Internationaler Frauentreff in Hilden Politisches Kochen mit den Stadtoberen

Hilden · Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Hilden und Volkshochschule Hilden-Haan haben zu einer besonderen Aktion nur mit Frauen eingeladen.

 Internationaler Frauentreff: Politisches Kochen mit Bürgermeister Claus Pommer, rechts Rosa Tassone

Internationaler Frauentreff: Politisches Kochen mit Bürgermeister Claus Pommer, rechts Rosa Tassone

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Man nehme: Die Führungsspitze des Rathauses, Bürgermeister Claus Pommer, und den ersten Beigeordneten der Stadt, Sönke Eichner; füge des Weiteren zehn Damen des Internationalen Frauentreffs dazu, lasse das Ganze von den VHS-Chefs Simone Münzer (Haan) und Martin Kurth (Hilden) in der Großküche an der Furtwänglerstraße zusammenkommen und kochen, um anschließend gemeinsam  zu genießen. Aus diesem kommunikativen Gericht namens „Politisches Kochen“, das von Stadt und VHS erstmalig angerührt wurde, entstand ein Abend der besonderen Koch-Art. Die Idee, hiesige Politiker, Ratsmitglieder, Überraschungsgäste, parteiübergreifend und vor allem ungezwungen am Herd zu treffen, entwickelten die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, Kirsten Max, und die VHS-Führung gemeinsam. Angesprochen waren ausdrücklich Frauen, die vielleicht nicht immer die Chance oder den Mut haben, ihre Fragen an den Mann zu bringen. Die Frauen des Internationalen Frauentreffs kommen jeden ersten Montag im Monat in der Cafeteria des Bürgerhauses zusammen. „Wir stellen dann immer ein Büfett zusammen. Jede bringt etwas mit“, berichtet Irene Neumann, die schon seit über zehn Jahren dabei ist.

Mit den Stadtoberen in der geräumigen VHS-Küche zu stehen, ist dagegen für sie eine neue Erfahrung. Hier an der Furtwänglerstraße gibt es viel Platz zum Vorbereiten, einen Raum mit großem Esstisch. Und auch ein wenig Nervosität. Gemeinsam kochen mit den Herren aus dem Rathaus? Die Damen haben sich für alle Fälle bestens vorbereitet. Einen Aperitif gibt es zur Begrüßung ebenso wie zwei Kochschürzen für Claus Pommer und Sönke Eichner. Auf der Menü-Liste steht schon die Speisenfolge, die die Herren im Team abzuarbeiten haben. Rote Beete-Möhren-Apfel-Rohkost, ein Rezept, das Köchin Margarete vorgeschlagen hat: „Lieblingsrezept der Familie.“ Wie sich im praktischen Teil herausstellt, wird der erste Dezernent dafür auch Steckrüben zu reiben haben. Als Hauptspeise hat Turkan türkische Frikadellen mit selbstgemachter Tomatensoße, Reis mit Kichererbsen, Champignons vorgesehen. Viel Knoblauch ist auch dabei. Als Nachtisch wird Rosas italienische Obstplatte versprochen. Nun ist die Atmosphäre einer VHS-Küche in Kombination mit einem großen, von Neonröhren beleuchteten Speisezimmer für Profi-Köche und Gourmets sicher nicht Sterne würdig. Folgendes ist aber zu berichten: Dank der Planung und Vorbereitung der internationalen Köchinnen und der freundlichen Unterstützung der Stadt-Chefs gelingt alles bestens. Dabei erfährt man am Schnibbelbrett, dass bei Eichners auch zu später Stunde noch der Ehemann gerne mal in der Küche hilft. „Das bringt mich runter.“ Dass auch Bügeln zu seinen  Lieblingsentspannungsübungen gehören kann, sollen wir eigentlich nicht verraten, aber wohl, dass Eintöpfe zu den Leibspeisen des Sozialdezernenten gehören. Der promovierte Claus Pommer formt währenddessen Frikadellen. „Köfke“, nennt sie der Bürgermeister, der sowieso für die mediterrane Küche schwärmt wie alle  Mitglieder seiner fünfköpfigen Familie. Zugegebener weise sei seine Frau zu Hause für das Kochen zuständig: „Ich verrichte aber Hilfsdienste wie Tischdecken, Getränke-Reichen und Aufräumen.“ Mit einem Nudelauflauf kann man Pommer kulinarisch glücklich machen.

Nach zwei Kochstunden dürfen dann alle Akteure Platz nehmen. Simone Münzer betont, dass sich diese außergewöhnliche Einladung speziell an Frauen richtet. „Weil sie immer noch in vielen Berufen unterrepräsentiert sind.“ In Kontakt zu Politikern zu kommen und in entspannter Atmosphäre zu plaudern, sei das Anliegen der Veranstaltung, die Teilnahme kostenlos. Und während große Schüsseln herumgereicht werden, Wasser und Wein ausgeschenkt wird, kommen viele Fragen auf den Tisch: Warum etwa ein ganzes Haus vom Sozialamt für eine bedürftige Familie angemietet wird?, will Marion Kaversberg wissen. Antwort: „Weil die acht Kinder haben.“ Sönke Eichner hört zu und hat auch Erklärungen parat, etwa für die Umstrukturierungen des Seniorenbeirats. „Wir suchen händeringend Kollegen.“ Dass in fast allen Bereichen auch Ehrenamtler fehlen, und es bei der Tafel, in der Kleiderkammer oder in der Flüchtlingshilfe an Helfern fehlt, wird ebenso thematisiert wie die Tatsache, dass viele Mitarbeiter der Behörde übelsten Beschimpfungen im Internet ausgesetzt sind. „Das geht so weit, dass wir Sicherheitsdienste einsetzen müssen.“

Sorgenvoll gibt sich in Hinblick auf die kommenden Wintermonate auch Claus Pommer. Trotzdem lässt sich der „Bürgermeister zum Anfassen“ entlocken, dass er trotz vieler Termine durchaus noch ein Privatleben habe. Gerade sei der älteste Sohn ausgeflogen. „Das hat wehgetan.“ Bei Obst-Dessert und einem Espresso klang der kulinarische Abend aus. Fortsetzung mit anderen Mit -Köchen oder Köchinnnen nicht ausgeschlossen.  

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