Hilden Bonni-Schüler entdecken Leben in China

Hilden · 14 Jugendliche des Bonhoeffer-Gymnasiums verbringen zwei Wochen in Chengdu/China.

14 Bonni-Schüler waren in den Osterferien in Chengdu/China. Hier haben sie sich zum Gruppenbild aufgestellt mit einigen chinesischen Freunden.

14 Bonni-Schüler waren in den Osterferien in Chengdu/China. Hier haben sie sich zum Gruppenbild aufgestellt mit einigen chinesischen Freunden.

Foto: Karin Plaggenborg

Die große Gastfreundlichkeit der Gastgeber – die nannten am Ende alle der 14 nach China gereisten Schüler als Besonderheit ihrer Reise in den Osterferien. Und so wurde für die deutschen Jugendlichen, die in Begleitung ihrer Lehrerin Karin Plaggenborg und einer Schülermutter auf die weite Reise gingen, nicht nur ein umfassendes Programm organisiert, es gab darüber hinaus viele Geschenke und auch „die Lehrer waren sehr höflich“, weiß Mine (17) zu berichten. „Wir wurden bei Ausflügen immer zum Essen eingeladen.“

Es gab zwar auch die Zeit, das Land und besondere Orte zu entdecken, aber – und das ist wohl die zweite große Besonderheit dieser Reise gewesen – die umfangreichen Schulzeiten ließen nicht so viel Freizeit zu, wie die Schüler dies aus Deutschland gewohnt waren. Bis zu zwölf Stunden täglich standen auf dem Stundenplan. Und im Unterricht? „Hat keiner geredet, es war meistens Stillarbeit angesagt“, erinnert sich Anne (16) – und hieran wurde sich gehalten. Und sogar in der Pause blieben die Schüler in den Klassenräumen. „An der Tafel liefen lustige Videos auf Monitoren, die in den Pausen geschaut wurden“, erzählt Anne. „Und nebenbei wurde oft weiter gelernt oder geschlafen“, ergänzt Moritz (16). Auch am Samstagvormittag und sogar Sonntagabend stand Unterricht an. Insgesamt war der Unterricht für die Austauschschüler aber vor allem auf Erfahrung ausgelegt. „Wir haben traditionelle Sportarten, Instrumente und Kunst entdecken dürfen“, sagt Anne, alles sei auf das Kennenlernen der Kultur ausgelegt gewesen. Erste Sprache für die Hildener Schüler sei Englisch gewesen, sagt Moritz (16). Zwar hätten sie im Vorfeld auch etwas chinesisch gelernt, aber „unsere Aussprache ist schwierig für die zu verstehen.“ Da half dann auch schon mal die moderne Technik. „Die Gasteltern sprachen meist gar kein Englisch“, da habe dann die Übersetzungs-App auf dem Smartphone helfen müssen, erklärt Finn (17).

Deutliche Unterschiede zur deutschen Kultur machten die Schüler hinsichtlich des Essens aus. Moritz fand die chinesischen, gefüllten Teigtaschen sehr lecker und probierte sogar Hund – „gummiartig“ fällt ihm da im Nachhinein noch zu ein. An Ständen gab es Käfer, Maden oder Schweineschnauzen. Pauline (16) probierte Seidenraupen, Mitschülerin Noa (16) sah sich bei einem Barbecue mit Hühnerbein, Entenhals und Schweineblut konfrontiert und hat sich „durchgerungen“. Generell habe man alles probiert, was angeboten wurde, „da es als unhöflich gilt, es nicht anzunehmen“, erklärt Pauline.

Andere Größenordnungen: Die Leihfahrrad-Station an der Metro  in Chengdu.

Andere Größenordnungen: Die Leihfahrrad-Station an der Metro in Chengdu.

Foto: dpa / Zhangshibo
 Gruppenbild der chinesischen und deutschen Schüler.

Gruppenbild der chinesischen und deutschen Schüler.

Foto: Karin Plaggenborg

Aber auch über das Essen hinaus sind kritische Töne der Schüler zu vernehmen. Nicht nur die langen Schulzeiten, auch das was darauf folgt, wird kritisch gesehen. „Es gibt während und nach der Schullaufbahn nicht so viele Möglichkeiten“, erzählt Ellynn (16). Im Gegensatz zur europäischen Ausbildung gebe es in China „nur einen Weg“ und keine Möglichkeiten für ein freiwilliges Jahr oder ähnliches. Auch der Umgang mit Social Media und den Persönlichkeitsrechten allgemein sei ein ganz anderer gewesen. „Als erste Ausländer an der Schule wurden wir regelrecht bestaunt“, sagt Karin Plaggenborg – und ständig fotografiert, erzählt sie weiter. Sogar auf der Straße wurden die Hildener ohne weiteres Nachfragen fotografiert. „Die Fotos wurden unter den chinesischen Schülern dann einfach herumgeschickt. Auch Fotos, von denen wir gar nicht wussten, dass sie gemacht wurden“, erzählt Noa. Das sei auf Dauer unangenehm geworden. Das könne aber ein gutes Thema sein, wenn die Schüler aus Chengdu im Juni nach Deutschland kommen, sagt die Lehrerin. Die Reise nach China sei eine tolle Chance und auch Bereicherung gewesen und habe sich auf jeden Fall gelohnt, findet Phine (16) – ihre Mitschüler sind da wohl der selben Meinung.

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