sekundarschule.

Foto: Stadt Hilden

Omaima versucht verzweifelt einen Ball zu fangen. Doch es gelingt ihr nicht. Immer wieder greift sie daneben, und die kleine gelbe Kugel rollt durch den Raum. Ob es beim Becherstapeln besser klappt? Aber auch hier greift die Schülerin ins Leere. Erst als Omaima die Spezialbrille abnimmt, die einen Rauschzustand durch Alkohol simuliert, kann sie die Behälter wieder zielsicher aufeinandersetzen.

Die siebten Klassen der Marie-Colinet-Sekundarschule haben Ende Januar an einem Suchtpräventionsprogramm teilgenommen, das die Jugendförderung der Stadt Hilden in Kooperation mit der SPE-Mühle und Schulsozialarbeiterin Lena Kofoth auf die Beine gestellt hat. An drei Stationen geht es um Aufklärung rund um legale und illegale Drogen. Behandelt werden Fragen wie „Was ist Sucht?“, „Wie entsteht Sucht?“, „Wie kann ich mich schützen?“ und „Wo gibt es Hilfe?“

Versuche, mit der Rauschbrille auf der Nase Geld zu zählen oder ein Fahrradschloss zu öffnen, sorgen bei den Schülern zunächst für große Erheiterung. Doch schnell wird es ernst. Janes Delcuve (SPE Mühle) fragt die Teilnehmer, wie sie die Übungen erlebt haben. Lena antwortet: „Es ist schwer Entfernungen einzuschätzen.“ Andere sahen alles doppelt. Alle müssen anerkennen: Ein Rausch hat massive Auswirkungen auf die Motorik. Überraschende Nebenwirkung des Experiments: Sobald die Schüler/innen erkennen, dass einer von ihnen Hilfe benötigt, eilen sie zur Unterstützung herbei. „Nicht wegschauen“ gibt Janes Delcuve den jungen Leuten mit auf den Weg. „Wenn ihr seht, dass eine Person nicht mehr Herr ihrer Sinne ist: Bietet ihr Hilfe an oder begleitet sie.“

Bei einem intensiven Gespräch mit Sascha Göbeler (Jugendförderung) stellt sich schnell heraus: Fast jeder Siebtklässler hatte bereits Kontakt mit dem Thema Alkohol. Sei es, dass Geschwister zu tief ins Glas geschaut haben oder Freunde zum Mittrinken animieren wollten. Die Schüler lernen jetzt einzuschätzen, wie viel Alkohol sich in verschiedenen Getränken verbirgt und was das mit dem eigenen Körper macht. Die Überraschung ist groß, dass ein Pinnchen Schnaps ebenso viel reinen Alkohol enthält wie ein großes Bier.

Mit Karin Nakat von der SPE-Mühle erarbeiten die Jungen und Mädchen schließlich die Stationen der Sucht. Die Suchtberaterin will ein Bewusstsein dafür schaffen, den Punkt zu erkennen, an dem sich Genuss in Missbrauch wandelt und Konsumverhalten beginnt, dem Menschen zu schaden. Die Schüler sollen lernen, auf sich aufzupassen. In Gesprächen werden die unterschiedlichen Phasen der Sucht erörtert und anhand von Fallbeispielen anschaulich erklärt. Die Siebtklässler erkennen schnell, dass nicht nur der Konsum von Alkohol und Drogen zu Suchtverhalten führen kann, sondern auch Computerspiele oder die exzessive Nutzung des Handys.

„Wir bieten die Suchtprävention inzwischen im dritten Jahr an“, so Sascha Göbeler. „Bei dem Programm wollen wir insbesondere das Thema Alkohol keineswegs tabuisieren. Vielmehr legen wir Wert darauf, lebensweltorientiert damit umzugehen. Und dazu gehört, auf Folgen und Risiken aufmerksam zu machen.“ Städtische Schulen, die Interesse an dem Präventionsprogramm haben, wenden sich an Sascha Göbeler, Jugendförderung der Stadt Hilden, Telefon 02103 246533, E-Mail: sascha.goebeler@hilden.de.

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