Hilden Das „Städtische“ der Seniorendienste

Hilden · In der Region Düsseldorf gibt es rund 140 Alten- und Pflegeheime. Die Seniorendienste Stadt Hilden haben ein Alleinstellungsmerkmal im Kreis Mettmann.

 Beate Linz-Eßer ist Geschäftsführerin der Seniorendienste Stadt Hilden.

Beate Linz-Eßer ist Geschäftsführerin der Seniorendienste Stadt Hilden.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

„Auf unsere Pflegequalität können Sie sich verlassen“ schreiben die Seniorendienste Stadt Hilden auf ihrer Homepage – und veröffentlichen dort die Prüfberichte des Medizinischen Dienstes.

Die Pflegequalität liegt bei der letzten Prüfung in 2021 in allen Bereichen immer über dem Durchschnitt (vier bis fünf Punkte, fünf ist das Maximum), teilweise sogar weit über dem Durchschnitt aller Pflegeeinrichtungen in Deutschland. Verglichen werden unter anderem die Bereiche „Dekubitusentstehung“, „Stürze mit gravierenden Folgen“, „Anwendung von freiheitsentziehenden Maßnahmen wie Bettgitter oder Gurte“ und „Integrationsgespräch“.

Ein Internet-Portal listet für die Region Düsseldorf rund 140 Alten- und Pflegeheime auf. Die Seniorendienste Stadt Hilden haben ein Alleinstellungsmerkmal. Sie sind die einzige kommunale Einrichtung dieser Art im Kreis Mettmann mit seinen zehn Mitgliedskommunen.

Ist das wichtig? Durchaus. Knapp die Hälfte (44 Prozent) der Alten- und Pflegeheime in Deutschland sind privat. Tendenz steigend. Denn Pflegeheime sind ein lohnendes Investment. „Private Träger wollen eine möglichst hohe Rendite erwirtschaften, unser Ziel ist eine gute Pflege“, erläutert Beate Linz-Eßer, Geschäftsführerin der Seniorendienste Stadt Hilden. Bundesweit haben kommunale Alten- und Pflegeheime nur etwa einen Marktanteil von fünf bis sieben Prozent.

Die Pflege und Betreuung der Bewohner ist bei den Seniorendiensten Stadt Hilden anerkannt gut. Die 281 Mitarbeiter werden überdurchschnittlich nach dem Tarif öffentlicher Dienst bezahlt. Lassen sich die beiden Seniorenzentren Erikaweg und Hummelsterstraße denn unter diesen Bedingungen überhaupt wirtschaftlich, das heißt ohne kommunale Zuschüsse betreiben?

Das geht, meint Beate Linz-Eßer und verweist auf die Bilanzen: Die Seniorendienste Stadt Hilden schreiben seit Jahren zuverlässig schwarze Zahlen. Für das Geschäftsjahr 2020 (die Bilanz wurde gerade erst veröffentlicht) wird ein Jahresüberschuss von 134.703 Euro ausgewiesen – 20.000 Euro mehr als geplant.

Die Überschüsse kommen nicht Investoren, sondern den Bewohnern, Mitarbeitern und dem Träger zugute, erläutert die Geschäftsführerin. Die Politik sei über den Aufsichtsrat vertreten und an allen strategischen Entscheidungen beteiligt.

Dazu gebe es weitere Vorteile. „Wir als gemeinnützige Seniorendienste Stadt Hilden haben viele Förderer und ehrenamtliche Helfer. Das bringt viel Leben für die Bewohner ins Haus.“ Und sorgt für Transparenz.

Die Corona-Pandemie habe die Unterschiede zwischen privaten und kommunalen Trägern überdeutlich gemacht, meint Prof. Dr. Alexander Schraml, Vorsitzender des Bundesverbandes der kommunalen Senioren- und Behinderteneinrichtungen (BKSB). Private Seniorenheime hätten in der Pandemie zum Teil dichtgemacht und keine Senioren mehr aufgenommen, anders als die kommunalen Einrichtungen. Während der gesamten Pandemie sei nicht ein Bewohner in den beiden Heimen der städtischen Seniorendienste Hilden an Corona gestorben, berichtet Beate Linz-Eßer.

Die wirtschaftliche Lage der gemeinnützigen GmbH sei gut, bescheinigen die Wirtschaftsprüfer im aktuellen Jahresabschluss 2020: „Die Seniorendienste Stadt Hilden gGmbH profitieren von ihrem sehr guten Image, sodass auch weiterhin mit einer sehr guten Belegung zu rechnen ist.“ 2020 waren die 218 Plätze in den beiden Heimen zu 99,3 Prozent ausgelastet.

Ein großes Problem für die gesamte Branche sei es, geeignete Mitarbeiter zu finden und zu halten. Der Gesetzgeber schreibe eine Fachkraftquote in der Pflege von mindestens 50 Prozent vor. Zahlreiche Pflegeeinrichtungen hätten wegen Personalmangels vorübergehend keine Bewohner mehr aufnehmen können.

Die Seniorendienste Stadt Hilden setzen auf Ausbildung. 2020 waren 34 Azubis in den Pflegeeinrichtungen tätig, darunter auch sieben aus Marokko. „Aktuell haben wir 30 Auszubildende, davon 25 in der Pflege, vier in der Verwaltung und einen Koch“, berichtet die Geschäftsführerin.

Die meisten Auszubildenden werden nach ihrem Examen übernommen – und nach Tarif Öffentlicher Dienst bezahlt. Die Bezahlung ist damit deutlich überdurchschnittlich. Allen Pflegefachkräften werden, falls gewünscht, Vollzeitstellen angeboten.

Es sei regelmäßig eine Herausforderung, die mit den Tarifabschlüssen verbundenen Personalkostensteigerungen sowie die steigenden Kosten für die Personalgewinnung in den Pflegesatzverhandlungen im vollen Umfang zu realisieren, heißt es im Geschäftsbericht. Bislang ist das Geschäftsführerin Beate Linz-Eßer stets gelungen.

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