Hilden historisch Rauferei und Gift im Garten
Hilden · Hilden historisch: Vor 100 Jahren gab es bereits die Hildener Zeitung, aus der wir die wichtigsten Themen zusammengefasst haben, um einen Einblick in den Alltag von damals zu erhalten.
Wie haben die Menschen vor 100 Jahren gelebt? Was hat sie beschäftigt? Um das herauszufinden, haben wir uns das Rheinische Volksblatt, Hildener Zeitung und Tageblatt, vom 26. September 1923 angeschaut.
Im Reichstag in Berlin diskutieren die Parlamentarier über die Einstellung des passiven Widerstandes im Ruhrgebiet. Nachdem belgische und französische Truppen die Region Anfang des Jahres besetzt hatten (Deutschland konnte die Reparationsleistungen nicht erbringen), rief Reichskanzler Wilhelm Cuno zum passiven Widerstand auf. Es kam zu Streiks, Anweisungen der Besatzer wurde nicht Folge geleistet. Später dann folgten Sabotageakte und Anschläge. Die Belgier und die Franzosen reagierten mit Verkehrssperren, die den Verkehr lahmlegten und unter denen auch die Menschen in Hilden und Haan litten. In der Ausgabe vom 26. September bildeten die Redakteure zunächst die Diskussion ab. Erst am nächsten Tag ordnet der neue Reichspräsident Gustav Stresemann das Ende des passiven Widerstandes an, der auch das Ende der Inflation im November einläutet.
Die nimmt bis dahin jedoch an Geschwindigkeit weiter zu. Im Lokalteil berichten die Journalisten über neue Überdruck-Briefmarken. So werden beispielsweise die ehemaligen 15-Pfennig-Marken mit 100.000 Mark überdruckt. Die Arbeitslosenstatistik: „Am Dienstag, den 25. September, waren bei städtischen Arbeitsnachweis 309 männliche und 64 weibliche Personen als arbeitslos gemeldet.“
Die Redakteure berichten über einen weiteren Fahrraddiebstahl: „Montag Nachmittag wurde einmal wieder ein Fahrrad, das vor dem Postgebäude stand, von einem unbekannten Dieb gestohlen.“ Außerdem kam es zu einer Schlägerei. Unter der Überschrift „Rauferei“ steht geschrieben: „In einer Wirtschaft in der Schwanenstraße kam es zwischen Gästen zu Streitigkeiten, aus denen sich eine Rauferei entwickelte, bei der einem der Beteiligten eine Verletzung mit einem Bierglas beigebracht wurde.“
Zu drastischen Mitteln sah sich offenbar ein Bewohner des Hildener Nordens gezwungen, wie im Anzeigenteil zu lesen ist: „Warne hierdurch alle Nachbarn ihre Hühner fernzuhalten, da ich in meinem Garten Gift gestreut habe. Heinrich Backhaus, Meide 20.“ Was im Vorfeld passierte, blieb unklar.