Hildener Bäckerei kooperiert mit Start-Up „Bier aus Brot? Das musste ich probieren!“
Hilden/Düsseldorf · Gemeinsam mit dem Düsseldorfer Start-up „Strandhase“ hat die Hildener Bäckerei Schüren ein neues Craftbier aus Brotresten auf den Markt gebracht. Ressourcensparend und vollmundig zugleich.
Stutzig reagierte Roland Schüren, als vor einigen Monaten Martin Muth mit einer Flasche Bier an seine Tür klopfte. „Bier aus Brot? Das musste ich probieren“, erinnert sich der Hildener Bäckermeister. Begeistert vom malzigen Geschmack voller Röstaromen des Roggenbrotes und dem cremigen Abgang durch den kleinen Weizenanteil, willigte Schüren ein, den Braumeister aus Düsseldorf mit Brotresten für die erste Charge von „Ährenretter No. 1“ zu versorgen.
20 Hektoliter vollmundiges Craftbier ist entstanden, abgefüllt in 6000 Bierflaschen, die nun zum Verkauf bereitstehen. „Die ersten 100 Flaschen sind bereits vor Verkaufsbeginn schon weggegangen“, freut sich Schüren über die positive Resonanz seiner Kunden. „Der Geschmack ist das eine“, sagt der Bäckermeister. „Was mich letztlich aber an diesem Bier überzeugt hat, war das Argument, dass bei diesem Bier pro Kasten 0,7 Quadratmeter Ackerfläche und gut 320 Liter Wasser eingespart werden.“ Ein regionales Upcycling-Bier, das nicht nur lecker schmeckt, sondern auch noch gut für die Umwelt ist.
Vor dreieinhalb Jahren, erzählt Martin Muth, habe er das Abenteuer einer eigenen kleinen Brauerei für Craftbiere in Düsseldorf-Flingern begonnen. „Wir haben eine 100-Liter kleine Brauanlage, mit der sich gut an solchen neuen Projekten probieren lässt“, erzählt Muth. Die Idee, Bier aus alten Brotresten herzustellen, sei keine Neue, gesteht er. „Die ersten Versuche mit Brot gab es schon 2016 im Vereinigten Königreich.“ Und auch in Deutschland seien vereinzelt schon Brotbiere zu finden. Doch einfach sei die Herstellung nicht. „Es ist schon eine Herausforderung.“
In der Region sei es das erste Upcycling-Bier. Als sein Experiment mit alten Brotresten glückte, machte sich Muth auf die Suche nach einem Bäcker. „Mir war klar, dafür konnte es nur einen geben“, sagt der Braumeister. Ein regionaler Bäckermeister mit bester Bio-Qualität sollte die Grundlage für sein neues Craftbier liefern. Gemeinsam feilten Muth und Schüren also an der Rezeptur, bis sie die perfekte Mischung mit der besonderen Note fanden: 85 bis 90 Prozent Roggen, zehn bis 15 Prozent Weizen. Zutaten, die Schürens Bio-Roggenbäck und Bio-Westfalenbrot liefern.
Eine Flasche Ährenretter No.1 besteht zu zehn Prozent aus trockenem Brot. Für die Bäckerei Schüren, die ohnehin eine geringe Retourenquote von acht Prozent hat und die Brotreste schon selbst vielfältig recycelt, gar nicht so einfach, die benötigte Menge zu liefern. „Der Vorteil ist natürlich, dass wir für das Bier längere Sammelzeiträume haben“, erklärt Schüren. Die Retouren aus seinen Bäckereien stellt er zunächst den Tafeln zur Verfügung stellt. „Was sie stehen lassen, verarbeiten wir zum Teil zu Bröseln für die Konditorei oder verwerten es für bestimmte Brotsorten weiter.“ Alles andere, das nicht verwertet werden kann, landet im Tierfuttercontainer.
Nun aber ist mit der Brauerei ein weiterer Verwerter für das Restbrot dazwischen gerückt. „Den Tafeln wird das Brot aber weiterhin als Erste angeboten“, beruhigt Schüren. Die Brotreste für das Bier werden schließlich geschreddert und für die Haltbarkeit im Ofen geröstet, sodass feinstes Brot-Schrot entsteht. Perfekt für die Brauerei.
Die großen Mengen, die schließlich in Flaschen abgefüllt und zum Verkauf angeboten werden, braut Muth allerdings nicht selbst in Düsseldorf-Flingern. Dafür, sagt er, sei seine Brauerei schlichtweg zu kleine. Er habe dafür eine Biobrauerei aus Nordrhein-Westfalen gefunden, die bei der Produktion der großen Menge helfe.
Dass Ährenretter No. 1 ein Erfolg werden könnte, zeichnet sich bereits vor Verkaufsbeginn ab. „Die ersten 100 Flaschen sind schon weg, obwohl wir sie noch gar nicht beworben haben“, freut sich Roland Schüren. Für die nächste Charge wird auch schon fleißig Brot gesammelt. Ährenretter No. 1, verraten Schüren und Muth schließlich soll nicht ihr letztes gemeinsames Bier sein. Weitere mit anderen Geschmacksnuancen sollen als Ährenretter No. 2 und No. 3 folgen.